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Barca von PSG gedemütigt: Messis Endspiel

Lionel Messi (r.) droht mit dem FC Barcelona das Achtelfinal-Aus
Lionel Messi (r.) droht mit dem FC Barcelona das Achtelfinal-Aus
Foto: © Alberto Estevez via www.imago-images.de
17. Februar 2021, 10:15

Bleibt er? Geht er? Lionel Messis Zukunft ist weiter ungeklärt, der beste Fußballer der Welt hat noch keinen Verein für den Sommer. Ein frustrierender Champions-League-Abend liefert dem Superstar ein klares Signal, wohin die Reise gehen könnte.

Glanzvoll ist die lange, lange Ehe zwischen Lionel Messi und dem FC Barcelona. Der Argentinier wird bei den Katalanen zum besten Spieler unserer Zeit, die magische Fußballkunst Messis zaubert Trophäe um Trophäe ins Klubmuseum. Es ist eine einzigartige Geschichte. Sie endet schmerzhaft, fast qualvoll. Nicht mit einem Paukenschlag, wie es Messi mit seiner Kündigung im Sommer gerne gehabt hätte. Nein, es geht quälend langsam zu Ende. Frustrierend, demütigend und für alle ersichtlich: Etwas Großes stirbt gerade. Oder ist schon tot.

"Diesmal ist es wirklich vorbei", schreibt die spanische Sport-Tageszeitung "As", traditionell dem FC Barcelona eher nahestehend, nach dem frustrierenden 1:4 (1:1) des fallenden Großklubs gegen ein furioses Paris St. Germain im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals. Das Duell hatte es schon einmal gegeben, 2017 verloren Messi und seine verbliebenen Kollegen einer außergewöhnlichen Generation an Fußballspielern in Paris 0:4 - und lieferten beim 6:1 im Camp Nou eines der größten Fußballwunder der jüngeren Geschichte.

Der Albtraum ist noch nicht vorbei

Im Rückblick markiert das Spiel das glanzvolle Ende einer einzigartigen Ära. Das erfolgreiche Spektakel war die letzte Ausnahme, krachende Demütigungen in den K.-o.-Spielen sind zur Norm geworden, auch für Messi. 0:3 verlor man zuletzt in der Gruppenphase gegen Juventus Turin, ein 0:3 gegen die AS Rom 2018 hatte schon tiefe Wunden gerissen, beim FC Liverpool setzte es 2019 an der Anfield Road ein legendäres 0:4-Debakel und über das 2:8 gegen den FC Bayern beim Finalturnier in Lissabon will in Barcelona niemand mehr reden, aber alle werden sich noch lange, lange daran erinnern.

Gegen PSG, bei denen ein entfesselter Kylian Mbappé mit jedem seiner vielen gelaufenen Hochgeschwindigkeits-Meter, mit jedem seiner drei Tore tiefer in die klaffende Barça-Wunde stach, bekam Messi mal wieder vorgeführt, warum er den Klub im Sommer fluchtartig verlassen wollte. Zuletzt habe er "in diesem Klub kein Glück mehr gefunden", schimpfte Messi seinerzeit, nachdem er versichert hatte, nicht vor Gericht mit dem Klub um eine Klausel in seinem vertrag zu streiten, die ihm nach seiner Überzeugung einen ablösefreien Wechsel zur laufenden Saison ermöglicht hätte. Der Albtraum, als den heimische Presse und die Barça-Fans die Tage der Ungewissheit über den Verbleib des Idols bezeichneten, schien da überstanden. Inzwischen ist längst klar: Der Albtraum der Blaugrana geht noch weiter.

Und Messi wird nicht mehr Teil des Erwachens sein. Messi spielte gegen PSG, so schreibt es "Sport" pathetisch, "um zu wissen, ob er im Camp Nou noch sein Glück finden kann oder ob er nach Paris fliehen muss, um seine verlorene Hoffnung zu finden." Die Demontage im eigenen Wohnzimmer lieferte klare Antworten. Am Ende eines schlimmen Abends schlich der hochdekorierte Superstar, der sich schnell nach dem Abpfiff voller Frust seines Trikots entledigt hatte, mit hängendem Kopf vom Platz, während auf der anderen Seite des Feldes der Gegner den Sieg der Zukunft über die Vergangenheit feierte.

Immerhin: Es könnte auch seine, Messis, Zukunft sein. PSG ist neben Manchester City der wohl einzige Klub, der sich mit vielen Petrodollar die Dienste des sechsfachen Weltfußballers leisten könnte. An der Seite von Mbappé, sollte er seinen Vertrag in Paris verlängern, anstatt zu Real zu wechseln, und seines einstigen Mannschaftskollegen Neymar könnte der fußballerische Lebensabend des 34-jährigen Ausnahmespielers glanzvoll sein. Das Gegenteil der Gegenwart.

"Er kann es nicht akzeptieren"

Dieses Barcelona des Jahres 2021 tut, was es kann. Die Mannschaft ist in der Lage, sieben Spiele in La Liga in Folge zu gewinnen. Aber nicht mehr, europäische Giganten zu schlagen. Der neue Trainer Ronald Koeman ist angetreten, um den FC Barcelona fit für die Zukunft zu machen, mit allen Schwierigkeiten. In der Liga kann der 26-fache spanische Meister den weit enteilten Tabellenführer Atlético Madrid bestenfalls noch erahnen. Dort schießt ausgerechnet Luis Suárez die Tore. Den Uruguayer hatte man nach erfolgreichen Jahren vor der Saison recht uncharmant aus Barcelona vertrieben - sehr zum Unmut Messis. In der Champions League scheint das früheste Ausscheiden seit 2007 unabwendbar.

Im Dezember hatte Messi nach dem Sommertheater Fans und Verein auf einmal wieder leise Hoffnungen auf einen ewigen Verbleib in Barcelona gemacht: "Ich weiß nicht, ob ich gehen werde oder nicht, aber wenn ich gehe, würde ich es gerne auf die beste Weise tun", hatte er im Interview mit dem TV-Sender "La Sexta" gesagt. Für einen Neuaufbau, Lichtjahre entfernt von großen, also internationalen Erfolgen, dürfte Messi aber nicht zur Verfügung stehen.

"Er kann nicht akzeptieren, dass andere Teams die Champions League gewinnen. Und Barça, mit Lionel, dem besten Spieler in der Geschichte des Spiels, hat kein Team, das wettbewerbsfähig genug ist, um sie zu gewinnen", sagte Joan Laporta, Präsident während der größten Barça-Jahre 2003 bis 2010, als man unter Pep Guardiola zahllose Titel gewann, jüngst. "Er ist an einem Punkt, an dem er immer noch erfolgreich sein und Titel gewinnen möchte." Das Debakel im eigenen Wohnzimmer, überrannt Seite an Seite mit alten Weggefährten wie Sergio Busquets und Gerard Piqué, bemüht aber ohne jede Durchschlagskraft unterstützt von einer neuen Generation aus Antoine Griezmann oder Frenkie De Jong, war das nächste, vielleicht das wichtigste Signal an den weiter titelhungrigen Superstar. Eine erneute internationale Demütigung: Es könnte Messis katalanisches Endspiel gewesen sein.

Till Erdenberger

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