Georg Grozer ist der Starspieler der deutschen Volleyballer. Bei der Olympia-Qualifikation in Berlin geht es auch um die Zukunft seiner Nationalmannschafts-Karriere.
Olympia oder Abschied - Georg Grozers Entscheidung ist endgültig. Es gibt kein Zurück für den Starspieler der deutschen Volleyball-Nationalmannschaft. "Es ist der letzte Schwung. Dabei bleibe ich", sagte Grozer dem "SID" vor der Olympia-Qualifikation in Berlin, seinem womöglich letzten großen Auftritt im Nationaltrikot.
Acht Teams kämpfen ab Sonntag im hochkarätig besetzten Feld um nur ein Ticket für Tokio. Die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes trifft zum Auftakt in der Max-Schmeling-Halle (19:30 Uhr) auf Außenseiter Tschechien. Sie spielt dabei auch um die Zukunft ihres Top-Stars.
Spätestens nach Tokio will Grozer seine DVV-Karriere beenden. Scheitert das Team in Berlin, ist früher Schluss. "Es wäre schön, die Karriere in der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen zu beenden", sagte Grozer.
Ein Hintertürchen für einen Rücktritt vom Rücktritt, einem weiteren nach seinem Comeback 2017, gibt es nicht.
Bundestrainer: Grozer "für uns unersetzlich"
Doch warum überhaupt aufhören? Körperlich befindet sich der Diagonalangreifer schließlich weiterhin in einer sehr guten Verfassung. Die Laufbahn auf Klubebene wird er deshalb fortsetzen, die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung bei Zenit St. Petersburg werden zeitnah vertieft.
Angebote von anderen Vereinen liegen ebenfalls vor, ein Engagement in der Bundesliga schließt er aber aus.
Dem DVV steht Grozer bald aus anderen Gründen nicht mehr zur Verfügung. "Ich brauche die Zeit, um meine Zukunft nach dem Volleyball aufzubauen. Beides geht nicht mehr", sagte er: "Es ist auch an der Zeit, den Staffelstab in der Nationalmannschaft weiterzureichen."
Dieser steht ein großer Verlust bevor. Das Erbe wiegt schwer. Grozer, 35, ist der älteste und zugleich wichtigste Spieler im 14-köpfigen Kader von Bundestrainer Andrea Giani für die Olympia-Qualifikation.
Seine Schlaghärte machen den "Hammerschorsch" zu einem der besten Angreifer der Welt, mit seiner Persönlichkeit reißt er das Team auf dem Feld mit.
"Er ist für uns unersetzlich", sagte Giani: "Er bringt Qualitäten mit, die es selten auf der Welt gibt." Für Kapitän Lukas Kampa ist Grozer ein "Unterschiedsspieler", Verbandspräsident Rene Hecht bezeichnete ihn in der Süddeutschen Zeitung als "Motivationsmaschine" mit "herausragender Persönlichkeit".
Dem Erbe des Vater gerecht geworden
Geerbt hat er diese Eigenschaften wohl auch von seinem namensgleichen Vater, der als Außenangreifer Karriere machte und Länderspiele für Ungarn und Deutschland bestritt.
An der Last des großen Namens, an der viele talentierte Töchter und Söhne zerbrechen, wuchs Grozer. Aus dem langen Schatten ist er längst hervorgetreten - nicht nur, weil Grozer jr. seinen Vater mit exakt zwei Metern Körperlänge um zwei Zentimeter überragt.
"Der Druck war immer da, alleine durch den Namen. So bin ich aufgewachsen", sagte Grozer.
Mit dem Druck, der in der Woche der Wahrheit erneut auf ihm lasten wird, weiß Grozer umzugehen, wenngleich er zugibt, noch immer vor jedem Spiel nervös zu sein. "Ich bin ein emotionaler Typ, egal, ob im Training oder im Spiel", sagte Grozer: "Ich spiele Volleyball aus Leidenschaft."
Verläuft alles nach Plan, darf Georg Grozer dies im Sommer zum zweiten Mal nach 2012 bei Olympischen Spielen beweisen.