Der Traum vom erstmaligen Einzug ins Achtelfinale der Darts-WM lebt: Max Hopp, eine von drei deutschen Hoffnungen im "Ally Pally", steht nach einem glatten 3:0-Sieg in Runde zwei. Und könnte dort abermals den "König" stürzen.
Seit Jahren liegen die Darts-Hoffnungen einer ganzen Nation auf den Schultern von Max Hopp. Bislang hat der 24 Jahre die hohen (und oft überzogenen) Erwartungen beim größten Turnier des Jahres nicht erfüllen können. Spätestens in der Runde der letzten 32 war Endstation. Dass es mitunter gut sein kann, etwas aus dem Rampenlicht zu fallen, hat der "Maximiser" zum Auftakt in die WM 2021 bewiesen.
Hopp, der vor der WM den Status als deutscher Spitzenspieler in der Weltrangliste an Gabriel Clemens abgeben musste, zeigt in seinem Erstrundenspiel eine bemerkenswert reife und aufgeräumte Leistung, lässt beim glatten 3:0 über den australischen Außenseiter Gordon Mathers nie Zweifel am Sieg aufkommen. Dabei hat ihm auch die Geisterkulisse - Zuschauer müssen seit dem zweiten Turniertag draußen bleiben - nicht zu schaffen gemacht.
"Es ist eine neue Erfahrung in diesem Jahr. Normalerweise sind viele deutsche Fans in der Halle. Aber ich bin sicher, sie haben meinen Sieg im TV geschaut", sagt der Weltranglisten-40. im Interview nach dem Spiel.
Die deutschen Darts-Fans werden jedenfalls auch am Samstagnachmittag vor dem Fernseher sitzen, wenn Hopp in Runde zwei auf den an Position 19 gesetzten Mervyn King trifft. Zwar geht der Hesse nach einem mäßigen Jahr als leichter Außenseiter in die Partie, verstecken muss sich Hopp bei seiner achten WM-Teilnahme in neun Jahren aber nicht. Vielmehr weckt das Duell mit dem "König" positive Erinnerungen.
Bei der WM 2015 gewann der damals 19-Jährige sensationell gegen den erfahrenen King. "Ich hatte meinen Durchbruch bei der WM gegen Mervyn. Vielleicht erlebe ich jetzt nach einem durchschnittlichen Jahr eine Art zweiten Durchbruch", so Hopp.
Darts-WM: Lisa Ashton verliert hochklassiges Duell
Eine Art zweiten Durchbruch hat sich auch Lisa Ashton erhofft. Die 50-jährige Engländerin ist als eine von zwei Frauen bei der Weltmeisterschaft dabei, hat die reine Damen-WM im Amateurverband BDO viermal gewonnen. Die Hoffnung auf einen Überraschungserfolg in Runde eins bei den Männern kann sie sich aber nicht erfüllen. Ashton verliert ein hochklassiges Spiel gegen den formstarken Adam Hunt mit 2:3.
"Lisa hat brillant gespielt und mich die ganze Zeit unter Druck gesetzt. Ich bin total glücklich, dass ich das Spiel gewonnen habe", sagte der "Hunter" nach dem Match.
Einen noch knapperen Sieg feiert am zweiten Turniertag im Alexandra Palace nur Ryan Joyce. Der Engländer setzt sich mit 3:2 gegen Karel Sedlacek durch, kann nach Spielende sein Glück kaum fassen, weil sein tschechischer Kontrahent sage und schreibe sechs (!) Matchdarts verpasst. "Ich bin froh, dass ich über die Ziellinie gehen konnte. Vielleicht gibt mir dieses Spiel jetzt einen Schub", blickt Joyce auf den weiteren Turnierverlauf.
Darts-WM: Premier-League-Champion müht sich nach Corona-Infektion
Auch die favorisierten Chris Dobey und Glen Durrant haben den Einzug in die nächste Runde geschafft. Der Weltranglisten-22. Dobey macht aus einem zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand gegen den Kanadier Jeff Smith einen 3:2-Sieg. Durrant, amtierender Premier-League-Sieger, feiert einen glatten 3:0-Erfolg über den Brasilianer Diogo Portela. "Ich bin hochzufrieden, dass ich gewonnen habe, aber das war eine ziemlich schwache Leistung von mir", präsentierte sich "Duzza" nach dem Spiel selbstkritisch.
Der Engländer will bei der WM den Weg aus dem Leistungsloch finden. Nachdem er im Herbst wegen einer Coronavirus-Infektion passen musste und einen schweren Krankheitsverlauf hatte, findet Durrant seine Topform noch nicht wieder. "Ich hoffe, dass ich bei der WM den Turnaround schaffe und wieder wie ein Premier-League-Champion spiele", so "Duzza".
Auf eine Rückkehr zu alter Form hofft auch Daryl Gurney. Der Nordire ist in der Weltrangliste innerhalb kurzer Zeit von Rang vier auf elf abgestürzt, blickt auf ein extrem schwaches Jahr zurück. Heute Nachmittag trifft Gurney auf den Iren William O'Connor. Am Abend des dritten Turniertags wartet dann unter anderem das erste Spiel des Grand-Slam-Siegers José de Sousa. Der Portugiese ist binnen eines Jahres zum Weltklassespieler aufgestiegen, hat bei drei WM-Teilnahmen allerdings noch nie eine einzige Partie gewonnen. Das soll sich gegen Ross Smith nun ändern.
Kevin Schulte