Zu Zeiten, in denen junge Talente das Gesicht des Teams bestimmen, gehört Lukasz Piszczek zu den Ausnahmen bei Borussia Dortmund. Das 35-jährige BVB-Urgestein ist auf der rechten Abwehrseite der Borussen immer noch gesetzt und verlängerte unlängst bis 2021. Nun hat sich der Pole unter anderem zu seinen deutlich jüngeren Kollegen geäußert.
"Junge Spieler sind schnell sauer, wenn man ihnen mit Kritik kommt", brachte Piszczek im "kicker" eine große Veränderung der letzten Jahre auf den Punkt. Früher habe es mit Sebastian Kehl einen Leitwolf in der Kabine des BVB gegeben, dessen Wort "Gesetz" war, heute müsse man "einen anderen Weg finden".
Der Routinier stellte dabei explizit nicht Jadon Sancho heraus, der zuletzt mehrfach in die Schlagzeilen geriet. Allgemein müsse die "jüngere Generation" konsequenter führen.
Zumal das Profileben nicht immer nur eitel Sonnenschein bereithält. Piszczek selbst enthüllt, dass er nach einer Hüft-Operation 2013 stark mit sich zu kämpfen hatte.
"Es gab durchaus mal eine Zeit, in der ich mich verbrannt fühlte. [...] Ich machte mir zu viel Druck und hatte den Spaß ein bisschen verloren", so der Ex-Nationalspieler. Seitdem arbeite er regelmäßig mit einem Sportpsychologen zusammen. Inzwischen spüre er zwar wieder den "Hunger", "aber das ging nicht mit einem Fingerschnippen".
Für Piszczek ist 2021 beim BVB Schluss
Weiterhin äußerte sich Piszczek zum Thema Social Media. "Mein Privatleben gehört mir", stellte der Verteidiger unmissverständlich klar, dass er kein Freund davon ist, jeden seiner Schritte mit der Öffentlichkeit zu teilen. Accounts auf Instagram und Twitter gehörten "in dieser Zeit" einfach dazu, er teile jedoch nur das "Mindeste". Entsprechend falle es ihm auch nicht leicht, die teils ausufernden Aktivitäten seiner jüngeren Kollegen nachzuvollziehen.
Nach der Saison 2020/21 wird der Rechtsfuß seine Schuhe wohl endgültig an den Nagel hängen. Konfrontiert mit dem Beispiel Paolo Maldini, der seine Karriere erst mit über 40 Jahren beendete, erklärte Piszczek: "Nein, das ist nichts für mich. 2021 wird es Zeit, mich zu verabschieden. Ich gehe nicht davon aus, dass sich daran noch etwas ändert." Lediglich in unteren Ligen seiner polnischen Heimat werde er dann noch "noch etwas spielen".
Dass er seine Laufbahn nach der knappen 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern womöglich nicht mit einem weiteren Titel beenden wird, wurmt Piszczek gewaltig. "Wir mussten diese Partie nicht verlieren. Bis heute kann ich nicht verstehen, warum wir nach Jérome Boatengs Handspiel keinen Elfmeter bekamen", ärgert sich der Pole.
Einen Grund dafür, dass der BVB zuletzt eine überschaubare Bilanz in sogenannten Schlüsselspielen aufweist, hat Piszczek allerdings auch parat: "Wir sind noch eine junge Mannschaft. Uns fehlt die Erfahrung der Bayern. Erfahrung macht in solchen Spielen viel aus." Der FC Bayern verfüge zum Beispiel "in jedem Mannschaftsteil zwei, drei Jungs mit ganz viel Routine."
Piszczek wechselte 2010 von Hertha BSC zu Borussia Dortmund, wo er seitdem über 350 Pflichtspiele bestritt. Mit dem BVB gewann der gelernte Stürmer unter anderem das Double 2012, die Meisterschaft 2011 und den Pokal 2017.