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"Collinas Erben" über strittigste Szene im Borussen-Duell

Elfmeter oder nicht? Ungeschriebenes Gesetz rettet den BVB

Der BVB hatte gegen Gladbach auch das nötige Glück
Der BVB hatte gegen Gladbach auch das nötige Glück
Foto: © nph/Mauelshagen via www.imago-images.de
09. März 2020, 21:55
sport.de
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Gladbach fühlte sich im Topspiel gegen den BVB um einen Elfmeter geprellt. Tatsächlich hätte es ihn geben sollen, aber nicht müssen, auch wegen eines ungeschriebenen Gesetzes.

In der ersten Hälfte des Topspiels zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund (1:2) lief bereits die Nachspielzeit, als beim Stand von 0:1 vor dem Tor der Gäste noch einmal Aufregung entstand.

Dabei hatte die Szene unspektakulär begonnen: Der Dortmunder Emre Can spielte einen Rückpass in den eigenen Strafraum zu Dan-Axel Zagadou, der von Jonas Hofmann zwar unter Druck gesetzt wurde, aber einen recht deutlichen Vorsprung hatte und den Ball problemlos zu seinem Torwart Roman Bürki weiterleiten konnte.

Als der Keeper die Kugel nach vorne schlug, ging Hofmann jedoch plötzlich zu Boden und blieb dort liegen. Die Gladbacher protestierten, aber Schiedsrichter Sascha Stegemann ließ weiterspielen.

In der Zeitlupe erkannte man den Grund für die Reklamationen: Zagadou hatte nach seinem Abspiel einen gezielt anmutenden Schritt zur Seite unternommen und sich Hofmann so in den Weg gestellt. Dabei hatte er mit seinem linken Knie das rechte Knie des Gladbachers getroffen. Dieser war also keineswegs freiwillig gefallen.

Dennoch konnte sich der Unparteiische nicht zu einem Elfmeterpfiff durchringen, und auch Video-Assistent Felix Zwayer griff nach der Überprüfung der Szene nicht ein, das heißt: Er empfahl Stegemann kein On-Field-Review.

Jonas Hofmann hielt das für "Wahnsinn" und war mit Blick auf das Video Assist Center in Köln der Ansicht: "Was sie gecheckt haben, das haben sie nicht gecheckt."

Sorgte für heiße Diskussionen: der Zweikampf Zagadou vs. Hofmann
Sorgte für heiße Diskussionen: der Zweikampf Zagadou vs. Hofmann

Sein Trainer Marco Rose dagegen fand die Situation nicht eindeutig: "50 Prozent von Fußball-Deutschland sagen: klarer Elfmeter. Die anderen 50 Prozent sagen, es ist kein Elfmeter, da der Ball zu weit weg ist."

Legt man diese Annahme zugrunde, hätte sich auch der VAR richtig verhalten, denn ein klarer und offensichtlicher Fehler wäre dann nicht gegeben gewesen.

Aber spricht die Tatsache, dass der Ball für einen Angreifer nicht mehr erreichbar ist, wirklich gegen eine Strafstoßentscheidung, obwohl ein Vergehen im Strafraum vorliegt? Regeltechnisch jedenfalls nicht, denn wenn nach Einschätzung des Schiedsrichters ein Stürmer in dieser Zone gefoult wird, während das Spiel läuft, der Ball also auf dem Feld ist, muss es nun mal einen Elfmeter geben.

Ungeschriebenes Gesetz, unangenehme Situation

So weit, so einfach eigentlich – jedenfalls in der Theorie. In der Praxis aber kommt es gelegentlich vor, dass der Referee keinen Strafstoß verhängt, wenn sich im Strafraum ein Vergehen ereignet, bei dem der Ball für den Angreifer nicht spielbar oder nicht mehr zu erreichen ist. So auch oft bei Fouls unmittelbar nach einem Torabschluss, bei dem das Gehäuse des Gegners verfehlt wird.

Dass diese Praxis weithin akzeptiert ist, hängt damit zusammen, dass dem Stürmer in einer solchen Situation kein wirklicher Nachteil entsteht. Schließlich hat er je nachdem die Torchance bereits vergeben, ohne nachsetzen zu können, oder er konnte gar nicht erst an den weit entfernten Ball kommen.

Ungeschriebenen Gesetzen ist es allerdings auch eigen, dass man sich auf sie nicht berufen kann – auch wenn es denkbar ist, dass Video-Assistent Zwayer nicht intervenierte, weil er angesichts der üblichen Praxis zumindest nicht von einem klaren und offensichtlichen Fehler des Schiedsrichters ausgehen musste.

Dass die Gladbacher gleichwohl protestierten, dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass Zagadous Einsatz gegen Hofmann nicht im Zweikampf um den Ball erfolgte, sondern erst erkennbar danach.

Er war damit mutwillig gegnerorientiert und darüber hinaus unnötig, wenn auch nicht von übermäßiger Intensität, was die Entscheidung, weiterspielen zu lassen, begünstigt haben mag – schließlich ist nicht jeder Kontakt gleich ein Foul.

Ein Elfmeterpfiff wäre dennoch die bessere Entscheidung gewesen, aber ihn zu unterlassen, lag noch im Ermessensbereich. So oder so war die Situation für Sascha Stegemann äußerst unangenehm, denn eine der beiden Mannschaften musste er zwangsläufig verärgern.

Einen Strafstoß hätte der BVB als überhart bewertet, mit der getroffenen Entscheidung wiederum war die andere Borussia nicht einverstanden. Die Hausherren kritisierten den Unparteiischen aber nicht nur wegen dieser Szene, sondern für seine gesamte Spielleitung. Es sei "keine Linie zu erkennen" gewesen, sagte etwa Matthias Ginter.

Die Spieler zwangen Stegemann zu einer strengeren Linie

Wirklich nicht? In der ersten Hälfte wurde die Partie zwar mit fußballtypischen Härten geführt, war aber insgesamt fair. Stegemann war deshalb bei der Zweikampfbeurteilung angemessen großzügig und ließ viel laufen, was dem Spielfluss zugutekam. Erst in den Minuten vor der Pause musste er mit Gelben Karten gegen zwei Dortmunder deutliche Grenzen setzen: Axel Witsel hatte eine schnelle Freistoßausführung der Gastgeber blockiert, Zagadou rücksichtslos seinen Ellenbogen eingesetzt.

Nach einer Stunde zog der Schiedsrichter die Zügel deutlich an, weil die Spieler ihn dazu zwangen: In den Zweikämpfen nahmen die Nickligkeiten zu, überdies gab es taktische Fouls wie jene von Christoph Kramer und Emre Can sowie die albernen Hahnenkämpfe zwischen Ramy Bensebaini und Jadon Sancho sowie zwischen Raphael Guerreiro und Stefan Lainer.

Der Referee bestrafte all das mit Verwarnungen, am Ende waren es fünf auf jeder Seite, davon alleine acht in der letzten halben Stunde der Partie. Das ist eine Menge Holz, war in einer zunehmend hektisch werdenden Begegnung aber nötig, um die allmählich ausufernden Unsportlichkeiten einzudämmen. Glänzen kann man als Referee in einem solchen Spiel nicht, nur berechenbar bleiben und die Konsequenz nicht scheuen, auch wenn das nicht allen gefällt.

"Der Schiedsrichter hatte sicher kein einfaches Leben", meinte Roman Bürki nach dem Schlusspfiff und lag damit richtig. Sascha Stegemann hatte sich das Leben aber durchaus nicht selbst schwer gemacht, sondern mit den Undiszipliniertheiten der Spieler zu kämpfen. Zu beneiden war er darum nicht.

Was sonst noch wichtig war:

  • Dass sich im Spiel von Hertha BSC gegen den SV Werder Bremen (2:2) der Video-Assistent einschaltete,  als der ansonsten gut leitende Schiedsrichter Guido Winkmann nach dem Handspiel von Niklas Moisander im Strafraum der Gäste auf Strafstoß entschied, war korrekt. Denn der Bremer Kapitän hatte den Ball, der aus kurzer Distanz gekommen war, mit angelegtem Arm berührt, den er sogar noch aus der Schussbahn zu nehmen versucht hatte. Damit lag kein strafbares Handspiel vor. Die anschließende Spielfortsetzung war allerdings nicht richtig: Weil der Ball nach der Berührung durch Moisander ins Toraus gegangen war und Winkmann erst danach gepfiffen hatte, hätte es eigentlich einen Eckstoß für die Hertha geben müssen. Doch offensichtlich ging der Unparteiische davon aus, dass er das Spiel bereits per Pfiff unterbrochen hatte, als der Ball die Torlinie überschritt, und setzte die Begegnung deshalb mit einem Schiedsrichterball fort. Den Ball bekam dabei der Torwart, wie es vorgesehen ist, wenn die letzte Ballberührung vor der Unterbrechung im Strafraum stattgefunden hat. Nur hatte sich der Referee da in seiner Erinnerung getäuscht.

Alex Feuerherdt

Alex Feuerherdt, Experte von "Collinas Erben", nimmt für sport.de wöchentlich die strittigsten und meist diskutierten Schiedsrichter-Entscheidungen des Bundesliga-Wochenendes unter die Lupe.

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