Vorhang auf für die wichtigsten Basketball-Spiele des Jahres 2020. Die Los Angeles Lakers treffen in den NBA Finals auf die Miami Heat. Große Namen, viele Geschichten. Im Fokus steht einmal mehr LeBron James.
Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Was steht an?
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (3 Uhr) beginnen die NBA Finals 2020. Die Endspiele um die NBA-Krone stehen diesmal unter besonderen Vorzeichen. Seit Juli versammelt sich die Liga in der sogenannten "Bubble" in Orlando, genauer gesagt in Disney World. Abgeschirmt vom Rest der Welt setzte die NBA hier die Saison ohne Zuschauer fort, bis auf kleinere Missgeschicke gelang dies ohne Probleme. Nun wird der Sieger der denkwürdigen Saison ausgespielt.
Warum ist das Matchup Los Angeles - Miami überraschend?
Das gab es noch nie: In der vergangenen Saison landeten beide Teams in ihrer Conference auf Rang 10 – jetzt stehen sie in den Finals. Die Lakers waren nach der auskurierten Verletzung von James und der Verpflichtung von Superstar Anthony Davis ein Team, mit dem zu rechnen war. Die Heat hatten allerdings die wenigsten Experten auf der Finals-Pfanne – auch weil sie keine Superstars vom Schlage der Lakers im Team haben. Zudem schaffte es mit den Heat zum ersten Mal ein auf Rang fünf platziertes Team in die Finals.
Was ist bisher geschehen?
Die Lakers waren von keinem Gegner bislang all zu sehr gefordert und warfen die Portland Trail Blazers, Houston Rockets und die Denver Nuggets allesamt mit 4:1 raus.
Für die Heat ist die Underdog-Rolle nichts Neues. Dass man das Team aus Florida nicht unterschätzen sollte, erfuhren schon die Titelfavoriten Milwaukee Bucks um MVP Giannis Antetokounmpo (4:1) und die Boston Celtics (4:2) mit dem deutschen Profi Daniel Theis. In der ersten Runde fegten die Heat die Indiana Pacers 4:0 vom Parkett.
Die bisherigen Aufeinandertreffen:
Die Lakers gewannen beide Spiele in der Hauptrunde (80:95 und 113:110), die Partien liegen aber schon über zehn Monate zurück. Topscorer waren – wenig überraschend – James und Davis.
Wie spielen die Teams?
Die Lakers spielen unter Coach Frank Vogel zwar nicht vogelwild, sind aber eines der besten Fast-Break-Teams der Liga. Schnell nach vorne, Abschluss – und schon rappelt's. Kein anderes Team erzielt so viele Punkte in der Zone wie die Kalifornier.
Miami wird von Jimmy Butler angeführt, der zu Saisonbeginn neu ins Team kam und dem der Ruf voreilte, kein Leader zu sein. Die Mannschaft besticht aber insbesondere durch das Kollektiv und junge Spieler wie Rookie Tyler Herro. In der Defensive überrascht Coach Erik Spoelstra (mit dem James in Miami seinen ersten Titel gewann) die Gegner gerne mit einer 2-3-Zonenverteidigung. Diese stiftete schon in den Conference Finals bei den Boston Celtics Verwirrung.
Eines der spannendes Duelle der Finals ist das Matchup der langen Männer Anthony Davis (2,08 m, Lakers) gegen Bam Adebayo (2,06 m,Heat), die beide defensiv und offensiv ein Spiel dominieren können.
Worin liegt in dem Duell Zündstoff?
In der Vergangenheit von James. Der Superstar führte die Heat mit weiteren Starspielern wie Dwyane Wade und Chris Bosh zwischen 2011 und 2014 vier Mal ins gelobte Land der Finals, zweimal reichte es zum Titel (2012, 2013). Danach zog James den Heat-Stecker und wechselte zurück in seine Heimat Cleveland (wo er den nächsten Titel holte) – Heat-Boss Pat Riley, der James nach Southbeach gelockt hatte, war mächtig sauer. Das Verhältnis der beiden Alphamänner gilt seither als angespannt. "Ich sah meinen gesamten schönen Plan in sich zusammenbrechen. Dieses Team hätte in zehn Jahren fünf oder sechs Titel gewinnen können", sagte er später.
Warum sind die Finals für die Lakers so emotional?
Das Jahr der Lakers begann mit einer Tragödie. Ende Januar starb Lakers-Legende Kobe Bryant bei einem Hubschrauberabsturz – an seiner Seite Tochter Gianna und sieben weitere Menschen. Stadt und Club standen lange unter Schock, James waren nach der Tragödie die Emotionen ins Gesicht geschrieben. Ein Titel zu Ehren Kobes für die zehn Jahre erfolglose Franchise ist das große Ziel, das James und sein Team antreibt.
Warum immer LeBron?
LeBron, LeBron, immer wieder LeBron James. Zum neunten Mal in den vergangenen zehn Jahren steht er in den Finals (insgesamt schon zum zehnten Mal). Zum Vergleich. Nur drei Teams schafften es überhaupt öfter als er in die Finals.
Dabei ist James inzwischen 35 Jahre alt. Das Zauberwort lautet Anpassung. James passt mehr, nutzt seine Übersicht und Erfahrung. In dieser Saison führte er sogar die NBA bei den Vorlagen an. Seine wahnsinnigen Stats in den Playoffs. 26,7 Punkte, 10,3 Rebounds, and 8,9 Assists. Wie gesagt, mit 35 Jahren.
Auch wenn er nicht mehr so athletisch und explosiv ist wie in früheren Jahren, an dem Muskelpaket prallen viele Verteidiger einfach ab. Er ersetzt Athletik mit ausgefuchsten Bewegungen und Spielintelligenz und erinnert dabei an den "späten" Michael Jordan. Zur Wahrheit gehört auch: LeBron zieht als Mitspieler andere Stars an. Mit einem Davis an der Seite, spielt es sich auch im gesetzteren Alter einfacher. Klar ist: Der Weg in die Finals führt über James, vermutlich auch in den nächsten Jahren noch.
Zieht LeBron beim Titelgewinn an Michael Jordan vorbei?
Nein, wobei er ein weiteres Stück näher heranrücken würde. Für James wäre es Titel Nummer vier – und der dritte mit einem unterschiedlichen Team. Jordan feierte mit den Bulls 1991 - 1993 und 1996 – 1998 den doppelten Three-Peat (Zwei Mal drei Meisterschaften in Serie). Gemeinhin gilt Jordan noch immer als bester Spieler der Geschichte.
Und wer gewinnt jetzt die Finals?
Unser Tipp: Die Lakers und deren Erfahrung setzen sich 4:2 durch, James holt Titel Nummer vier und den ersten in seiner Lakers-Zeit.
Emmanuel Schneider




































