Wenn der FC Bayern München am Sonntag im Champions-League-Finale auf Paris Saint-Germain trifft, dürfte sich der ein oder andere Profi des deutschen Rekordmeisters mit Unbehagen an den 27. September 2017 erinnern. Damals mussten die Bayern in der Gruppenphase der Königsklasse nach Paris reisen - und kassierten eine Klatsche mit weitreichenden Folgen.
Eigentlich wollte der FC Bayern das Duell mit PSG gewinnen, um die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, "dass wir am Ende des Tages Gruppenerster werden". Diese Parole hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor der Partie im Pariser Prinzenpark ausgegeben.
Doch es kam ganz anders. Die Münchner, damals gecoacht vom ohnehin umstrittenen Carlo Ancelotti, kassierten eine der bittersten Abreibungen der jüngeren Vereinsgeschichte.
Bereits in der 2. Minute nahm das bayerische Unheil seinen Lauf. Dani Alves kam in den Strafraum gerauscht, sah dort nur Sven Ulreich, der das Tor anstelle des verletzten Manuel Neuer hütete, vor sich und traf zum 1:0.
Auch, wenn die Münchner in der Folge zunächst optisch überlegen waren und sich ihrerseits gute Chancen erspielten - die weiteren Tore erzielte PSG.
Edinson Cavani (31.) und Neymar (63.) stellten auf 3:0 - ein Ergebnis, mit dem der FC Bayern unter dem Strich noch gut bedient war. Wie eine Schülermannschaft wirkte Ancelottis Elf phasenweise gegen den Pariser Hochgeschwindigkeitsfußball.
"Furioses PSG führt überforderte Bayern vor"
"Furioses PSG führt überforderte Bayern vor", titelte sport.de damals. "PSG zerschmettert Bayern München", frohlockte die französische "Le Monde". "Le Figaro" schrieb von einer "Demütigung" der Deutschen und einem "Traumabend" für PSG.
Rummenigge fand auf dem traditionellen Bankett der Münchner, das diesmal in eisiger Stimmung stattfand, deutliche Worte. "Ich glaube, es war eine ganz bittere Niederlage", sagte der Klub-Chef. Man müsse "in Klartextform Konsequenzen ziehen".
Das bekam insbesondere Carlo Ancelotti zu spüren. Mit seiner Aufstellung in Paris und der Verbannung der Top-Stars Mats Hummels, Arjen Robben und Franck Ribéry auf die Bank hatte er bereits vor der Partie für Kopfschütteln gesorgt. Das schon zuvor angeknackste Verhältnis des erst 2016 verpflichteten Italieners zur Mannschaft ging dadurch vollends entzwei. Dazu kam dann noch der sportliche Offenbarungseid.
FC Bayern entlässt Carlo Ancelotti
Am Donnerstag, nur einen Tag nach dem PSG-Desaster, musste Ancelotti seinen Hut nehmen. Ex-Profi Willy Sagnol, bis dato ein von der Klub-Führung installierter Assistent, übernahm als Interimscoach.
Wenige Wochen später kehrte Jupp Heynckes aus der Rente auf die Trainerbank zurück. Nur dem "ewigen Retter" ("Die Welt") trauten die Klub-Bosse noch zu, das Ruder wieder herumzureißen und den Verein, in dem es in den Wochen rund um die Schmach von Paris an allen Ecken und Enden lichterloh brannte, zu befrieden.
Unter der Regie des Triple-Trainers von 2013 gewann die überalterte Mannschaft später immerhin noch souverän die deutsche Meisterschaft - und übrigens auch das Rückspiel gegen PSG mit 3:1.
Im Sommer darauf stellte der FC Bayern wohl auch mit der denkwürdigen Pleite in Paris im Hinterkopf einige Weichen für den Umbruch der folgenden Monate und Jahre. Die Verpflichtungen von Alphonso Davies und Leon Goretzka wurden eingetütet. Zudem kehrte Serge Gnabry von seiner Leihe nach Hoffenheim mit der Aussicht zurück, künftig eine größere Rolle in München spielen zu können.
Alle drei gehören vor dem Endspiel um Europas Fußball-Krone gegen PSG zur Stammbesetzung des FC Bayern - und sollen es am Sonntag in Lissabon besser machen als ihre Vorgänger an jenem bitteren Abend im September 2017.
Tobias Knoop














































