Linksaußen Marcel Schiller ist der Senkrechtstarter im deutschen Team. Der Göppinger hat Kapitän Uwe Gensheimer bei der Olympia-Qualifikation den Rang abgelaufen.
Fünf Tore gegen Schweden, sieben Treffer gegen Slowenien: Marcel Schiller ist bei den deutschen Handballern so etwas wie der Gewinner der Olympia-Qualifikation. Mit seinem schnörkellosen Spiel hat der Göppinger Linksaußen dem formschwachen Kapitän Uwe Gensheimer vorerst den Stammplatz abgeluchst. Doch Schiller nimmt den ganzen Wirbel um seine Person erstaunlich gelassen.
"Für mich ist das einfach nur ein Handballspiel", sagte Schiller, nachdem er gegen Slowenien, seinem erst 18. Länderspiel, erneut zum besten deutschen Torschützen avanciert war. Der 29-Jährige macht sich keinen Kopf - und genau das macht momentan den Unterschied zum zunehmend verkrampft wirkenden Gensheimer.
Gensheimer sah am Samstag von der Bank aus zu, wie Schiller beim Kantersieg (36:27) im Schlüsselspiel gegen die Slowenen genau das zeigte, was Bundestrainer Alfred Gislason von seinen Außenspielern erwartet. Schiller agierte blitzschnell im Gegenstoß und ließ sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen. Nach zwei Fehlwürfen in der Anfangsphase verzagte er nicht und versenkte anschließend jeden seiner sieben Versuche.
"Ich will immer mein Bestes geben und das Maximale herausholen"
"Für mich ist das nicht so, dass ich sage: In Göppingen ist es nur der Verein, hier die Nationalmannschaft. Ich will immer mein Bestes geben und das Maximale herausholen", sagte Schiller, Vater eines zweijährigen Sohnes, erfrischend uneitel. Viele Jahre wartete er auf seine große Chance im Nationalteam. Nun, kurz vor den Olympischen Spielen, ist sie gekommen - und er scheint sie zu nutzen.
Gegen Slowenien, dem wichtigsten DHB-Spiel seit Jahren, stand Schiller nicht bloß in der Startsieben, sondern er löste Gensheimer auch als erster Siebenmeterschütze ab. Schon bei der WM in Ägypten, seinem ersten großen Turnier mit der Nationalmannschaft, hatte Schiller seinen prominenten Positionspartner mit 21 Turniertreffern (Gensheimer 14) in den Schatten gestellt.
Coach Gislason gibt sich bei der Frage nach seinen Linksaußen diplomatisch. "Die beiden teilen sich die Position", sagte der Isländer am Wochenende. Er sei froh, "zwei starke Außen" zu haben.
Während Gensheimer am Freitag gegen Schweden (25:25) nur jeden zweiten seiner sechs Würfe im gegnerischen Tor unterbrachte, avancierte Schiller in der dramatischen Schlussphase zum entscheidenden Mann und sorgte mit seinem fünften Treffer (bei sechs Versuchen) Sekunden vor dem Ende für den so wichtigen Punktgewinn.
"Ich musste das Tor werfen", sagte Schiller achselzuckend, "aber das ist bei mir auch im ersten Angriff so". Der Treffer sei aber nicht das Wichtigste gewesen, gab er hinterher zu Protokoll, "die Abwehraktionen waren meiner Meinung noch viel wichtiger".



























