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Die Zahlen unterstreichen seinen Wert

Warum Kimmichs Ausfall für Bayern so gefährlich ist

Der FC Bayern muss noch lange ohne Joshua Kimmich auskommen
Der FC Bayern muss noch lange ohne Joshua Kimmich auskommen
Foto: © imago-images/sport.de
25. November 2020, 18:38
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Noch mindestens bis zum Jahresbeginn muss der FC Bayern verletzungsbedingt auf Joshua Kimmich verzichten. Dass es lange fünfeinhalb Wochen ohne den Weltklasse-Defensivmann werden könnten, zeigte sich bereits beim mühsamen 1:1 am vergangenen Wochenende im Heimspiel gegen Werder Bremen. 

In seiner typischen Art zeigte sich Joshua Kimmich gegen die Norddeutschen hochkonzentriert, forderte seine Mitspieler lautstark zum Kämpfen auf, dirigierte und fieberte mit - das alles jedoch nur von der Tribüne aus.

Manches Mal sprang der frisch am Außenmeniskus Operierte - ganz im Gegensatz zu seinen beinahe stoischen Kollegen neben ihm - so ruckartig und voller Elan von seiner grauen Sitzschale auf, dass ihn Bayern-Coach Hansi Flick und Bundestrainer Joachim Löw mit Blick auf die kommenden Monate wohl am liebsten sofort gebremst hätten.

Wie sehr der 25-Jährige dem deutschen Rekordmeister in den kommenden acht Spielen, die noch bis 2021 zu absolvieren sind, fehlen wird, könnten schon die drei Champions-League-Partien zeigen, die für die Münchner bis Jahresende noch auf dem Programm stehen.

Es schwirren in diesen Tagen nämlich so einige beachtenswerte Zahlen rund um Kimmich durch die Gazetten. Vor dem Königklassen-Duell gegen RB Salzburg am Mittwochabend (21:00 Uhr im sport.de-Liveticker) dürfte aber der Sieg-Faktor in der Champions League der wohl bedeutendste Wert sein. Denn ein Kimmich-Einsatz gegen die Österreicher hätte mit großer Wahrscheinlichkeit einen Erfolg und damit bereits den Gruppensieg garantiert.

Stand der Allrounder auf dem Platz, gewann der FC Bayern nämlich ganze 75,5 Prozent seiner Spiele. Fehlte Kimmich hingegen, gingen die Süddeutschen nur in 42,9 Prozent der Partien als Sieger vom Feld. In der Bundesliga hingegen macht Kimmichs Abwesenheit im Vergleich "nur" 8,4 Prozentpunkte aus (77,6 Prozent Siege zu 69,2 Prozent Siege).

Doch wieso läuft es insbesondere in der Königsklasse so viel besser, wenn Kimmich auf dem Platz steht? Die Antwort ist eindeutig: Der Nationalspieler steht trotz seiner nominell defensiven Position auf der Mittelfeld-Sechs (oder - wie Ende letzter Saison - ersatzweise als Rechtsverteidiger) für brachiale Torgefahr.

Kimmich ist eine Tor-Garantie für den FC Bayern

Ein Beispiel gefällig? Nicht etwa Lionel Messi, Kevin de Bruyne oder Thomas Müller kreierten die meisten Chancen in der der letzten CL-Saison, nein, es war Kimmich, der mit 28 Beteiligungen den Spitzenplatz einnahm und auch in dieser Spielzeit schon wieder auf zehn Chancen kommt. Nur Messi (13) ist derzeit besser, hat aber auch ganz andere Freiheiten und eine deutlich offensivere Position. 

Und nicht ganz zufällig führt die Vielzahl an Chancen am Ende auch zu Toren und zwar im erheblichen Maße, wenn Kimmich mit von der Partie ist. Beinahe drei Treffer pro Spiel gibt es auf internationaler Ebene, wenn der 25-Jährige eingesetzt wird, genau zwei sind es, wenn Kimmich fehlt. Im Hinspiel gegen Salzburg bejubelten die Münchner sogar gleich sechs Tore, zwei davon legte der Bayern-Star auf und bereitete damit erst die Grundlage für den Kantersieg. 

Kein Wunder also, dass Lothar Matthäus dem Nationalspieler in seiner "Sky"-Kolumne zuletzt das Prädikat "unersetzbar" verlieh. Das zeigen auch die harten Fakten: weder Flick-Vorgänger Niko Kovac noch Flick selbst konnten oder wollten in den letzten 2,5 Jahren auf Kimmich verzichten. Zwei (Bundesliga)-Spiele verpasste der Rottweiler gezwungenermaßen (Gelb-Rot-Sperre und Geburt eines Kindes), stand ansonsten immer auf dem Rasen. 

Wer kompensiert den Kimmich-Ausfall beim FC Bayern?

Er ist "ein Leader, wie er im Buche steht", lobte Matthäus. Der FC Bayern habe "keinen anderen mit seinen Qualitäten". Und damit ist für den TV-Experten nicht nur der pure Wille gemeint, den Kimmich mit jeder Faser seines Körpers ausstrahlt und der ihm kürzlich von Flick den Titel "Mentalitätsmonster" einbrachte. Es sind Bestwerte in etlichen Kategorien, die Kimmich auszeichnen. In puncto Laufleistung und Ballkontakte macht ihm keiner etwas vor, seine Spielmacher-Qualitäten sind unbestritten.

In den nächsten Wochen muss Flick jedoch weiter tüfteln, wie er Kimmich ersetzen will. Hierbei dürfte Corentin Tolisso eigentlich die erste Wahl sein. Doch der Franzose ist derzeit verletzt und fehlt dem Team am Mittwochabend. Auf der Pressekonferenz verwies Flick daher auf die Qualitäten von Javi Martínez, Marc Roca und Leon Goretzka. Fügte jedoch an: "Wir müssen das Beste daraus machen." Es geht also nur im Kollektiv.

"DAZN"-Experte Sandro Wagner jedenfalls glaubt, dass die kommenden Spiele auch ohne Kimmich erfolgreich bestritten werden können. "Das kriegen sie mit dem restlichen Kader auch so hin", sagte Wagner. "Es reicht, wenn Kimmich in der wichtigen Phase der Saison im März oder April wieder voll fit sein wird." 

Hansi Flick hingegen klang kürzlich weniger optimistisch. "Joshua wird immer fehlen", sagte der Coach schon nach dem 1:1 gegen Bremen.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob so sehr, wie man anhand der nackten Zahlen befürchten muss.

Chris Rohdenburg

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