Henk Groener hat viel tun. Zwar lösten die deutschen Handballerinnen letztlich souverän das WM-Ticket, von einem Spitzenteam ist die DHB-Auswahl aber nach wie vor weit entfernt.
Ein bisschen, so kündigte es Henk Groener an, werde man dieses WM-Ticket schon feiern. Viel Zeit blieb den deutschen Handballerinnen und ihrem Bundestrainer aber nicht. Bereits am Wochenende wartet wieder der Liga-Alltag auf die Spielerinnen der DHB-Auswahl, die sich nach den erfolgreichen Playoffs am Mittwochmorgen mit einem guten Gefühl voneinander verabschiedeten.
"Ich fahre sehr happy nach Hause", sagte Interimskapitänin Emily Bölk nach dem 34:23 (15:11) in Hamm gegen Portugal, das im Kampf um die Qualifikation für die Mega-WM in Spanien (2. bis 19. Dezember) letztlich chancenlos war. Schon einiges sei im zweiten Duell "deutlich besser" gelaufen als noch im Hinspiel (32:27), resümierte Bölk erleichtert: "Wir sind auf einem guten Weg."
Auch ihr Trainer zog nach den zwei keineswegs überragenden Partien ein positives Fazit, gleichwohl die Schwächen unübersehbar waren. Trotz der Personalsorgen standen Groener einige routinierte Kräfte wie Bölk, Dinah Eckerle, Alicia Stolle oder Marlene Zapf zur Verfügung - und dennoch gab es sowohl am Samstag als auch im lange fahrigen Match am Dienstag einige spielerische Probleme.
Bis zur WM wartet viel Arbeit auf den DHB-Coach, wie er auch selbst analysierte. "Wir wissen, dass wir noch nicht das Niveau haben, um bei einer WM ganz vorne dabei zu sein", stellte Groener fest.
Bleibt Bölk Kapitänin?
Dabei ist der Wunsch nach einer Medaille bei einem großen Turnier riesig. Immer wieder wird den DHB-Frauen ihr großes Potenzial bescheinigt, die letzte Teilnahme an den Medaillenspielen eines großen Turniers ist aber bereits 13 Jahre her. Viel zu lange.
Durch die verpasste Olympia-Qualifikation bleibt der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), die in den Playoffs erstmals Spiele ohne die zurückgetretene Kapitänin Kim Naidzinavicius bestritt, nun ein langer Anlauf bis zum WM-Turnier im Winter. Ein Vorteil? "Ich tue mich schwer, eine Nicht-Teilnahme an Olympia als positiv zu bewerten. Das ist nunmal das Nonplusultra", sagte Groener.
Fakt ist aber, dass der Trainer bis zum Start der WM in planmäßig drei Lehrgängen nun in Ruhe mit seinem neu formierten Team arbeiten kann. Zuvor könnte auch über einen neuen Vertrag für den DHB-Coach gesprochen werden, das Turnier mit erstmals 32 Teams ist Stand jetzt das letzte in Groeners Amtszeit. "Wir werden unsere Entwicklung fortsetzen. Wie weit es dann bei der WM reicht, wird man sehen", sagte Groener.
Wer sein Team in Spanien als Kapitänin anführen wird, ist noch offen. Allerdings deutet vieles auf Bölk hin. Die erfahrene Rückraumspielerin, die am kommenden Montag ihren 23. Geburtstag feiert, erhielt viel Lob für ihre interimsweise ausgeführte Rolle als Spielführerin und meldete auch selbst Ansprüche an.
"Es war eine große Ehre, dass ich das Team führen durfte. Klar ist auch: Ich freue mich, wenn die Mannschaft und das Trainerteam mir über die zwei Spiele hinaus das Vertrauen schenken", sagte sie.