Sechsmal WM-Gold, neun WM-Medaillen: Mikaela Shiffrin ist erneut dabei, die Rekordbücher umzuschreiben - und interessiert sich nicht dafür.
Schon die nackten Zahlen sprechen für sich. Mikaela Shiffrin hat zweimal Gold bei Olympia gewonnen, seit Montag ist sie sechsfache Weltmeisterin - und neunfache Medaillengewinnerin bei den globalen Titelkämpfen. Außerdem siegte sie schon bei 69 Weltcup-Wettbewerben und belegte in der Gesamtwertung dreimal Platz eins.
Doch das Bemerkenswerteste ist: Shiffrin wird am 22. März erst 26 Jahre alt. Und: Die Rekorde, die sie bislang aufgestellt hat und noch aufstellen wird, sind ihr, salopp gesagt, ziemlich wurscht.
"Ich mach mir da keinen Kopf", versicherte Shiffrin am Montag. Mit dem souveränen Sieg in der Kombination und ihrer damit neunten WM-Medaille ist sie jetzt US-Rekordhalterin vor Lindsey Vonn.
Allerdings: "Das ist doch nur eine Zahl", sagte Shiffrin und betonte: "Ich weiß ja nicht mal, welche Zahl es ist." Zumal sich diese Zahl ja im Verlauf dieser Woche wohl noch ändern wird: Im Riesenslalom am Donnerstag und im Slalom am Samstag zählt sie zu den Anwärterinnen auf eine Medaille, was sonst? Und so, wie sie in Form ist, ist Gold kein Hirngespinst.
Konkurrentinnen erkennen Überlegenheit an
Zu den großen Verehrern von Shiffrin gehört zweifelsohne Felix Neureuther. "Sie ist die beste Skifahrerin aller Zeiten", schwärmte der "ARD"-Experte während der Übertragungen aus Cortina d'Ampezzo mehrfach.
Keine, sagte der ehemalige Weltklasseläufer im Slalom, keine stehe besser auf dem Ski als Shiffrin. Im Super-G-Rennen zum Auftakt der WM war sie Titelverteidigerin, hatte allerdings nach dem Tod ihres Vaters vor einem Jahr keine Rennen mehr in dieser Disziplin bestritten: Vier Trainingstage genügten ihr, um trotz eines schweren Fehlers Bronze zu gewinnen.
Es folgte eine Machtdemonstration in der Kombination, die ja mittlerweile aus einem Super-G und einem Slalom besteht. Rivalin Petra Vlhová aus der Slowakei, mit üppigen 0,86 Sekunden Zweite im alpinen Zweikampf, stellte danach lapidar fest: "Sie war im Super-G und im Slalom perfekt."
Michelle Gisin, Olympiasiegerin in der Kombination und diesmal Dritte, sagte sinngemäß, dass Shiffrin an diesem Tag einfach eine Nummer zu groß gewesen sei. Davon abgesehen: "Ich möchte mir wirklich nochmal ihren Slalom anschauen", der müsse toll ausgesehen haben.
Shiffrin ohne Druck jetzt noch besser?
Shiffrin hatte bei aller Freude über den Sieg vor allem eine indirekte Warnung für die Konkurrenz. "Eine Medaille zu gewinnen, nimmt Druck weg", sagte sie. Und das Beste sei nun mal, die Dinge stressfrei angehen zu können.
"Wenn ich keine Erwartungen an mich habe, dann kann ich mich wirklich auf die wichtigen Dinge konzentrieren, und dann ist mein Skifahren richtig gut." Darum geht es Shiffrin: Gut Ski zu fahren. Die Medaillen kommen dann von selbst. Und die Rekorde. Aber die sind ihr ja eh herzlich egal.
Der Vollständigkeit halber sei allerdings erwähnt: Nur die legendäre Christl Cranz (12 Gold, 15 Medaillen), Anja Pärson (Schweden/7 und 13) und Marielle Goitschel (Frankreich/7 und 11) haben mehr WM-Titel und -Medaillen gewonnen als Shiffrin. Aber das kann sich ja noch ändern.