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Athleten üben Kritik

"Unsensibel und verantwortungslos": IOC in der Schusslinie

Japans Premierminister Shinzo Abe (l.) und IOC-Präsident Thomas Bach stehen in der Kritik
Japans Premierminister Shinzo Abe (l.) und IOC-Präsident Thomas Bach stehen in der Kritik
Foto: © unknown
18. März 2020, 14:44

Der Druck auf das IOC wächst: Das Festhalten am Sommertermin für die Olympischen Spiele sorgt für immer lauter werdende Kritik.

IOC-Präsident Thomas Bach gerät mit seiner Coronavirus-Politik immer stärker in Bedrängnis. Deutsche Spitzenathleten und erstmals auch Mitglieder aus dem eigenen Haus schlagen Alarm, nachdem der Ringeorden am Dienstag erklärt hatte, dass an der Austragung der Olympischen Spiele in Tokio vom 24. Juli bis 9. August festgehalten werde.

"Diese Krise ist größer als Corona"

"Das ist eine unverständliche und überhaupt nicht nachvollziehbare Hinhaltetaktik vom IOC und den Japanern", sagte die weltbeste Reiterin Isabell Werth dem "SID". "Sie sollten sich am Fußball und an der Formel 1 ein Beispiel nehmen und jetzt sagen: 'Olympia im Juli wird nichts'", meinte die sechsmalige Dressur-Olympiasiegerin.

Ähnlich sieht das Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler, der darauf hinwies, dass das Training von Land zu Land längst anders aussehe und keine Chancengleichheit mehr gewahrt ist. "Deshalb würde ich mich über eine Verschiebung der Olympischen Spiele freuen, um die Ausgangslage für alle auf null zu setzen", sagte Röhler dem Portal "Sportbuzzer".

Bach musste nach der zweistündigen Telefonkonferenz mit den Fachverbänden am Dienstag sogar Kritik aus den eigenen Reihen hinnehmen. Als "unsensibel" und "verantwortungslos" bezeichnete IOC-Mitglied Hayley Wickenheiser die Tatsache, dass in der Sitzung eine Verschiebung oder Verlegung von Olympia nicht intensiver erörtert worden sei. "Diese Krise ist sogar größer als Olympia", schrieb die IOC-Athletensprecherin.

Wickenheiser betonte, dass derzeit niemand sagen könne, ob Olympia stattfindet - auch das IOC nicht. "Und das ist mein Punkt", sagte die Eishockey-Olympiasiegerin: "Mit Sicherheit zu sagen, dass sie weitermachen werden, ist gegenüber den Athleten und der Weltbevölkerung nicht gerecht."

Stabhochsprung-Olympiasiegerin Katerina Stefanidi ging mit dem IOC ebenfalls hart ins Gericht. "Das IOC möchte, dass wir weiterhin unsere Gesundheit, die Gesundheit unserer Familien und die öffentliche Gesundheit aufs Spiel setzen", schrieb die Griechin bei Twitter und wies auf die Ansteckungsgefahr hin, die durch den Alltag im Training gegeben sei.

Auch Verständnis für IOC-Vorhaben

Deutlich moderater fiel die Reaktion von Säbelfechter Max Hartung aus. Der Präsident der Vereinigung Athleten Deutschland, der sonst für seine kritischen Worte bekannt ist, setzt weiter auf Olympia im Sommer. "Heute kann niemand sagen, was im Juli sein wird. Wir Athleten hoffen, in Tokio antreten zu können", sagte Hartung im Interview mit "Funke Sport".

Thomas Weikert, Präsident des Tischtennis-Weltverbandes ITTF und in dieser Funktion auch bei der Sitzung der Fachverbände mit dem IOC am Dienstag vertreten, kann die Kritik der Athleten nachvollziehen, dennoch ist Weikert gegen einen Abbruch. "Dafür ist es wirklich noch zu früh. Wir brauchen jetzt noch keinen Plan B", sagte der Limburger dem "SID".

Weikert begrüßte den Kurs von Bach, zumal das IOC Eingeständnisse für die Qualifikation machte. Da derzeit keine Wettkämpfe bestritten werden können, müssten die Verbände ihre Athleten am Ende verstärkt über die Bestenliste für Olympia nominieren.

"Und da machte das IOC Zugeständnis. Um Streitfälle zu vermeiden, können wir mehr Plätze in Anspruch nehmen", erklärte Weikert.

Das IOC indes reagierte auf die harsche Kritik der Athleten und räumte ein, dass es am Dienstag keine "ideale Lösung" gegeben habe. Man sei aber in dieser schwierigen Situation auf das Verständnis aller angewiesen: "Deshalb setzen wir auf die Verantwortung und Solidarität der Athleten."

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