André Schürrle gab im Sommer überraschend sein Karriere-Ende bekannt, nachdem er sich mit Borussia Dortmund über eine Vertragsauflösung geeinigt hatte. Der ehemalige BVB-Angreifer hat nun auf seine Entscheidung, die Schuhe an den Nagel zu hängen, zurückgeblickt und einige Einblicke gewährt.
Schürrle, Weltmeister von 2014, bekannte im Interview mit "Bild am Sonntag", bestimmte Phasen im Laufe seiner Karriere gehabt zu haben, in denen ihm "alles schwergefallen" sei. "Das Gefühl, du versuchst alles, aber es klappt nicht. Einfach eine Antriebslosigkeit, die man sich nicht erklären kann".
Für den einstigen Flügelstürmer hatte dies erhebliche Folgen, "ob das wirklich Burnout oder ein Beginn davon war", wisse er nicht. Es gäbe "sicher Menschen, die schlimmer" unter dem großen Druck im Fußball-Geschäft leiden, so Schürrle weiter. Denn: "Druck an sich ist ja nicht immer etwas Negatives."
Schon zu seiner Zeit beim VfL Wolfsburg hat sich Schürrle, der am kommenden Freitag seinen 30. Geburtstag feiert, einen Trainer zu Hilfe genommen, "als es dort in meinem ersten halben Jahr nicht gut" lief. "Gemeinsam haben wir meine Spiele und meine Körpersprache analysiert. Das hat mir geholfen, wieder eine Perspektive zu sehen und aus der Krise zu kommen".
Nach BVB-Aus und Karriere-Ende: "Neustart" für André Schürrle
Letztlich habe es Schürrle "meistens" geschafft, sich "mental in eine Stimmung zu bringen", um mit dem Druck umzugehen: "Ich habe ihn öfter für mich genutzt, als dass er gegen mich gearbeitet hat. Sonst hätte ich all das nicht erreicht, was ich erreicht habe."
Seine Entscheidung, die Karriere endgültig zu beenden, hat Schürrle nicht bereut: "Jede Faser meines Körper freut sich darüber." Dieses Kapitel sei nun vorbei und er freue sich, "nicht mehr trainieren zu müssen, keine Vorbereitung mehr zu machen".
Jetzt sehe er einen "Neustart. Ich habe das Gefühl, dass ein neues Leben beginnt", sagte Schürrle. "Ich habe meine festen Strukturen. Dazu gehört, dass ich eine Stunde vor meiner Frau und meiner Tochter aufstehe, um ein bisschen Zeit für mich zu haben. Da springe ich erst in die kalte Dusche, um den Körper in Gang zu bringen, dann mache ich ein Workout oder meditiere. Danach ist die Kleine auch schon wach – dann ist Action angesagt."
"Wichtigere Dinge" als Fußball für André Schürrle
Zuletzt hatte der Vorlagengeber für Mario Götzes Siegtor im WM-Finale 2014 auf Leihbasis bei Spartak Moskau gespielt. "Es gab nicht den einen Punkt oder den einen Auslöser", sagte Schürrle. "Es war einfach das starke Gefühl, dass ich wichtigere Dinge für mich gibt – die Familie, ein anderes Leben."
Ein Angebot von einem anderen Klub hätte seine Entscheidung nicht geändert. Hätte er auch nur den "leisesten Zweifel" gehabt, "hätte ich nicht aufgehört. Dazu bin ich dem Fußball viel zu dankbar", sagte er. "Das jetzt ist vorbei und ich freue mich, nicht mehr trainieren zu müssen, keine Vorbereitung mehr zu machen. Jede Faser meines Körpers freut sich darüber."
Möglicherweise könnte Schürrle als TV-Experte zum Fußball zurückkehren. "Da gab es schon Gespräche mit Sendern. Irgendwann ist das auf jeden Fall eine Option", sagte er. "Aber ich muss fühlen, dass es richtig ist. Sonst mache ich es nicht."



























