In der Fußball-Bundesliga sorgte Sami Allagui mit Hertha BSC und dem FSV Mainz 05 für Aufsehen, nun engagiert sich der ehemalige Stürmer für wohltätige Zwecke und hat dabei ganz besonders das Wohlergehen benachteiligter Kinder im Blick.
Mit sport.de hat Allagui über seine Initiative My Jersey 4 Kids (MJ4K) gesprochen, verraten, über welchen Star er sich in seinem Arche-Cup-Team am meisten freut und außerdem von Thomas Tuchel geschwärmt.
Herr Allagui, wie kam die Verbindung zur Arche zustande?
Sami Allagui: Wir hatten die Idee, etwas Gutes zu tun, und haben uns dann dieses Klick-Turnier überlegt mit den acht Kapitänen und geschaut, welche Organisation gut dazu passt. Die Arche ist bundesweit tätig, das passt gut zu unserem Turnier.
Ich selbst war schon in meiner Hertha-Zeit in Verbindung mit der Arche. Die Arche arbeitet transparent und seriös und leistet gute Arbeit. Lusti (Fabian Lustenberger, Anm. d. Red.) war sogar in Berlin Pate der Arche. Wir sind dort vorbeigegangen, haben den Kindern ein paar Sachen mitgebracht, Trikots und Bälle, und haben mit ihnen Zeit verbracht. Ich hatte immer einen Draht dorthin. Letztlich haben wir uns ausgetauscht und es hat gepasst. Die Freude dort war groß. Es geht um viele, viele Kinder, die benachteiligt sind und von der Arche in ihren Standorten unterstützt werden.
Welche Bedeutung haben gemeinnützige Projekte grundsätzlich für Sie?
Ich war immer offen dafür. Ich habe es nie an die große Glocke gehängt und immer mehr gemacht als gesagt. Ich habe immer gemacht, was möglich war. Ich bin auch jedes Jahr im Urlaub in den Heimatort meiner Eltern in Tunesien gereist. Dort mache ich auch etwas. Ich bin nur keiner, der das überall postet.
Diese Aktion jetzt ist jedoch noch mal was anderes, auch weil ich meine Karriere beendet habe. Die Idee ist mit Maik (Franz Anm. de. Red.) entstanden und immer größer geworden. Es ist gut, dass wir es jetzt wirklich groß aufziehen.
Haben Sie sich Ihr Team ganz nach Ihrem Wunsch zusammengestellt?
Ehrlich gesagt, fühle ich mich eher als Sportdirektor als als Kapitän (lacht). Es war gefühlt wie auf dem Transfermarkt. Ich muss offen gestehen, ohne den Jungs jetzt zu nahe zu treten: Aus der ersten Aufstellung, die ich am Anfang hatte, sind vielleicht noch ein bis zwei Spieler übrig geblieben. Wir wollten coole Spieler, bekannte Spieler und nicht nur Freunde ins Team nehmen. Deswegen haben wir gesagt: Jeder macht sein coolstes Team.
- Team Sami Allagui (Arche-Standort Hamburg-Jenfeld):
- Loris Karius, Karim Haggui, Vincent Kompany, Antonio Rüdiger, André Schürrle, Heung-min Son, Xavi, Robert Lewandowski, Eric Maxim Choupo-Moting, Mesut Özil
Ihr Team hat also Siegpotenzial?
Auf jeden Fall! Wobei: Ich kann es nicht so richtig sagen. Das ist ja das Coole an dem Turnier. Es ist wie im wahren Fußball: Da kann jeder jeden schlagen. Es gibt nicht die klaren Favoriten. Es geht um viel mehr. Wer nimmt seine Community mit, wer mobilisiert am besten. Von den Namen her bin ich auf jeden Fall gut dabei.
Sie haben zum Beispiel Mesut Özil mit 24 Millionen Followern im Team …
Ja, das stimmt. Aber das Coole ist ja auch, dass ich Spieler im Team habe, die ich gar nicht persönlich kenne, die dennoch die Aktion durch eine Anfrage von mir mitbekommen und sofort zugesagt haben. Ich habe zum Beispiel eine Videobotschaft von Xavi bekommen, wie er das Trikot von seinem Klub in Katar live unterschreibt und dazu ein Foto. Und jetzt habe ich im Mittelfeld einfach mal Xavi dazugewonnen. Das ist für mich eine riesige Ehre. Und alles kommt den Kindern zugute. Es ist krass und sehr schön zu sehen, wie sehr der Fußball verbindet.
Haben Sie eine lustige Anekdote zu einem ihrer Teamkollegen auf Lager?
Ja. Ich denke da zum Beispiel an Vincent Kompany, der über zehn Jahre bei Manchester City war, dort fast alles gewonnen hat und der mittlerweile Trainer ist. Gegen ihn habe ich im letzten Jahr noch gespielt, als er Spielertrainer bei RSC Anderlecht war. Ihn habe ich wegen der Aktion angerufen und ihm alles erklärt. Nach fünf Minuten kam eine Videobotschaft und ein Foto inklusive positivem Feedback. Wir haben keine Trikots von irgendjemandem gefordert, sondern die Aktion erklärt und sie alle mitgenommen bekommen. Und das war das Schöne für uns. Dieses Projekt ist unser kleines Baby. Jeder hat Gehör dafür und findet es cool. Es macht einen Heidenspaß!
Welches Trikot werden Sie für MJ4K versteigern lassen?
Da ich ja für die Arche Hamburg spiele, werde ich mein Trikot aus meiner Zeit beim FC St. Pauli der Aktion widmen.

Sie haben vor einem halben Jahr Ihre Karriere beendet, wie sehr juckt es noch in den Beinen, doch wieder auf den Platz zu wollen?
Es ist alles noch relativ frisch, ich habe ja trotz des Abstandes noch jeden Tag mit dem Fußball zu tun. Ich habe zum Beispiel bei Sky als Analyst/Experte meine beiden Ex-Vereine Hertha und Mainz kommentiert. Die aktuelle Lage während der Corona-Pandemie ohne Fans im Stadion ist natürlich nicht toll. Ich würde gern einfach mal ins Stadion gehen und ein Fußballspiel sehen. Das hatte ich nach der Fußballkarriere vor, wollte mir Chelsea, Mailand, einen Clásico angucken. Ich schaue natürlich dennoch Fußball und bleibe auf dem Laufenden. Wären die Knieprobleme nicht da, hätte ich sicher auch noch weitergekickt. Das ging leider nicht. Es ist bitter, doch ich bin mittlerweile fein damit und versuche, mich anders aufzustellen.
Wenn Sie noch einmal mit einem Ihrer Ex-Vereine in einem großen Finale stehen könnte, welcher Klub wäre das in einem Wunschtraum?
Dann wäre das wohl am liebsten mit der Hertha. Mit Berlin in einem Finale zu stehen, wäre ein schöner Traum. Wobei ich auch gern im Mainz- oder Fürth-Trikot war. Ganz allgemein stehe ich mit all meinen Ex-Vereinen noch in sehr gutem Kontakt. Auch mit dem FC St. Pauli. Ich hatte das Glück, dass ich in jedem Verein wirklich familiär aufgenommen wurde und auch bis heute noch familiären Kontakt habe und eingeladen werde. Auch mit Jena und Anderlecht. Ich bin mit allen irgendwie noch eng verbunden, habe mich nie im Bösen getrennt. Ganz im Gegenteil.
Bei Mainz und Hertha geht es in dieser Saison um die Existenz. Muss einer den Weg in die 2.Liga gehen?
Ich hoffe nicht. Und ich gehe auch davon aus, dass sie es beide packen. Mainz kommt gerade mit einer unfassbaren Power. Christian (Heidel) war damals Manager, als ich da war, mit Bo (Svensson) habe ich damals zusammengespielt. Mit beiden habe ich letztens geschrieben und gesprochen. Ich hoffe, dass sie es packen.
Von welchem Trainer haben Sie am meisten gelernt?
Jeder Trainer hatte etwas. Vom Fußballerischen her war das allerdings mit Abstand am meisten von Thomas Tuchel. Er hat mich echt geprägt. Unter ihm habe ich mein erstes Bundesligaspiel gemacht, gleich getroffen. Taktisch gesehen kenne ich keinen besseren Trainer als Thomas. Er war gefühlt unser zwölfter Mann mit seinem ganzen Trainerstab. Da war jedes Training wie ein Spiel. Da war das Spiel eigentlich ein Klacks. Damals in Mainz haben wir Rekorde gebrochen, haben in den ersten sieben Spielen sieben Siege geholt. Da waren wir mit Mainz 05 Erster, haben sogar die Bayern geschlagen in diesen ersten sieben Spielen. Zur Winterpause standen wir auf Platz zwei, das war eine unfassbar schöne Zeit.
Hat sich damals schon angedeutet, dass Thomas Tuchel einen derart erfolgreichen Weg gehen würde?
Für mich ja. Es war nur eine Frage der Zeit. Das hat er sich alles verdient. Er ist ein Top-Trainer, der sich immer weiterentwickelt hat. Die Titel, die er geholt hat und zuletzt das Champions-League-Finale mit Paris: Das ist einfach eine tolle Leistung.
Sie waren früher in den Kabinen der Liga als DJ bekannt. Ist die Liebe zur Musik geblieben?
Schon, ja. Das waren immer Rituale vor dem Spiel. Ich war für meinen Musikgeschmack bekannt und hatte ein Ohr für jeden. Ich hatte zu jedem Spieltag eine Playlist. Bei Siegen ist sie gleich geblieben und wurde nur geändert, wenn wir verloren haben. Da war für alle etwas dabei. Da hat sogar der Trainer vor dem Spiel mal mitgewippt. Dadurch wurden wir locker, viele Songs wurden Motivationslieder. Es hat Spaß gemacht.
Wie geht es für Sie beruflich weiter? Wie sieht Ihre weitere Karriere aus?
Ich strebe ein Sportmanagement-Studium an, möchte mir Einblicke verschaffen und in Ruhe Vereinsstrukturen kennenlernen. Gern würde ich im Fußballbusiness bleiben.
Das Gespräch führte Chris Rohdenburg
MJ4K – My Jersey 4 Kids – ist eine Initiative der beiden ehemaligen Fußballprofis Maik Franz und Sami Allagui für das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen. Unterstützt wird die Initiative von Deutschlands größtem Online-Fußballausstatter 11teamsports, Alpha Sports United, der CarFactory GmbH, dem offiziellen Medienpartner sport.de und der Agentur brandmade.