Die Party-Zentrale verlegte Wout Van Aert kurzerhand in den Mannschaftsbus. Nicht sehr stilvoll, doch durchaus zweckmäßig goss der belgische Radprofi den Sieger-Champagner in Pappbecher und stieß auf seinen Triumph beim Klassiker Mailand-Sanremo an. Van Aert und sein Jumbo-Visma-Team hatten reichlich Grund zum Feiern. Mal wieder.
Die schwarz-gelbe Equipe aus den Niederlanden glänzt seit dem Neustart der Saison bei den wichtigen Rennen - und dürfte bei der wichtigsten aller Rad-Rundfahrten in dieser Verfassung ein ähnliches Bild abgeben. Während Van Aert eine Woche nach dem Erfolg beim Eintagesrennen Strade Bianche auch die Sommer-Ausgabe von Mailand-Sanremo gewann, setzten die Rundfahrt-Asse um Primoz Roglic bei der Tour de l'Ain ein Zeichen der Stärke.
Die kleine Rundfahrt in Frankreich ist für gewöhnlich eher ein Rennen für Talente. Wegen der langen Coronapause schickten die Teams allerdings zahlreiche Top-Fahrer im Rahmen der Tour-Vorbereitung an den Start. Warum, wurde spätestens am Sonntag klar: Die Schlussetappe zum Grand Colombier führte über weite Teile der Strecke der wichtigen 15. Tour-Etappe in den Alpen.
Jumbo-Visma dominiert in den Bergen
Wie stark Jumbo-Visma in den Bergen ist, zeigte die Mannschaft schon tags zuvor. Den Schlagabtausch mit dem Team Ineos gewannen die Niederländer deutlich. Die Ex-Tour-Sieger Chris Froome und Geraint Thomas wurden früh abgehängt, Titelverteidiger Egan Bernal parierte die Tempoverschärfungen von Jumbo-Visma als einziger Ineos-Fahrer.
Vuelta-Sieger Roglic, der letztjährige Tour-Dritte Steven Kruijswijk, Ex-Giro-Champion Tom Dumoulin, Bergspezialist Robert Gesink oder auch der deutsche Allrounder Tony Martin - Bernal und Ineos erwartet bei der Frankreich-Rundfahrt die wohl größte Herausforderung der vergangenen Jahre.
Denn zum Tour-Kader von Jumbo-Visma gehört zu allem Überfluss auch ein gewisser Wout Van Aert. Der Belgier, der bei der Tour 2019 schwer gestürzt war, ist schon jetzt in einer herausragenden Form. Bei der 111. Ausgabe von Mailand-Sanremo sprintete der dreimalige Cross-Weltmeister am Samstag nach 305 km vor Vorjahressieger Julian Alaphilippe (Frankreich/Deceuninck-Quick Step) zum Sieg.
Van Aert sieht sich "auf einem guten Weg"
Es dürfte nicht sein letzter in diesem Jahr gewesen sein. "Nicht zu wissen, wo meine Grenzen sind, ist eine gute Sache. Ich bin erst 25 Jahre alt. Es ist ein Vergnügen, herauszufinden, zu was ich fähig bin", sagte Van Aert: "Ich träume von einer Karriere mit vielen verschiedenen Siegen. Als Belgier stehen die Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix ganz oben auf meiner Liste. Ich bin auf einem guten Weg."
Ein Sieg beim ersten Monument des Jahres, dazu die gute Form der Rundfahrer um Roglic - eigentlich müsste das Team die Erfolge sorgenfrei genießen. Dass die Freude bei Jumbo-Visma derzeit aber getrübt ist, liegt an Dylan Groenewegen.
Der niederländische Sprinter ist bis auf Weiteres suspendiert. Erst wenn der Weltverband UCI die Ermittlungen nach dem von ihm verursachten Sturz seines Landsmann Fabio Jakobsen bei der Polen-Rundfahrt beendet hat, soll über die sportliche Zukunft des 27-Jährigen entschieden werden.





