Die erfolgsverwöhnten deutschen Biathlon-Männer stecken ausgerechnet bei der WM im Tief. Der Druck steigt, doch im Klassiker über 20 km soll die Wende gelingen.
Die historischen Desaster in Sprint und Verfolgung? Abgehakt! Die schwer angeschlagenen Biathleten suchen im Klassiker über 20 km den Weg aus der Krise. "Das muss man abschütteln. Wir haben schon noch was vor und wollen die WM nicht über uns ergehen lassen", sagte Sprint-Olympiasieger Peiffer vor dem Einzel am Mittwoch (14:30 Uhr) trotzig.
Der Druck ist nach dem unerwarteten Fehlstart groß. Doch trotz der herben Rückschläge war auch Bundestrainer Mark Kirchner nach einer Krisensitzung um Zuversicht bemüht.
"Am Mittwoch geht es von null los, da wollen wir beweisen, dass wir zu den besten Nationen gehören", betonte Kirchner. Gerade im Biathlon könne es sich "ganz schnell drehen".
Deutsche Athleten am Schießstand nicht konkurrenzfähig
Das Selbstvertrauen ist jedoch angeknackst, nachdem Peiffer und Co. in den ersten beiden Einzelrennen das jeweils schlechteste WM-Ergebnis abgeliefert haben. Peiffer war auf den Rängen 36 und 20 jeweils der "beste" deutsche Athlet. Lesser hatte sich als 66. im Sprint erst gar nicht für den Verfolger qualifiziert.
Vor allem am Schießstand klappte bisher wenig bis gar nichts. Bereits 29 (!) Fehler erlaubten sich die DSV-Männer bei sechs Einlagen. "Bei 80 Prozent Trefferleistung kann man so schnell laufen wie man will, da werden nie Topergebnisse drin sein. Das ist der Punkt, an dem wir uns steigern müssen", unterstrich Peiffer. Man sei deshalb auch nicht "in bester Stimmung", ergänzte der 33-Jährige.
"Es fuchst einen. Es ist für die Psyche nicht einfach", räumte Benedikt Doll ein. Ihm fehle "die Sicherheit. Es geht schwierig von der Hand. Zaubern kann man nicht, man muss einfach den Rhythmus finden. Ich versuche es weiter."
Suche nach der Frühform des Winters
Das ist das Motto der DSV-Männer vor dem Einzel am Mittwoch, der Staffel und dem Massenstart: Weiter, immer weiter! Zumal Peiffer mit einem Sieg sowie einem zweiten und dritten Platz und auch Lesser mit einer Podiumsplatzierung in diesem Winter schon gezeigt haben, dass sie mit den überragenden Norwegern, den Schweden und Franzosen mithalten können.
Er sei "noch optimistisch", sagte Lesser und erinnerte an die Winterspiele 2018 in Pyeongchang. Da habe er auch zunächst "gehadert", im Massenstart sei er dann "aber da gewesen" am Ende verpasste er Bronze im Zielsprint hauchdünn.
Auch derzeit sei seine "grundsätzliche Form nicht so schlecht". Er wisse ja, dass er es "eigentlich drauf habe". Der Spruch hätte auch von Peiffer oder Doll kommen können.