Den ein oder anderen Dunk hat Yuta Watanabe in seiner NBA-Karriere schon abgewehrt. Mit Nikola Vučević bekam das auch schon ein All Star zu spüren. Watanabe hat noch einiges vor, zuletzt sah er aber gar nicht so gut aus.
Beim Gastspiel der Raptors in Minnesota Mitte Februar steigt Rookie Anthony Edwards von links für seinen einhändigen Slam hoch. Watanabe will ihn stoppen, ist nach einem kurzen Zögern aber zu spät oben.
Edwards stopft das Leder krachend durch den Ring und beide Spieler landen auf dem Parkett. Die Wolves küren den Dunk prompt zum "Dunk of the Year".
Vince Carter gähnt wahrscheinlich nur leise beim Anblick dieser Szene, doch Watanabe hat seinen unrühmlichen Platz in der Saison-Geschichte sicher.
Doch wer ist der Small Forward der Raptors, der in seiner Heimat ehrfürchtig "The Chosen One" genannt wird? Die Geschichte eines Japaners, der offensichtlich mehr sein will als der Nebendarsteller auf einem Poster.
Yuta Watanabe wächst in einer echten Basketball-Familie auf, seine Mutter war sogar Nationalspielerin. Nachts bleibt er wach, um sein Idol Kobe Bryant spielen zu sehen und als Yuta Tabuse 2004 als erster Japaner sein NBA-Debüt feiert, packt ihn der Ehrgeiz.
"Er ist 201cm groß, aber kann wie ein Guard spielen", sagt Kimikazu Suzuki 2013, nachdem er Watanabe zum ersten Mal für die Nationalmannschaft nominiert hat (mittlerweile misst Watanabe 2,06m). Über eine Preparatory-School in Connecticut schafft er es tatsächlich in die NCAA – als erster Japaner sogar mit einem Stipendium.
Neuer Anlauf in Toronto
Für die George Washington Colonials kommt er zunächst als Scorer von der Bank. Im ortsansässigen Smith Center sind immer öfter laute "Yu-ta!"-Rufe zu hören und in der letzten Saison legt er in knapp 36 Minuten 16,3 Punkte, 6,1 Rebounds, 1,6 Blocks und eine um fünf Prozentpunkte verbesserte Dreierquote auf. Als Defensive Player of the Year seiner Conference wird er bei der Draft 2018 nicht ausgewählt.
Über das Summer-League-Team der Nets landet er bei den Grizzlies, wo er als zweiter Japaner in der NBA in zwei Saisons nur auf 33 Einsätze kommt. Sein Career-High von 40 Punkten in der G-League beschert Watanabe mehr Einsätze, für den Durchbruch reicht es aber nicht. Als Free-Agent startet er einen neuen Anlauf in Toronto.
Schon Anfang März hatte Watanabe mehr Saisonspiele auf dem Konto als in seinen Spielzeiten in Memphis. Er wurde bereits mit seinem ersten NBA-Start belohnt, auch wenn seine Zahlen noch nicht berauschend sind (2,8 Punkte und 3,1 Rebounds in 11,8 Minuten). Mut machen kann sein Engagement auf dem Court und sein Tempo. Auch wenn der Linkshänder bei vielen Bewegungen noch staksig aussieht, hat er keine Scheu, ins 1-gegen-1 zu gehen und fürchtet auch Duelle mit kleinen, flinken Guards nicht, wie ein YouTube-Clip mit Payton Pritchard unlängst zeigte.
"Ich verstehe unser System schon gut, aber ich muss weiter an mir arbeiten, um dem Team zu helfen", resümiert Watanabe. Er muss sich sicher noch gedulden, bis er richtig viele Minuten sieht. Immerhin ist die Raptors-Bank auf seiner Position nicht wahnsinnig tief. Vielleicht ist er bald auch für Coach Nick Nurse öfter "The Chosen One".
Nikola Vučević wird sich sicher an den "Auserwählten" erinnern. Und dann ist Watanabe vielleicht wirklich mehr als der Nebendarsteller auf Edwards Poster.
Lionard Tampier






































