Mit einem "Herr der Ringe"-Marathon, ausreichend Popcorn und "übertrieben viel" Tee hat sich Denise Herrmann auf den langen Winter eingestimmt. Gemeinsam mit ihren "Gefährtinnen" um Franziska Preuß hat sich Deutschlands beste Skijägerin kurz vor dem Weltcup-Start noch einmal abgelenkt - und war froh, "dass die anderen auch Lust" auf die schier ewig lange Tolkien-Trilogie hatten.
Gemütliche Filmabende in einer Hütte im finnischen Lappland unter den leuchtend grünen Polarlichtern - das Kontrastprogramm zur harten Vorbereitung auf die ungewöhnliche Corona-Saison stimmte jedenfalls bei den deutschen Biathletinnen. "Das Flair hier ist sehr speziell, das macht es schon sehr gemütlich, eine schöne Einstimmung auf den Winter", sagte Herrmann im "SID"-Gespräch.
Am Samstag legen die Frauen mit einem Einzel in Kontiolahti los, am Sonntag folgt der Sprint. In die finnische Bärenbucht kehren die DSV-Athletinnen mit guten Erinnerungen zurück, im März feierten Herrmann und Preuß im abschließenden Weltcup vor dem coronabedingten Abbruch einen Doppelsieg im Sprint.
Trotzdem reist Herrmann mit einem weinenden Auge an. Eigentlich sei sie "kein großer Kontiolahti-Fan", sagt die 31-Jährige. "Ich halte mich lieber in Östersund auf und war auch sehr traurig, dass der Weltcup dort nicht stattfindet."
In Norwegen krönte sich Herrmann 2019 zur Verfolgungs-Weltmeisterin, aufgrund der Coronakrise verlegte der Weltverband IBU die Wettbewerbe aber nach Finnland. Insgesamt sind acht Weltcups geplant, allerdings an nur vier Orten.
Herrmann hat WM-Edelmetall im Blick
Eine weitere Besonderheit sind die regelmäßigen Coronatests ein- bis zweimal pro Woche. In Finnland machte Herrmann bereits erste - gar nicht mal so gute - Erfahrungen. Ihr erster Test sei "sehr sportlich" gewesen, sie hätte "nicht gedacht, dass man beim Abstrich das Stäbchen überhaupt so weit in die Nase bekommt".
"Das war eine neue Körpererfahrung", sagt Herrmann mit einem breiten Lächeln. Sonst fühlt sich die Vorzeigeläuferin körperlich tiptop. "Insgesamt habe ich wirklich ein gutes Gefühl. Ich bin optimistisch und weiß, dass ich meine Hausaufgaben gemacht habe", betont die Siegerin des Sprint-Weltcups.
Im Kampf um den Gesamtweltcup wird es Herrmann wohl wieder mit Dorothea Wierer, Tiril Eckhoff, Marte Olsbu Röiseland oder Hanna Öberg zu tun bekommen. "Ich hoffe schon, dass ich den anderen das Leben schwer machen kann", sagt Herrmann, in der Vorsaison Gesamt-Dritte.
Ihr primäres Ziel ist es aber, "im Schießen konstanter" zu werden, da habe sie "noch Potenzial nach oben". Wenn die Leistungen am Schießstand passen, könnte es beim Saisonhöhepunkt, der WM im Februar im slowenischen Pokljuka, wieder Edelmetall geben.
Ihr Motto: "Was man schon mal erreicht hat, will man wieder schaffen." In den vergangenen beiden Jahren holte die ehemalige Langläuferin fünf WM-Medaillen, und für Pokljuka hat sich Herrmann ebenfalls schon viel vorgenommen. "Wenn man zu einer WM fährt, will man am besten auch mit Medaillen im Gepäck nach Hause fahren."
