Feuer frei – light. Am Samstag dürfen zum ersten Mal im deutschen Profifußball Anhänger vor dem Fanblock legal und kontrolliert Rauchtöpfe abfackeln. Der DFB erteilte dem Hamburger SV für die Zweitligapartie gegen den Karlsruher SC eine einmalige Ausnahmegenehmigung. Der renommierte Fanforscher Jonas Gabler erklärt bei "RTL", warum er diesen Schritt für eine gute Idee hält und er nicht glaubt, dass die Aktion von Querulanten gestört wird.
"Beim HSV war offenbar Bereitschaft bei den handelnden Personen da, andererseits auch eine Bereitschaft der Fans, sich auf so etwas Neues einzulassen", erklärt Jonas Gabler im Gespräch mit "RTL". Er ist von einer positiven Signalwirkung überzeugt: "Ich begrüße es. Ich finde es wichtig, dass der Verband signalisiert, für gut durchdachte Lösungen, bei der keine Abstriche bei der Sicherheit gemacht werden müssen, offen zu sein."
Wenn der DFB in diesem konkreten Fall abgelehnt hätte, "wäre er aus der Nummer auf jeden Fall als Buhmann herausgegangen, als der 'böse, strenge Vater', der es partout nicht erlaubt", erklärt Gabler.
Die Fronten sind verhärtet
Der Streit um Pyrotechnik in Stadion schwelt schon seit Jahren. Vereine, Verbände, Polizei und Ordnungsbehörden sind strikt dagegen, für Teile der aktiven Fanszene gehört die Pyroshow aber unbedingt zur Fankultur. Fakt ist: Es ist illegal. So wiederholt sich meist folgender Kreislauf: Fans zünden illegal, die Verbände sprechen eine Strafe aus, die Vereine müssen blechen … Der HSV musste in dieser Saison wegen verschiedener Pyro-Vorfälle schon tief in die Tasche greifen. Am dicksten war die Quittung nach dem Pyro-Spektakel im Derby gegen St. Pauli. 140.000 Euro muss der Klub überweisen.
Nun beschreitet der Zweitligist ganz neue Wege. Erstmals erhielt ein Proficlub eine Ausnahmegenehmigung, um vor dem Anpfiff zwischen Kurve und Spielfeld kontrolliert Bengalos zu zünden.
Es gehe auch darum, dass Vereine, Verbände auf der einen Seite und die Ultras auf der anderen Seite "nach Jahren der Sprachlosigkeit und Verharren in 'Schützengräben' wieder in den Dialog kommen und gemeinsam nach Lösungen suchen", so Gabler.
Fanforscher Gabler rechnete nicht mit Ausnahmegenehmigung
Von der Ausnahmegenehmigung war er überrascht: "Ich habe nicht damit gerechnet", sagt der Fanforscher. Das Problem, dass im Block weiter illegal gezündet wird, sei durch ein kontrolliertes Abbrennen aber längst nicht gelöst. "Ich denke nicht, dass Fanszenen davon abrücken, illegal Pyrotechnik abzubrennen."
Der Test am Samstag sei für ihn aber schon ein Erfolg, wenn er reibungslos abläuft. Die Chancen hält er für gut: "Ich rechne nicht damit, dass es am Wochenende Quertreiber im Fanblock gibt, während vorne legal Pyrotechnik kontrolliert gezündet wird. Ich denke und hoffe, dass mit der Fanszene im Vorfeld Gespräche geführt worden sind."
Ziehen andere Klubs nach?
Lange waren die Fronten zwischen den Ultras und den Verbänden in Sachen Pyro verhärtet. Daher sieht er die Premiere der Pyro-Pioniere auch als Startpunkt für einen Dialog über den legalen Gebrauch von Pyrotechnik und auch über den Gebrauch von illegaler Pyrotechnik. "Ein wichtiger Ansatz wäre, wenn nun eine Debatte darüber entsteht, wie Pyrotechnik innerhalb der Ultraszene gebraucht wird. Das wäre auf jeden Fall ein Fortschritt."
Eine weitere Folge könnte sein, dass der "Hamburger Weg" die Runde macht. Ahmen andere Klubs und Fanszenen den neuen Ansatz nach? "Wenn es jetzt erfolgreich verläuft - vor dem Hintergrund, dass es der DFB genehmigt hat - kann ich mir vorstellen, dass andere Fanszenen auch an ihre Klubs herantreten und fragen, ob es auch bei ihnen möglich ist. Insofern glaube ich schon, dass es Verbreitung finden wird. Das heißt nicht, dass jede Fanszene das so machen wird. Wir werden trotzdem noch erleben, dass Pyrotechnik illegal gezündet wird", prophezeit Gabler.
Kontrollierte Pyro – So soll’s funktionieren
Der Pyro-Test erfolgt unter strengen Auflagen. Die Ausnahmegenehmigung des DFB beinhaltet, dass der Klub "vor Anpfiff seines Heimspiels gegen den Karlsruher SC am 8. Februar im Volksparkstadion zehn Rauchtöpfe außerhalb der Zuschauerbereiche unter Aufsicht einer Fachfirma kontrolliert abbrennen darf", teilte der Verband mit.
Voraussetzung für die Genehmigung war die Zustimmung der Hamburger Behörden und der Feuerwehr. Die Verantwortung für mögliche Schäden und Haftungsansprüche übernimmt der HSV. Das Prozedere: Ein Pyrotechniker leitet zehn beteiligte Fans an, begleitet und überwacht die Feuershow auf dem Rasen.
"Feuerlöscher und Löscheimer stehen zur Verfügung", heißt es in der DFB-Mitteilung. Hinter jedem der zehn Fans wird ein Ordner postiert. Bei widrigen Wetterbedingungen hat die Feuerwehr das Recht, die Aktion abzusagen.

























