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Erst Pfiffe, dann Applaus: Der VfB zahlt zu viel Lehrgeld

Für den VfB Stuttgart reichte es gegen Freiburg nicht zum Sieg
Für den VfB Stuttgart reichte es gegen Freiburg nicht zum Sieg
Foto: © Ralf Poller/Avanti via www.imago-images.de
20. September 2020, 11:16

Die gellenden Pfiffe kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit wollte Pellegrino Matarazzo überhört haben. "Wenn ich ehrlich bin, habe ich die gar nicht wahrgenommen", behauptete der Trainer des VfB Stuttgart. Das war vermutlich geflunkert, denn das Missfallen der Zuschauer war lautstark. Später, nach dem 2:3 (0:2) gegen den SC Freiburg, sagte Matarazzo: "Ich freue mich, dass die Fans geklatscht haben, das hat mir sehr gut gefallen. Das habe ich wahrgenommen."

Das Hörspiel der 7123 Zuschauer in der Stuttgarter Arena war ein akustisches Spiegelbild der Ereignisse auf dem Rasen: Der VfB, zurückgekehrt 482 Tage nach dem Abstieg in der Relegation gegen Union Berlin, lag nach 48 Minuten zurück, weil er ziemlich naiv verteidigte und ein paar gute Chancen ausgelassen hatte. "Wir haben die Tore zu einfach hergeschenkt", sagte Kapitän Gonzalo Castro: "Wir haben Lehrgeld bezahlt." Dass die Schwaben dann trotzdem fast noch den Ausgleich erzielt hätten, versöhnte das Publikum.

Tatsächlich war die aufkommende Begeisterung der Anhänger völlig berechtigt. Nach den Gegentreffern durch Nils Petersen (7.), Roland Sallai (26.) und Vincenzo Grifo (48.) ließen sich die weitgehend unerfahrenen Stuttgarter nicht entmutigen: Sie stürmten weiter munter drauf los, besaßen und vergaben dickste Chancen, und als Sasa Kalajdzic (71.) das 1:3 erzielte, schien das bis dahin Undenkbare plötzlich wieder möglich. Erst recht nach dem 2:3 durch Silas Wamangituka (81.).

VfB vor dem Tor zu harmlos

"Man hat heute wieder gesehen, was wir können, nicht nur, was wir nicht können", sagte Matarazzo und betonte: "Es waren ein paar Sachen dabei, die man schnellstmöglich abstellen sollte." Dies gilt für die Probleme in der Abwehr, ebenso für die mangelnde Chancenverwertung. "Die Spiele", sagte Stuttgarts Trainer, "werden im eigenen Sechzehner und im gegnerischen Sechzehner gewonnen, alles dazwischen ist Schall und Rauch." Und in beiden Sechzehnern sei Freiburg "effektiver gewesen".

Zur Wahrheit des Spiels gehörte auch, dass Freiburg bis zur 50. Minute zwei weitere Treffer erzielte, diese aber wegen Abseits aberkannt wurden. Der VfB wiederum hätte mit Nachdruck darauf verweisen können, dass ihm von Schiedsrichter Benjamin Cortus (Röthenbach) und dem Kölner Keller zwei Elfmeter verweigert wurden: beim Handspiel von Philipp Lienhart (75.) sowie beim offensichtlichen Ringergriff von Lucas Höler gegen Waldemar Anton (90.+4).

"Am Ende hatten wir Glück", sagte Freiburgs Trainer Christian Streich, er meinte damit allerdings nicht die eines Elfmeters würdigen Situationen.

Man habe gesehen, "welche Qualität der VfB" unter dem Bundesliga-Debütanten Matarazzo "auf den Platz gebracht hat", das sei taktisch und spielerisch "gut" gewesen, urteilte er. "Ich muss meinem Kollegen ein Kompliment machen", betonte Streich, "der VfB wird einigen Gegnern noch einige Probleme machen, davon bin ich überzeugt."

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