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"Collinas Erben" dröseln auf

Warum Felix Brych von seinem Elfmeterpfiff abrückte

Der Stuttgarter Strafstoß in der Nachspielzeit gegen Gladbach erhitzte die Gemüter
Der Stuttgarter Strafstoß in der Nachspielzeit gegen Gladbach erhitzte die Gemüter
Foto: © Wolfgang Frank/Eibner-Pressefoto via www.imago-ima
19. Januar 2021, 08:02
sport.de
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In Stuttgart führt ein VAR-Eingriff in der Nachspielzeit zu einem Foulelfmeter, von dem der Schiedsrichter später nicht mehr überzeugt ist. Denn der vermeintlich Gefoulte ist auch über den Fuß eines Mitspielers gestolpert. Diesen Aspekt bewerten Referee und Video-Assistentin unterschiedlich.

Dass die Nachspielzeit bei den Schiedsrichtern sonderlich populär ist, lässt sich nicht gerade behaupten. Denn besonders wenn der Spielstand knapp ist, spitzen sich die Dinge in den drei, vier, manchmal fünf zusätzlichen Minuten gerne zu, es wird bisweilen hektisch und emotional, die Spieler gehen an die Grenzen, in den Strafräumen wird es unübersichtlich. Das bedeutet oft Schwerstarbeit für die Unparteiischen, und wenn sich dann noch etwas potenziell Entscheidendes ereignet, über das sich so richtig streiten lässt, gibt es anschließend kein anderes Thema mehr.

So war es auch in der Partie zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach (2:2) am Samstagabend. Die Gäste führten knapp, die Hausherren drängten auf den Ausgleich, als nach 94 Minuten der Ball noch einmal hoch vor das Tor der Borussia geschlagen wurde. An der Torraumgrenze kam es zu einem Zweikampf zwischen Sasa Kalajdzic und dem Gladbacher Ramy Bensebaini, der beide Arme um den Oberkörper seines Gegners legte. Der Stuttgarter ging schließlich zu Boden, doch Schiedsrichter Felix Brych zeigte sogleich an, dass weitergespielt wird und es keinen Strafstoß gibt.

Für die Video-Assistentin Bibiana Steinhaus in Köln war das ein klarer und offensichtlicher Fehler, weshalb sie ihrem Kollegen auf dem Rasen ein On-Field-Review empfahl. Brych folgte dem Rat und änderte nach dem Betrachten der Bilder seine Entscheidung: Der VfB bekam einen Elfmeter, den Silas Wamangituka zum 2:2 verwandelte. Eine "absolute Frechheit" war das für den Gladbacher Jonas Hofmann, auch sein Mitspieler Christoph Kramer mochte kein Foulspiel erkennen. Gästetrainer Marco Rose fand Brychs ursprüngliche Entscheidung, weiterspielen zu lassen, zumindest nicht eindeutig falsch, deshalb hätte Steinhaus aus seiner Sicht nicht eingreifen dürfen.

Klammern oder stolpern – was war ursächlich?

Auch der Schiedsrichter äußerte sich, nämlich im Interview des Senders Sky. Dort ließ er durchblicken, dass er im Nachhinein bei seiner zuerst getroffenen Entscheidung hätte bleiben sollen. Sky hatte Felix Brych Bilder gezeigt, die nahe legten, dass es weniger der Gladbacher Bensebaini war, der Kalajdzics Sturz verursacht hatte, als vielmehr der Stuttgarter Waldemar Anton, ein in der Nähe befindlicher Mitspieler. Über dessen Fuß war Kalajdzic gestolpert, was Felix Brych jedoch sowohl in der Echtzeit auf dem Feld als auch beim Review verborgen blieb und worauf er von der Video-Assistentin auch nicht hingewiesen wurde, wie er selbst sagte.

Nun, nach dem erneuten Betrachten der Szene, sah er diesen Fußkontakt jedoch als "mitentscheidend" dafür an, dass Kalajdzic zu Fall kam. In der Live-Situation auf dem Platz habe er nur die Hände von Bensebaini gesehen, ihm sei das jedoch "vom Gefühl her einen Tick zu wenig" gewesen, um auf Strafstoß zu entscheiden. In der Review Area änderte er seine Meinung dann aber, um schließlich nach Spielende ein weiteres Mal umzudenken. "Bensebaini geht ein hohes Risiko, indem er den Spieler umklammert, aber letztlich gibt es auch noch einen Kontakt vom eigenen Spieler am Fuß", so Brych.

Sein Resümee: "Wenn man den Elfmeter direkt pfeift, muss er akzeptiert werden, mit dem VAR-Eingriff bleiben so aber ein paar Restzweifel." Das heißt: Die Entscheidung, weiterspielen zu lassen, war nicht klar und offensichtlich falsch; das Gleiche wäre aber auch der Fall gewesen, wenn der Unparteiische sofort auf Strafstoß erkannt hätte. Bensebainis Klammergriff war zwar augenfällig, doch beim Halten kommt es in der Regelpraxis auch auf die Stärke des Impulses an, der davon ausgeht, und auf die Frage, ob der Gegner dadurch wesentlich beeinträchtigt wird. Das war im Zweikampf mit Kalajdzic eine Sache des Ermessens.

Für die Video-Assistentin lag ein klarer Fehler vor

Die Video-Assistentin bewertete die Szene jedenfalls anders. Den Fußkontakt von Kalajdzic mit seinem Mitspieler Anton habe sie zwar gesehen, sagte Jochen Drees, der Projektleiter des DFB für die Video-Assistenten, in der Talksendung "Sky90". Doch für Bibiana Steinhaus sei "das Umklammern der zu priorisierende Aspekt und unbedingt ahndungswürdig" gewesen. Das dürfte vor allem mit einer Regelauslegung der Fifa zusammenhängen, nach der ein Halten mit geschlossenen Armen prinzipiell sanktioniert werden soll. Beispielszenen für diese Anweisung hat der Weltverband den Mitgliedsverbänden zukommen lassen.

Die Situation in der Nachspielzeit von Stuttgart ist gleichwohl vielschichtiger, vor allem durch das Stolpern von Kalajdzic über die Füße seines Teamkollegen. Steinhaus habe dies auch erkannt, wie Drees erklärte, "aber nicht als das relevante Merkmal der Szene ausgemacht" – und den Referee daher auch nicht speziell darauf hingewiesen. Diesen Punkt sieht der Projektleiter kritisch: "Es wäre besser gewesen, diesen Aspekt im Bild zu demonstrieren, damit Brych dies noch einmal für sich hätte bewerten können."

Projektleiter Drees nicht zufrieden mit dem Ablauf

Wenn man ihm die Szene als Ganzes gezeigt hätte, dann "hätte man den Hergang mit allen Aspekten noch einmal darstellen können" – und dann hätte "wohl keine glasklare Fehlentscheidung" vorgelegen. Vielmehr gebe es Argumente "für und gegen einen Strafstoß", weshalb Jochen Drees die finale Entscheidung für vertretbar hält. Aber zufrieden war er nicht mit dem Ablauf. Womöglich habe es "ein Kommunikations- und Darstellungsmissverständnis gegeben", sagte er. "Wir versuchen, das nachzubereiten und uns vorzubereiten, sodass wir das demnächst besser machen."

Festzustellen bleibt ein Dissens zwischen zwei erfahrenen Unparteiischen bezüglich der Gewichtung von Bestandteilen einer komplexen Spielszene, die entscheidenden Einfluss auf die Frage hatte, ob ein Eingriff aus Köln erforderlich ist oder nicht. Von außen betrachtet spricht in Kenntnis der Details aber doch viel dafür, Brychs instinktiv getroffene Entscheidung auf dem Feld zumindest nicht abwegig zu finden. Dennoch ist es, wo Menschen urteilen und außerdem das Ermessen eine Rolle spielt, eben nicht immer klar und offensichtlich, was klar und offensichtlich ist.

Was sonst noch wichtig war:

  • Anders als in Stuttgart blieb der Unparteiische des Spiels FC Bayern München – SC Freiburg (2:1) nach dem Review bei seiner ursprünglichen Entscheidung. Christian Dingert war vom VAR in der 5. Minute beim Stand von 0:0 an den Bildschirm geschickt worden, weil er ein Handspiel des Freiburgers Manuel Gulde im eigenen Strafraum nicht geahndet hatte. Doch auch nach dem Betrachten der Bilder erkannte der Referee nicht auf Strafstoß. Das konnte man durchaus überraschend finden, denn Guldes Arm war klar über Schulterhöhe, und auch wenn die Distanz nach dem Schuss von Robert Lewandowski gering war, kam der Ball doch keineswegs unerwartet für den Freiburger. Für allzu viel Gesprächsstoff sollte diese Szene aber letztlich nicht sorgen: Schon wenige Sekunden später trafen die Bayern zur Führung, am Ende siegten sie mit 2:1. Und Dingert hatte die Begegnung ansonsten jederzeit fest im Griff.
     
  • Ein paar Proteste gab es vonseiten der Gäste, als im Spiel des FC Union Berlin gegen Bayer 04 Leverkusen (1:0) die Hausherren kurz vor Schluss den alles entscheidenden Treffer erzielten. Denn beim vorangegangenen Leverkusener Angriff hatte es ein Foul von Florin Hübner an Leon Bailey gegeben, das Schiedsrichter Florian Badstübner jedoch nicht geahndet hatte. Allerdings aus gutem Grund, denn es ergab sich anschließend ein aussichtsreicher Angriff für Bayer 04, weshalb der Unparteiische zu Recht einen Moment abwartete und dann die Vorteilsbestimmung anwandte. Drei Stationen nach dem Foul verloren die Leverkusener den Ball, da war der Vorteil aber bereits eingetreten, weshalb ein Freistoß nicht mehr in Betracht kam. Der Konter von Union mündete im Tor des Tages, das völlig regulär war.

Alex Feuerherdt

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