Die Handball-Bundesliga (HBL) ist nach 207 Tagen Corona-Zwangspause wieder zurück.
Zum Auftakt der Saison 2020/21 verlor der frühere Champions-League-Sieger SC Magdeburg überraschend 27:31 (16:14) gegen den Bergischen HC. Auch der TSV Hannover-Burgdorf hatte gegen GWD Minden viel Mühe, siegte am Ende aber mit 26:25 (16:11).
Äußerst überzeugend trat dagegen der DHfK Leipzig auf und setzte sich souverän 27:19 (12:7) gegen die Eulen Ludwigshafen durch. Zweitligameister HSC Coburg verlor bei seiner Bundesliga-Rückkehr beim TBV Lemgo Lippe 26:33 (13:14).
In allen vier Hallen waren Zuschauer zugelassen, allerdings unterschied sich die Zahl je nach Standort. Während in Magdeburg und Leipzig jeweils rund 2000 Fans ihr Team anfeuerten, waren in Hannover nur 500 Zuschauer zugelassen. Am vergangenen Samstag hatte Corona-Meister THW Kiel vor 2100 Zuschauern gegen seinen Dauerrivalen SG Flensburg-Handewitt den Supercup gewonnen.
Mit Blick auf die Bundesliga hoffte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann nach dem Supercup, "der Politik beweisen zu können, dass wir die Probephase bis Ende Oktober gut abschließen und dann die Zuschauerzahl an allen Bundesliga-Standorten erhöhen können".
Nach dem Saison-Abbruch im April hatte die HBL entschieden, dass kein Team absteigen muss und die Zahl der Bundesligisten von 18 auf 20 Mannschaften erhöht. "Jetzt ist die Liga noch größer, das war leider nicht zu verhindern", sagte Bundestrainer Alfred Gislason vor dem ersten Spieltag dem "SID": "Das wird eine sehr brutale Saison. Eigentlich spielt man ab jetzt sogar zwei Spielzeiten durch."
Stimmen zum Spieltag:
Bennet Wiegert (Trainer SC Magdeburg) ...
... zum Spiel: "In der ersten Halbzeit haben wir große Fehler gemacht. Wir sind klar die bessere Mannschaft und anstatt wir mit fünf oder sechs Toren in die Pause gehen, lassen wir den Bergischen HC am Leben. In der zweiten Hälfte ist der BHC dann besser und wir haben es nicht mehr geschafft, in die Abwehr zu kommen. Die Niederlage geht auf Grund der zweiten Halbzeit in Ordnung. Wir waren fünf Monate nicht im Wettkampf und jeder meiner Jungs dachte im Kopf, dass wir dieses Spiel dominieren werden. Das ist allerdings nicht passiert und dann werden wir hektisch. Wir nehmen das mit, müssen einen harten Aufprall verspüren und der schmerzt. Aber es geht weiter, so ist der Handball. Dies soll uns aber stärker machen und nicht schwächer."
... über Magdeburgs Ziele (vor dem Spiel): "Wir haben es intern so besprochen, wie sonst auch und haben versucht, eine Routine aufzubauen. Wir haben uns vorgenommen, uns zu 100 Prozent auf den sportlichen Teil zu fokussieren. Das ist die Hilfe, die wir dem Verein aktuell geben können, in einer schwierigen Pandemie-Zeit. Wir wollen mit guten sportlichen Leistungen überzeugen. Man soll sich hohe Ziele stecken, allerdings ist es auch meine Aufgabe, Realist zu sein. Wenn ich mir die Kader der anderen Teams anschaue, dann gehören wir nicht zum größten Favoritenkreis."
Sebastian Hinze (Trainer Bergischer HC) ...
... zum Spiel: "Ich habe meiner Mannschaft in der Halbzeit mitgeteilt, dass wir die Handbremse lösen sollen. Wir waren im Angriff zu mutlos und hatten Glück, dass wir nur mit zwei Toren Rückstand in die Pause gegangen sind. Anschließend sind wir dann gut in die zweite Hälfte gestartet und die Jungs haben eine große Steigerung gezeigt. Es ist ein historischer Tag für uns. Der entscheidende Punkt war der Wechsel zu Lukas Stutzke."
Carsten Lichtlein (Torhüter TSV GWD Minden) ...
... zum Spiel: "Es wäre natürlich schöner gewesen, wenn wir etwas Zählbares mitgenommen hätten. Aber in der ersten Halbzeit haben wir einfach zu viele Fehler gemacht. In der zweiten Hälfte haben wir uns sehr gut heran gekämpft und zum Schluss hat es leider nicht gereicht. Wir wollen nun so viele Punkte wie möglich sammeln und an die guten Leistungen der letzten Saison anknüpfen."
Philipp Weber (SC DHfK Leipzig) ...
... zum Spiel: "Es war ein sehr schönes Gefühl, vor knapp 2.000 Zuschauern in der Halle aufzulaufen zu können. Man hat gemerkt, dass wir lange Zeit nicht mehr im Wettkampf-Modus waren. Aber wir konnten uns auf unsere Abwehr verlassen und darauf können wir aufbauen. Ich versuche meinen Job zu machen, die Mannschaft zu führen und natürlich auch torgefährlich zu sein. Das hat gut geklappt und wir alle sind froh über die zwei Punkte."
Florian Billek (HSC 2000 Coburg) ...
... zum Spiel: "Wir waren 40 Minuten auf Augenhöhe, wenn nicht sogar besser als Lemgo. Aber wir haben zu viele einfache Bälle verworfen. In der zweiten Halbzeit machen wir neun oder zehn technische Fehler, spielen eine sehr schlechte Überzahl und das wird in der Bundesliga direkt bestraft. Man führt 20 Minute vor Schluss mit einem Tor und sechs Minuten später, sind wir mit sechs Toren hinten. Das war einfach schlecht."
Sky Experte Stefan Kretzschmar ...
... zum Spiel: "Der Bergische HC hat es in der zweiten Halbzeit vor allem in der Abwehr sehr gut gemacht. Der BHC hat auch das Torwart Duell gewonnen. Normalerweise zieht der SC Magdeburg zur Pause mit fünf oder sechs Toren in der Halbzeit davon und dann wäre das Spiel gelaufen gewesen."
... über die beiden Aufsteiger Coburg und Essen (vor dem Spiel): "Coburg ist stärker einzuschätzen, als Essen. Für mich ist es immer so, dass die beiden Aufsteiger auch gleichzeitig die ersten Aspiranten sind, die es in der Saison schwer haben werden, den Ligaverbleib zu realisieren. Coburg sehe ich da weiter vorne."
... über die hohen Ziele der Magdeburger Spieler (vor dem Spiel): "Ich finde es super, wenn Spieler ambitionierte Ziele formulieren. Ich persönlich halte es jedoch in der aktuellen Saison für nicht realistisch. Aber Prognosen für diese Saison abzugeben, ist völliger Humbug. Diese Saison wird über Verletzungen und die Breite des Kaders, oder über ökonomische Probleme der Vereine entschieden. Ob der ein oder andere Verein noch Spieler abgeben muss oder nicht, das weiß aktuell noch niemand. Die Meisterschaft wird nicht sportlich entschieden, wer den stärksten Kader ins Rennen schickt, sondern welcher Kader am Ende übrig bleibt. Da hat Magdeburg einen sehr schmalen Kader. Außerdem lebt keine Mannschaft so sehr von ihrem Publikum, wie der SC Magdeburg. Deshalb werden wir sehen, wie sie mit einem verringertem Publikum umgehen werden."
SC Magdeburg - Bergischer HC 27:31 (16:14). - Tore: Damgaard Nielsen (9), Pettersson (4), Steinert (4), O'Sullivan (2), Musche (2), Hornke (1/1), Preuss (1), Musa (1), Gullerud (1), Kristjansson (1), Magnusson (1) für den SC Magdeburg - Darj (7), Gutbrod (7), Babak (5), Schmidt (4), Gunnarsson (2/2), Stutzke (2), Damm (1), Majdzinski (1), Nikolaisen (1), Szücs (1) für den Bergischen HC. - Zuschauer: 1876
TSV Hannover-Burgdorf - TSV Minden 26:25 (16:11). - Tore: Martinovic (7), Hansen (6/4), Böhm (5), Jonsson (3), Brozovic (2), Büchner (2), Pevnov (1) für Hannover - Rambo (9), Knorr (8/2), Korte (3), Pehlivan (2), Thiele (1), Strakeljahn (1), Staar (1) für Minden. - Zuschauer: 1209
DHfK Leipzig - Die Eulen Ludwigshafen 27:19 (12:7). - Tore: Milosevic (5), Weber (5), Binder (4), Mamic (4), Wiesmah (4), Krzikalla (3/3), Larsen (1), Meyer-Siebert (1) für Leipzig - Klimek (3), Remmlinger (3), Neuhaus (3/2), Valiulin (3), Durak (3/1), Grimm (2), Klein (1), Mappes (1) für Ludwigshafen. - Zuschauer: 1917
TBV Lemgo Lippe - HSC 2000 Coburg 33:26 (14:13). - Tore: Elisson (8/1), I. Guardiola Villaplana (5), Schagen (4), Suton (4), Zerbe (3/1), Baijens (3), G. Guardiola Villaplana(2), Reiteman (1), Cederholm (1), Carlsbogard (1) für Lemgo - Norouzinezhad (5), Billek (4/2), Knauer (4), Zeman (3), Varvne (3), Neuhold (2), Nenadic (2), Sproß (1), Kurch (1), Schröder (1) für Coburg. - Zuschauer: 1000