Andrea Giani lebt den deutschen Volleyballern den Erfolg vor. Im Mittelpunkt will der Bundestrainer aber nicht stehen.
Es muss nicht immer besondere Pasta aus Italien sein. Ein Teller Nudeln mit Erbsen in der Kantine des Leistungszentrums in Kienbaum reicht Volleyball-Bundestrainer Andrea Giani für sein kulinarisches Wohl völlig aus.
"Pasta Piselli. Das ist fast schon ein Running Gag bei uns", erklärte Nationalmannschaftskapitän Lukas Kampa mit einem Lachen: "Für unseren Scout Roberto ist das eine Todsünde. Aber Andrea isst das aber total gerne. Er ist kein Klischee-Italiener."
In feste Muster hat sich Giani, der die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes ins Finale der Olympia-Qualifikation in Berlin am Freitagabend gegen Frankreich gecoacht hat, nie pressen lassen. "Ich bin neugierig, möchte andere Dinge kennenlernen", sagte Giani. Nur eines ist in der Volleyball-Laufbahn des 49-Jährigen eine Konstante: Der Erfolg.
Giani ist eine Legende seines Sports. Der Rekordnationalspieler Italiens war am Netz eine Allzweckwaffe: Außen, Diagonal oder Mittelblock, für den Universalangreifer alles kein Problem. Giani fiel auf keiner Position ab, auch das zeichnete ihn aus. Der Lohn: Unter anderem drei WM-Titel, vier EM-Titel und fünf Teilnahmen an Olympischen Spielen, bei denen er zwei Mal Silber und eine Bronzemedaille gewann.
Kampa und Co. schwärmen von Giani
Diese Erfahrung bringt Giani seit 2017 als Bundestrainer im deutschen Verband ein. Für den DVV ist der Nachfolger des Belgiers Vital Heynen ein Glücksgriff. Auch die Spieler schwärmen vom Coach, der mit 1,96 m Körperlänge tatsächlich kleiner als manch einer seiner Spieler sein mag, sie als Volleyballer dennoch alle überragt.
Im Umgang zeichnet ihn nicht zuletzt seine Bescheidenheit aus. Giani prahlt nicht mit seinen Erfolgen, er nutzte sie im Kampf um das Ticket für Tokio auch nicht als Motivationshilfe. "Er würde es nur tun, wenn wir ihn danach fragen", sagte Kampa: "Vielleicht fließen Dinge ein, in die Art, wie er Ansprachen hält oder das Training gestaltet, die aus diesem Erfahrungsschatz kommen."
Giani selbst nennt "Kommunikation" als wichtigstes Werkzeug seiner Arbeit am Spielfeldrand. Dabei geht es nicht nur um die richtigen Ansprachen, die er in Englisch und Italienisch hält, was mehrere Nationalspieler übersetzen können. Auch mit nonverbaler Kommunikation versucht Giani einzugreifen - und manchmal wirkt es, als würde er am liebsten selbst wieder mitspielen.