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Höfl-Riesch traut DSV-Team nicht viel zu

Höfl-Riesch glaubt nicht an viele deutsche WM-Medaillen
Höfl-Riesch glaubt nicht an viele deutsche WM-Medaillen
Foto: © Ulrich Kettner via www.imago-images.de
05. Februar 2021, 11:16

Maria Höfl-Riesch hält die Zielvorgabe von zwei Medaillen für die Ski-WM in Cortina d'Ampezzo (8. bis 21. Februar) für ambitioniert. "Das ist nicht total unrealistisch, aber es muss viel zusammenpassen", sagt die dreimalige Olympiasiegerin im "SID"-Gespräch. Außerdem spricht die 36-Jährige über Rückkehrer Thomas Dreßen, den erstarkten Linus Straßer und die Probleme im Frauen-Team.

Höfl-Riesch wird die WM mit einem eigenen Blog in den Sozialen Medien begleiten. Ende Februar will sie mit dem Kreuzfahrtschiff Europa 2, auf dem sie Fitnesskurse anbietet, von Teneriffa aus in See stechen - sofern Corona es erlaubt. Des Weiteren hält sie im Auftrag einer Agentur (Speakers Excellence) Reden zu Motivation und Krisenbewältigung.

Maria Höfl-Riesch, der DSV hat als Ziel für die WM zwei Medaillen ausgegeben. Realistisch?

Maria Höfl-Riesch: "Das könnte klappen. Die Herren sind im Speed mit Andi Sander, Romed Baumann oder auch Josef Ferstl sehr gut aufgestellt und sehr konstant, auch wenn noch kein Podest dabei war. Das Abfahrts-Team hat sich einfach super entwickelt. Dazu ist Thomas Dreßen nach seiner Hüft-OP sehr schnell und gut in Form gekommen. Eine Medaille der Abfahrer wäre eine Überraschung, ist aber möglich. Insgesamt halte ich das Ziel nicht für total unrealistisch, aber es muss viel zusammenpassen."

Geht Dreßen mit seinem Comeback nicht ein großes Wagnis ein?

"Wenn es ihm gut geht, er schmerzfrei und ohne Hemmungen antreten kann - nein. Er hat nicht viel zu verlieren. Keiner erwartet nach einer so langen Pause etwas Großes, obwohl er in der vergangenen Saison nach seiner schweren Knieverletzung richtig stark zurückgekommen ist. Da ist er gefahren, als wäre nix gewesen. Das hat mich schwer beeindruckt. Ihm fehlen die Praxis und viele Wochen Training, aber ich finde es super, dass er die Chance ergreift."

Felix Neureuther, Ihr Nachfolger als ARD-Experte, nennt Linus Straßer einen 'absoluten Favoriten auf eine Medaille'. Zurecht?

"Das halte ich für ein bisschen hoch gegriffen. Es war großartig, wie er in Zagreb und Adelboden aufgetrumpft hat, da hat er einen richtigen Flow erwischt. Das hat mich extrem gefreut. Aber im Slalom kann es sich schnell ins Gegenteil umdrehen. Felix hat ja auch gesagt, dass Einfädler wie zuletzt bei Linus etwas mit einem machen. Ich habe das selbst oft genug erlebt, da ist die Selbstsicherheit erst mal weg. Wenn Linus das Momentum wiederfindet, ist eine Medaille ohne Zweifel möglich. Aber im engsten Favoritenkreis sehe ich ihn nach den letzten Rennen nicht."

Trifft das auch auf Alexander Schmid zu, dem neben Straßer einzigen deutschen Podestfahrer in diesem Winter?

"Alex ist sicher nicht ganz so hoch einzuschätzen wie Linus. Aber er ist skifahrerisch super stark. Ihm fehlt ein bisschen die Konstanz. Trotzdem: Warum sollte es nicht bei der WM mal klappen?"

Schmid hat seine Stärken im Parallel-Rennen, das neu im Programm ist. Eine gute Sache?

"Es ist spannend anzuschauen und kommt im Fernsehen gut rüber. Über die sportliche Wertigkeit kann man diskutieren. Ich bin es nicht so gern gefahren, weil zu viel vom Start abhängt und du keinen Fehler ausbügeln kannst."

Bei den Frauen ist der DSV nach dem Rücktritt von Viktoria Rebensburg nur durch Kira Weidle und Lena Dürr vertreten. Ist das nicht enttäuschend?

"Das ist ein sehr schmales Team, auch die Medaillenchancen sind sehr gering. Kira ist eine super Skifahrerin, das hat sie schon ein paar Mal bewiesen. Aber auch da muss der nächste Schritt langsam kommen. Bei Lena ist es seit zehn Jahren dasselbe: Sie kann an einem super Tag in die Top 5 fahren, aber dass sie noch zur Siegfahrerin wird, sehe ich nicht. Sie wurde als meine Nachfolgerin gehandelt, hatte super Ansätze, auch im Speed. Aber irgendwie hat sie den Anschluss verloren."

Wie schätzen Sie den WM-Ort Cortina d'Ampezzo ein?

"Das ist ein Hang dort, den jeder mag und der jedem liegt, weil alles dabei ist. Gleiten, viel Gelände im Mittelteil, viele Wellen. Und Cortina ist ein wunderschöner Ort, auch das Wetter ist meistens schön. Das ist einfach Bella Italia, da fühlt sich jeder wohl."

Wegen der Corona-Pandemie fehlen die Zuschauer. Kann das dem ein oder anderen sogar helfen?

"Man sieht das etwa bei Linus: Ich will nicht sagen, dass er von Corona profitiert, aber ihn scheint das lockerer zu machen. Jeder Sportler liebt es, wenn ihm im Ziel Tausende Fans zujubeln. Aber es kann auch hemmen, wenn die da unten stehen. Ich schaue noch genau so gern zu, es geht ja um den Sport. Aber es sind schon komische Zeiten."

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