Für Meredith Michaels-Beerbaum ist der Traum von Olympia wohl geplatzt. Schuld hat daran Altmeister Rodrigo Pessoa. Dennoch genießt die Ausnahme-Reiterin ihren 50. Geburtstag.
Im Reit- und Ausbildungsstall von Meredith Michaels-Beerbaum in Thedinghausen bei Bremen geht es zu Weihnachten ruhig zu. Die Hausherrin ist ausgerückt. Die Top-Reiterin und ihr als Springreiter ebenfalls erfolgreicher Ehemann Markus Beerbaum haben mit Töchterchen Brianne in Tansania eine Safari gebucht. Raubkatzen statt Reitpferde heißt das Motto für Mama Meredith, die am zweiten Weihnachtstag ihren 50. Geburtstag feiert.
"Ich wünsche mir, dass ich Löwen und Leoparden sehe, Markus mag eher die lieben Tiere wie Elefanten und Giraffen, Brianne ist auf alles gespannt", verriet Michaels-Beerbaum dem "SID" vor dem Abflug nach Ostafrika. Die Tiere in freier Wildbahn haben die erfolgreiche Springreiterin schon immer fasziniert, zum runden Geburtstag geht ihr lang gehegter Wunsch endlich in Erfüllung.
Ein anderer Traum bleibt im Jahr 2020 wohl unerfüllt. Im Sommer wäre MMB gerne zu den Olympischen Sommerspielen nach Tokio gereist. Bei den letzten drei Spielen hatte die 1,62 m große Powerfrau jeweils zur deutschen Equipe gehört, doch aus der vierten Teilnahme in Folge wird wohl nichts - auch weil ihr ein alter Konkurrent einen Strich durch die Rechnung macht.
Rodrigo Pessoa, brasilianische Springsport-Ikone und 2004 Einzel-Olympiasieger in Athen, will es unbedingt noch einmal wissen und hat seinen Job als Trainer der irischen Equipe quittiert. Zudem überredete der Brasilianer die US-amerikanischen Besitzer von Michaels-Beerbaums Top-Pferden, lieber auf ihn zu setzen. So musste Michaels-Beerbaum ihre vier Pferde Cool Hand Luke, Calle, La Caramba und Carlito's Way abtreten.
Großer Preis von Aachen bleibt ein großes Ziel von Michaels-Beerbaum
"Wir sind sehr traurig darüber", sagte Michaels-Beerbaum und machte keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung. Doch ändern kann sie an der Entscheidung der Besitzer Jim und Kristy Clark nichts mehr, zumal sie auch Dankbarkeit verspürt. Das pferdebegeisterte Paar hat die Beerbaums viele Jahre mit außergewöhnlichen Vierbeinern versorgt, so auch mit Fibonacci. Mit dem Schimmel holte Michaels-Beerbaum in Rio an der Seite ihres Schwagers Ludger Beerbaum, Daniel Deußer und Christian Ahlmann Mannschaftsbronze.
Trotz des verständlichen Frusts will Michaels-Beerbaum ihre Karriere nicht beenden. Auch mit über 50 kann man im Springreiten noch in der Weltspitze mitmischen, wenn man denn die richtigen Pferde hat. "Ich will gerne weiter für Deutschland reiten. Noch einmal den Großen Preis von Aachen gewinnen, das wäre ein Traum", sagt die Tochter eines Hollywood-Produzenten und einer US-Schauspielerin.
Für die Reiterei war die zierliche Amazone schon früh nach Europa gekommen und fand mit dem früheren Europameister Markus Beerbaum ihr privates Glück im Pferdeland Deutschland. Nur vier Wochen nach der Hochzeit 1998 nahm sie die deutsche Staatsbürgerschaft an und startete mit ihrem legendären Shutterfly eine beeindruckende Karriere. 2005 gewann sie den Großen Preis von Aachen, zwei Jahre später wurde sie Europameisterin und 2008 war sie die erste Frau, die bei Olympia für die deutsche Equipe ritt.
In den letzten Jahren jagte Michaels-Beerbaum nicht mehr jedem Pokal hinterher, fand neue Herausforderungen. So unterstützt sie die Special Olympics, engagiert sich für ein Kinderhospiz und arbeitet als Trainerin - auch für ihre Tochter. "Ich habe dem Reitsport viel zu verdanken, jetzt möchte ich gerne etwas zurückgeben", sagt MMB, die trotz aller Rückschläge voller Zuversicht ins Jahr 2020 blickt.