Karl Geiger Zweiter, Markus Eisenbichler Elfter: Die DSV-Adler überzeugen beim Tournee-Auftakt. Nicht zu schlagen war Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi.
Karl Geiger freute sich wie ein Schneekönig, 25.500 Zuschauer feierten den Coup ihres "Karle": Mit einem ganz starken zweiten Platz in seiner Heimat Oberstdorf hat der Vizeweltmeister einen glänzenden Start in die 68. Vierschanzentournee hingelegt.
Der Lokalmatador musste sich einzig Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi aus Japan geschlagen geben und hielt die Hoffnungen auf den ersten deutschen Gesamtsieg beim Skisprung-Spektakel seit Sven Hannawalds Vierfach-Triumph vor 18 Jahren am Leben.
"Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, das waren zwei gute Sprünge. Die Atmosphäre war heute brutal geil", sagte Geiger, der auf seiner Heimschanze nach Flügen auf 135,0 und 134,0 zum ersten Mal bei der Tournee auf dem Podest landete. Mit 295,6 Punkten fehlten ihm umgerechnet nur knapp fünf Meter zu Sieger Kobayashi (305,1). Dritter wurde Normalschanzen-Weltmeister Dawid Kubacki aus Polen (294,7).
"Karl hat heute wirklich zwei gute Sprünge gemacht. Wir sind sehr froh, dass wir mit einem Podest hier wegfahren. Das war unser Ziel", sagte Stefan Horngacher, der bei seiner ersten Tournee als Bundestrainer von einem deutschen Wintermärchen träumen darf. Der aktuell verletzte Olympiasieger Andreas Wellinger lobte am "ARD"-Mikrofon: "Karl macht sich im Moment keinen Kopf über irgendwelche Fehler. So aufgeräumt habe ich ihn noch nie gesehen."
Eisenbichler verpasst die Top Ten knapp
Als zweitbester DSV-Adler belegte der zuletzt formschwache Weltmeister Markus Eisenbichler (277,8 Punkte) den guten elften Rang - sein bestes Ergebnis der Saison. Auch Pius Paschke und Stephan Leyhe überzeugten auf den Plätze 12 und 13.
Für Kobayashi war es der fünfte Tagessieg bei der Tournee in Folge, eine solche Serie hatten vor ihm nur Helmut Recknagel für die DDR (1958 bis 1959), Sven Hannawald (2001 bis 2002) und Kamil Stoch (2017 bis 2018) geschafft. An Neujahr kann sich der Japaner in Garmisch-Partenkirchen die alleinige Bestmarke holen.
Mitfavorit Stefan Kraft aus Österreich (291,2 Punkte) bleibt ebenfalls im Rennen um den Goldenen Adler. Einen frühen Rückschlag musste dagegen Kamil Stoch hinnehmen. Der Pole, der 2017/18 noch den Grand Slam geholt hatte, verlor auf Rang 19 deutlich an Boden auf die Topspringer. Der Slowene Peter Prevc, ebenfalls ehemaliger Tournee-Sieger, belegte sogar nur den 21. Platz.
Drei weitere Deutsche in den Punkten
Erst gar nicht in den zweiten Durchgang schafften es der zweimalige Saisonsieger Daniel Andre Tande aus Norwegen, der WM-Dritte Killian Peier (Schweiz) und der vom ehemaligen Bundestrainer Werner Schuster betreute Österreicher Gregor Schlierenzauer.
Punkte sammelten aus deutscher Sicht zudem Constantin Schmid (20.), erstmals in seiner Karriere Luca Roth (27.) sowie Moritz Baer (29.).
Nur noch als Zuschauer dabei war Richard Freitag. Der Sachse hatte am Samstag als 59. den Wettkampf der besten 50 verpasst und blieb zum vierten Mal in Folge ohne Weltcuppunkt. Am Montag reist der Tournee-Tross nach Garmisch-Partenkirchen, wo am Dienstag (14:00 Uhr) die Qualifikation zum zweiten Tourneespringen am Neujahrstag ansteht. Am Samstag folgt das Bergisel-Springen in Innsbruck, die Entscheidung über den Tourneesieg fällt zwei Tage später in Bischofshofen.