Die Absage des DFB-Pokalspiels am Sonntag gegen den 1. FC Schweinfurt 05 hat zu heftiger Kritik von Seiten des FC Schalke 04 geführt. Ziel der Attacken: der Bayerische Fußball-Verband (BFV).
Jochen Schneider machte aus seinem Verdruss kein Geheimnis. "Man kann nur den Kopf über die Vorgehensweise des BFV schütteln, der über Wochen und Monate hinweg offensichtlich nicht in der Lage war, den rechtmäßigen Vertreter am DFB-Pokal zu bestimmen", wetterte Schalkes Sportvorstand nach der Absage des DFB-Pokal-Erstrundenspiels gegen den bayerischen Regionalligisten 1. FC Schweinfurt 05: "Das ist sehr ärgerlich."
Drittliga-Aufsteiger Türkgücü München hatte mit einer Einstweiligen Verfügung am Freitag Erfolg, sodass die Partie auf Schalke am Sonntag (15:30 Uhr) gegen Schweinfurt vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) wegen der nicht geklärten Rechtslage abgesagt werden musste.
Möglicherweise hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV), geführt vom Richter und DFB-Vize-Präsident Rainer Koch, mit seiner Entscheidung aufgrund der Saisonunterbrechung der Regionalliga wegen der Corona-Pandemie Tabellenführer Türkgücü aus der Wertung zu nehmen und vorzeitig als Drittliga-Aufsteiger zu bestimmen, vorschnell gehandelt.
Anstelle des Münchner Klubs wurde der neue Tabellenerste Schweinfurt vom BFV beim DFB für die Auslosung der ersten DFB-Pokalrunde gemeldet. Die Regionalliga-Saison in Bayern soll am 26. September fortgesetzt werden.
FC Schalke 04: Es geht (auch) um 180.000 Euro Antrittsgeld
Da es aber um 180.000 Euro Antrittsgeld in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals geht, wurde Türkgücü aktiv. Mit Erfolg wurde vor dem Landgericht München I eine Einstweilige Verfügung erwirkt.
Noch keine rechtsverbindliche Entscheidung, aber genug, um Chaos nicht einmal 48 Stunden vor dem geplanten Anpfiff auf Schalke zu stiften.
"Das Gericht hat sich nicht mit den notwendigen Anforderungen an die Durchführung eines Spielbetriebs auseinandergesetzt. Die Überlegungen und Verantwortungen, die sich der BFV seit Monaten fortwährend macht, um allen Vereinen in der COVID-19-Krise gerecht zu werden, wurden vom Gericht nicht verstanden. Dem werden wir im Widerspruchsverfahren entgegentreten", erläuterte Reinhold Baier, für Rechtsfragen zuständiger BFV-Vize-Präsident.
Eine Absage der Begegnung am Sonntag sei aufgrund der Kurzfristigkeit der Einstweiligen Verfügung nicht zu vermeiden gewesen, man habe rechtlich nicht mehr dagegen vorgehen können.
Für die Königsblauen eine unbefriedigende Entwicklung, denn der Terminplan ist bereis eng genug. Ein Nachholtermin - im Gespräch ist der 15. Oktober - verschärft die prekäre Situation und Belastung der Spieler in der aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin stressigen Saison 2020/21.
Über die Neuansetzung werde entschieden, "sobald die juristische Klärung herbeigeführt ist", teilte der DFB mit.
FC Schalke 04: Schweinfurt überrascht von der Entwicklung
Schalke macht gute Miene zum bösen Spiel. "Wenn Türkgücü nach Ansicht des Landgerichts München der rechtmäßige Teilnehmer ist, dann respektieren wir diese Entscheidung und freuen uns auf das Spiel gegen Türkgücü - wann immer es stattfinden wird", sagte Schneider: "Gleiches gilt selbstverständlich, wenn wir doch noch gegen Schweinfurt spielen sollten."
Man sei von der Entwicklung auch überrascht worden, sagte eine Sprecherin der Schweinfurter der "Deutschen Presse-Agentur". Zudem prüfe der Regionalligist im juristischen Streit weitere Schritte.
Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny zeigte sich derweil "zufrieden", dieses Ergebnis vor dem Gericht erzielt haben zu können, "denn seit Jahren ist es gelebte Praxis des Bayerischen Fußballverbandes die beste bayerische Amateurmannschaft am DFB-Pokal teilnehmen zu lassen".
Ferner führte Kothny aus: "Die kurzfristige Satzungsänderung des BFV, die Schweinfurt zum DFB-Pokal zugelassen hätte, zeigt, dass die ursprüngliche und stets von Türkgücü München verteidigte Position rechtmäßig ist. Unsere Teilnahme an der 3. Liga war von Anfang an auch mit der geplanten Teilnahme am DFB-Pokal verbunden."