Daniel Yule triumphiert als erster Schweizer seit 1968 beim Slalom von Kitzbühel. Linus Straßer scheidet aus, zwei Teamkollegen überraschen.
Felix Neureuther war "schwer geschockt" über das vermasselte "Heimspiel" seines Erben, doch Linus Straßer schien das alles nichts anzugehen. "Ich kann mit dem gut leben", sagte der nach Neureuthers Rücktritt beste deutsche Slalomfahrer nach seinem Final-Aus in Kitzbühel, wo der Münchner einst das Skifahren gelernt hatte: "Ich habe probiert Gas zu geben, es ist sich nicht ausgegangen - so what! Ich habe mir nichts vorzuwerfen."
Das sah Neureuther ganz anders. Nach Platz 14 im ersten Lauf sei Straßers Chance auf eine Top-Platzierung beim Hundertstelkrimi von Kitz "riesengroß" gewesen, sagte er. Doch während etwa Daniel Yule voll durchzog und als erster Schweizer seit 1968 am legendären Ganslernhang gewann, während Sebastian Holzmann und Anton Tremmel mit den Rängen 17 und 18 überraschten, habe Straßer "völlig überdreht".
Neureuther, selbst zweimaliger Kitzbühelsieger (2010 und 2014), war sichtlich verärgert. "Da ist der alte Linus durchgekommen", sagte der ARD-Experte, "er muss kapieren und lernen, dass er es vom Kopf her anders angeht." Straßer gab immerhin zu, dass er die zweite Fahrt "ein bisschen zu ungestüm" angelegt hatte - schon bei der ersten Zwischenzeit war sie zu Ende.
Yule schnappt sich Rekordpreisgeld
Als Siebter nach dem ersten Durchgang hatte auch Tremmel (+1,66 Sekunden) die Möglichkeit auf einen Coup. Doch nach kleinen Unsicherheiten zu Beginn des Finals habe er "unterbewusst ein bisschen zurückgescheut", sagte der 25-Jährige.
Dennoch überwiege nach seinem besten Weltcup-Ergebnis die Freude. Holzmann (+1,65), der sogar kurz im Stuhl des Führenden Platz nehmen durfte ("das war cool"), fuhr als einziger Deutscher couragiert bis ins Ziel - und war "mega zufrieden". Stolze 13 Plätze machte der 26-Jährige im Finale gut und holte damit erstmals in diesem Winter Weltcup-Punkte.
Yule, zuletzt schon Sieger beim Klassiker in Adelboden und in Madonna di Campiglio, ärgerte im Skimekka Tausende erwartungsfrohe Österreicher, als er Lokalmatador Marco Schwarz noch den Sieg entriss - und sich das Rekordpreisgeld von 100.000 Euro schnappte.
"Wahnsinn, es ist auch als Schweizer etwas Besonders, in Kitzbühel zu gewinnen", sagte er. Zuletzt war das am Ganslern vor 52 Jahren Dumeng Giovanoli gelungen. "Als Kind schaust du schon die Rennen, der Mythos macht das so speziell", meinte Yule.