Während in der 2. Liga Spiele abgesagt wurden und bereits Abbruchszenarien kursieren, darf Hansa Rostock am Wochenende 777 Fans ins Stadion lassen.
Es klingt verrückt, doch ist für viele Vereine und Millionen von Sportfans ein kleiner Hoffnungsschimmer: Hansa Rostock wird am Wochenende als erster Profi-Fußballklub seit fast fünf Monaten wieder vor Zuschauern im Stadion spielen. Während in der 2. Liga zuletzt Spiele abgesagt wurden und im Angesicht der dritten Coronawelle schon Abbruchszenarien kursieren, beschreitet der Drittligist neue Wege.
Für Rostocks Heimspiel gegen den Halleschen FC am Samstag (14:00 Uhr) werden 777 Zuschauer im Ostseestadion zugelassen, die sich zuvor alle einem Corona-Schnelltest unterziehen. Ein entsprechendes Konzept winkte Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerium am Mittwochabend durch. Am Donnerstagabend gab dann auch das Kabinett grünes Licht. Vorausgegangen waren intensive Beratungen von Klub, Landesregierung und Vertretern der Stadt. Hansa ist damit der erste Verein in Deutschland, der seit Ende Oktober wieder vor Fans spielen darf.
"Das Gesundheitsamt Rostock hat das Konzept gebilligt, und wir sind auch zu der Überzeugung gelangt, dass das Spiel vor Zuschauern stattfinden kann", sagte Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) am Abend: "Es gibt insgesamt die Auflage, hier Erfahrungen zu sammeln und dem Deutschen Fußball-Bund mitzuteilen, welche Stärken und Schwächen das Konzept hat."
Schon zuvor hatte Glawe im NDR von einer "großen Herausforderung für den Verein und für die Zuschauer" gesprochen, "Fußball unter Pandemie-Bedingungen im Land zu ermöglichen". Möglich machen den Vorstoß die niedrigen Inzidenzwerte an der Ostsee. Die Sieben-Tage-Inzidenz in der Hansestadt lag am Donnerstag bei 22,9 registrierten Infektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche.
Hansa Rostock plant schon mit 3000 Zuschauern
Die Fan-Zulassung fürs Wochenende, bei der die bekannten Regeln wie Maskenpflicht und Abstandhalten natürlich gelten, soll für den Drittliga-Zweiten nur ein erster Schritt sein. Funktioniert das Konzept reibungslos, planen die Hansa-Macher schon bald mit bis zu 3000 Zuschauern.
"Es ist unrealistisch, dass wir auf einen Knopf drücken und es wieder so ist wie im Februar 2020", hatte Rostocks Vorstandschef Robert Marien kürzlich gesagt: "Es wird von heute auf morgen keine Normalität geben. Wir müssen sie uns Stück für Stück erkämpfen. Dazu müssen wir diesen ersten Schritt gehen, um danach den zweiten und dritten zu machen."
Die Rostocker Perspektiven muten angesichts der Nachrichten aus der 2. Liga skurril an. Denn nur eine Klasse drüber, in jener Liga also, in die Rostock im Sommer aufsteigen will, befürchten einige nach vier Spielabsagen und etlichen Infektionsfällen schon den Corona-Kollaps.
"Wenn man die letzten Ereignisse nimmt, dann könnte es mit dem Spielplan eng werden", warnte Frank Schmidt, Trainer des 1. FC Heidenheim, angesichts der sich häufenden Corona-Infektionen im Podcast des Hamburger Abendblatts: "Keiner kann garantieren, dass es die letzten Fälle waren."
Holstein Kiel und Hannover 96 befinden sich aktuell komplett in Quarantäne, das Team von Jahn Regensburg kehrte nach einem Corona-Ausbruch gerade erst aus fast dreiwöchiger Zwangspause zurück. Heidenheims nächster Gegner Hamburger SV kam immerhin trotz einer Corona-Infektion des Stürmers Simon Terodde um eine Gruppen-Quarantäne herum.
Derlei Sorgen gibt es in Rostock momentan nicht. Bei Hansa keimt Hoffnung.




























