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(M)

Peter Sagan und der Zahn der Zeit

Peter Sagan hat seine Dominanz verloren
Peter Sagan hat seine Dominanz verloren
Foto: © Luca Bettini via www.imago-images.de
05. September 2020, 12:49

Peter Sagan ist noch immer der Star im deutschen Team Bora-hansgrohe. Auch wenn der dreimalige Weltmeister bei der Tour wieder um Grün fährt - die Dominanz vergangener Tage hat er verloren.

Peter Sagan war als Radprofi wieder komplett. Das Grüne Trikot der Tour de France gehört zu ihm, und ihm gehört das Grüne Trikot der Tour de France - seit acht Jahren ist das ein ungeschriebenes Gesetz.

Am Freitag, nach der siebten Etappe nach Lavaur, stand der Slowake nach zwei Tagen Unterbrechung wieder standesgemäß in Grün auf dem Podest - und wirkte doch alles andere als glücklich.

Im Kreis der Sprinter verschieben sich die Machtverhältnisse. Der schnellste Mann im Feld heißt längst nicht mehr Sagan. Auch die Frage, welcher Fahrer im Maillot vert Paris erreicht, ist nicht mehr zweifelsfrei beantworten.

"Ich bin enttäuscht", sagte der 30-Jährige am Freitag. Sein deutsches Team Bora-hansgrohe hatte mit viel Mühe die meisten Rivalen vor dem Finale abgehängt. Alles deutete auf einen Erfolg des dreimaligen Weltmeisters hin - dann sprang Sagan auf den entscheidenden Metern die Kette ab. "Ich konnte den Sprint nicht durchziehen. Aber was soll man machen? Das ist Radsport", sagte Sagan, der nur 13. wurde, lapidar.

Grünes Trikot als Markenzeichen von Sagan

Zuletzt hatte Sagan nicht die besten Beine. Dieses Mal hatte er Pech. Seine Leidenszeit geht weiter. Seit über einem Jahr wartet der zwölfmalige Tour-Etappensieger auf einen Tageserfolg. Letztmals konnte er am 10. Juli 2019 jubeln, als er in Colmar einen Grundstein für den siebten Gewinn der Tour-Punktwertung legte. Niemand erreichte Paris häufiger im Grünen Trikot, seine Serie war nur kurzzeitig unterbrochen, als er 2017 disqualifiziert wurde.

Das begehrte Jersey ist längst eines der Markenzeichen des Radsport-Rockstars geworden, genauso wie die flotten Sprüche oder der Bergauf-"Wheelie". Seine Erfolge und der Hang zur Show machen ihn unglaublich populär.

Wenn das Peloton über Frankreichs Straßen rollt, empfangen die Fans am Streckenrand den Mann in Grün mit "Sagan"-Rufen - ob er es nun trägt oder nicht. "Die Leute haben sich so sehr daran gewöhnt", sagte Sagans irischer Sprint-Rivale Sam Bennett, der zwei Tage lang in Grün fuhr und fälschlicherweise für Sagan gehalten wurde: "Es ist schon witzig."

Bennett ist einer jener Fahrer, die Sagan die Punktwertung bei der Tour 2020 streitig machen. Im Massensprint hat er Vorteile, auch in den Zwischensprints macht Bennett dem Seriensieger das Leben schwer.

Seine enorme Vielseitigkeit - er kommt besser als andere über die mittelschweren Etappen - ist seit jeher Sagans Trumpf. Das weiß die Konkurrenz und profitiert von neuen Schwächen. "Man hat das schon in den letzten Jahren gesehen, das ist der Zahn der Zeit, dass er nicht mehr so explosiv ist", sagte Bora-Teamchef Ralph Denk dem "SID". Sagan sei schon stark, "aber er wird in der zweiten und dritten Woche seine Stärken haben. Im Kampf um Grün hat er weiterhin gute Chancen", sagte Denk.

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