Beim FC Schalke 04 geht das Torhüter-wechsel-dich-Spiel wohl weiter. Nach mehreren Patzern von Markus Schubert in der Fußball-Bundesliga dürfte gegen Werder Bremen wieder der eigentliche Stammkeeper Nübel im Tor stehen. Dabei schien dessen Karriere bei den Königsblauen schon vorbei.
Eigentlich sollte sich doch niemand wundern. Nicht darüber, dass Alexander Nübel nun wieder wichtig wird beim FC Schalke 04. Denn eigentlich ist er ja der Stammkeeper der Königsblauen. Und diese in den vergangenen Wochen außer Dienst gestellte Position soll er nun wieder einnehmen, wie "Sport1" vor dem Duell gegen Werder Bremen berichtet.
Doch ganz so wenig wunderlich ist die Geschichte dann doch nicht. Denn Nübel war ja nicht verletzt oder gesperrt. Er war einfach degradiert worden. Weil er im Sommer ablösefrei zum FC Bayern wechselt, um dort irgendwann mal Manuel Neuer als Nummer eins abzulösen - und weil er gepatzt hatte.
Nicht ganz so regelmäßig indes wie sein Vertreter Markus Schubert. "Er hatte seine Beteiligung an dem einen oder anderen Gegentor in den letzten Wochen. Das war ja offensichtlich", sagte Trainer David Wagner nun vor dem Spiel gegen Werder. "Jeder muss die Leistung abrufen, um zu rechtfertigen, weiter spielen zu können."
Das gelang Schubert, der mit seinem Patzer gegen Fortuna Düsseldorf unter der Woche die Niederlage einleitete, nun nicht mehr. So habe Wagner sich wohl wieder für Nübel entschieden - und diese Entscheidung innerhalb der Mannschaft auch schon kommuniziert.
Zum vierten Mal wird beim FC Schalke 04 rotiert
Es wäre die vierte Rotation zwischen Nübel und Schubert in dieser Saison. Und dieser Rotations-Irrsinn auf dieser so sensiblen Position steht dann auch sinnbildlich für den desaströsen Verlauf der Rückserie.
Keine Mannschaft ist schlechter als Schalke. Zwar hat auch der SC Paderborn nach der Winterpause nur sieben Punkte geholt, allerdings ist das Torverhältnis der Gelsenkirchener deutlich katastrophaler als das des Aufsteigers - 5:24 zu 11:19. Nur die gute Hinrunde mit 30 Punkten verhindert bislang ein Abrutschen der Königsblauen in die Abstiegsregion.
Nun muss es Nübel also richten. Aber was eigentlich genau? Die für die brutal klammen Schalker dringend benötigte Qualifikation für den Europapokal? Nein, darum geht es nicht. Obwohl S04 weiter nur zwei Punkte von Platz sieben entfernt liegt, der möglicherweise für die Europa League reichen könnte. "In unserer Situation verbietet es sich, von Europa zu reden", meinte Wagner. "Es geht darum, die Saison so zu Ende zu spielen, dass wir noch ein paar Punkte mitnehmen."
Hin und Her um Nübel schwebt über Schalker Mannschaft
Für Nübel geht es derweil dann wohl vor allem darum, seine sportliche Klasse nochmal in Erinnerung zu bringen. Denn den Wechsel des großen Talents nach München sehen viele Medien und Experten kritisch.
So wunderte sich der ehemalige Nationaltorwart Toni Schumacher etwa im "Kicker meets Dazn"-Podcast: "Ich bin ein bisschen überrascht, dass der Nübel zu Bayern geht und jetzt die nächsten drei, wenn nicht gar vier Jahre auf der Bank sitzt. Ich kann nur immer wieder den jungen Torhütern ans Herz legen, ihr werdet nur besser, wenn ihr spielt und nicht, wenn ihr irgendwo auf der Bank sitzt."
Allerdings zeigt Schumacher auch Verständnis für Nübels Entscheidung. "Letztendlich kann man dem Jungen keinen großen Vorwurf machen. Wenn Bayern München anklopft, wird jeder Junge hellwach und sagt: Jetzt kann ich zu den großen Bayern gehen. Aber man muss die Gesamtsituation sehen. Deswegen glaube ich auch, dass in dieser Geschichte der Nübel der große Verlierer ist."
Die ehemalige Nummer eins der Schalker, Oliver Reck, befand derweil im "Weserkurier", dass das Hin und Her in der Personalie Nübel für alle Beteiligten eine sehr schwierige Geschichte sei. "Dieses Thema", so Reck, "schwebt nach meinem Empfinden auch immer noch ein bisschen über der Schalker Mannschaft."
Nübel kann nun wohl tatsächlich noch einmal der große Gewinner werden. Der womöglich einzige in der tiefen Schalker Krise. Niemand sollte sich darüber wundern.
Tobias Nordmann