Vor dem ersten Trainingsfreitag der Saison war die große Frage: Wie stark ist der Ferrari SF21 wirklich? Viel schlauer sind die Beovachter der Formel 1 nach den beiden ersten Sessions in Bahrain noch nicht. Ein kompletter Fehlgriff scheint der Bolide aber nicht zu sein, wie Platz vier von Carlos Sainz am Abend beweist. Charles Leclerc konnte sich hingegen nur auf Platz zwölf wiederfinden, war in der ersten Session aber auch guter Fünfter.
"Heute war ein positiver Tag", zieht der Monegasse zufrieden Bilanz. "Wir hatten vielleicht nicht erwartet, so konkurrenzfähig zu sein - auch wenn es noch früh ist." Dass er in der zweiten Session so weit hinten lag, macht er daran fest, dass er ein paar Schwierigkeiten mit dem Auto hatte. "Ich konnte nicht die Runde beenden, die ich wollte", sagt er.
Trotzdem sprechen wir dabei nur von siebeneinhalb Zehntelsekunden Rückstand, sodass der Abstand nach vorne eigentlich nicht sonderlich groß war. Leclerc spürt nach eigener Aussage eine Menge Motivation im Team und auch die Verbesserungen am Auto. "Das ist gut", so der Ferrari-Pilot. "Und morgen werden wir dann genau wissen, wo wir stehen."
Sainz: Schwierige Bedingungen schwer antizipierbar
Auch für Teamkollege Carlos Sainz war die zweite Session etwas schwieriger, was vor allem am zunehmenden Wind lag. "Das hat die Autos und die Balance etwas mehr an die Grenzen gebracht und das Feld enger zusammenrücken lassen", so der Spanier.
Vor allem für ihn sei das nach seinem Teamwechsel schwieriger gewesen, weil er im Gegensatz zu seinem McLaren nicht wusste, wie der Ferrari auf veränderten Wind reagieren würde. "Bei McLaren wusste ich perfekt, was das Auto macht. Ich konnte antizipieren und unabhängig der Bedingungen immer 95 bis 100 Prozent herausholen", sagt er.
"Aber wenn du das Team wechselst, dann weißt du nicht mehr, wie das Auto reagieren wird. Daher unterfährst du es immer ein wenig", so Sainz. "Du willst ja keine dummen Fehler machen und bleibst unter dem Limit."
Hülkenberg: Ferrari steht deutlich besser da
Die Zeiten sagen für ihn daher nur wenig aus. "Ich denke, dass der Longrun besser gezeigt hat, wo jeder steht. Man kann klar sehen, dass Mercedes und Red Bull einen Vorteil haben. Ich bin aber überrascht, wie nah alle bei den Shortruns beieinander lagen."
Doch wo liegt der Ferrari nun? Das bleibt weiterhin die Frage. "Ich glaube schon, dass sie deutlich besser dastehen als letztes Jahr, nicht dass sie alles in Grund und Boden fahren", vermutet Ex-Pilot Nico Hülkenberg bei "Servus TV". "Im Moment ist meine Vermutung so rund um die dritte, vierte Kraft, dass sie sich da befinden. Die Frage ist, wie gut sie im Vergleich zu allen anderen entwickeln werden."
Laut Leclerc sei im Ferrari aber noch einiges drin: "Wir sind noch nicht Vollgas gefahren", kündigt er an. "Aber ich glaube auch nicht, dass das bei irgendjemanden heute der Fall war. Wir wissen nicht, wie viel Sandbagging jeder betreibt. Das wird morgen im Qualifying klar werden."

