Deutschlands neuer Schwimmstar Florian Wellbrock verzichtet auf die Kurzbahn-EM, dafür hat sich Ex-Weltmeister Marco Koch viel vorgenommen. Mit Glasgow hat er noch eine Rechnung offen.
Die Weltmeister Florian Wellbrock und Sarah Köhler fehlen zwar, dennoch setzt das deutsche Schwimmteam bei der Kurzbahn-EM Maßstäbe. 40 Athleten wurden vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) für die kontinentalen Titelkämpfe auf der 25-m-Bahn (4. bis 8. Dezember) nominiert, sie sollen in 88 Einzel- und sechs Staffelstarts ins Becken springen.
Aus dem Großaufgebot wollen Nachwuchstalente wie die fünffache Junioren-Europameisterin Isabel Gose internationale Erfahrungen sammeln, doch ein paar "alte Hasen" sind auch dabei. Allen voran Ex-Weltmeister Marco Koch, der mit dem Austragungsort Glasgow noch eine Rechnung offen hat.
Für die Langbahn-EM vor einem Jahr im Tollcross International Swimming Centre, wo Wellbrocks Stern mit dem Sieg über 1500 m Freistil aufging, hatte Koch die Qualifikation verpasst. Der Brustschwimmer dachte über Rücktritt nach, entschied sich aber für einen Orts- und Trainerwechsel. Und seitdem geht es wieder aufwärts.
Plan voll auf Olympia 2020 ausgerichtet
"Klar war 2018 eine herbe Enttäuschung", sagt der 29-Jährige, "aber ich bin in diesem Jahr ja sehr gut wieder zurückgekommen." Bei der WM im vergangenen Sommer in Gwangju/Südkorea tauchte Koch mit Platz fünf und einer besseren Zeit als bei seinem WM-Triumph 2015 wieder in der Weltspitze auf. Und bei den Kurzbahnrennen in der neuen Schwimm-Profiliga ISL schlug Koch sogar den britischen Olympiasieger Adam Peaty und den russischen Weltrekordler Kirill Prigoda.
Für den Erfolg hat Koch seine Komfortzone im heimischen Darmstadt verlassen und gemeinsam mit seiner Freundin Reva Foos das Training in Frankfurt aufgenommen. Ex-Bundestrainer Henning Lambertz, der sich im Unfrieden vom DSV verabschiedete, schreibt ihm die Trainingspläne. "Wir haben sehr viel Wert auf Athletik gelegt", sagt Lambertz. Mit der körperlichen Fitness hatte Koch immer wieder so seine Probleme.
Der voll auf Olympia 2020 ausgerichtete Plan verlaufe "bestens", verrät Koch, der die Kurzbahn-EM als "eine Zwischenprüfung" für Tokio betrachtet. Denn noch mehr als die verpasste Langbahn-EM in Glasgow schmerzt ihn etwas anderes: dass er noch keine Olympiamedaille gewonnen hat.
Koch hält sich Karriereende offen
"Ich bin Weltmeister, Europameister, hatte den Weltrekord auf der Kurzbahn. Das wäre ein schöner Abschluss", sagt Koch. Ob nun mit oder ohne Edelmetall: Nach Tokio muss nicht zwingend Schluss sein. "Ich mache so lange mit dem Schwimmen weiter, wie es mir Spaß macht", sagt er.
Doppel-Weltmeister Wellbrock, Kurzbahn-Weltrekordlerin Köhler und Ex-Europameisterin Franziska Hentke lassen die EM aus Gründen der Trainingssteuerung aus. "Einige Topathleten verzichten auf die Kurzbahn-EM, weil sie in ihrem Saisonaufbau unterschiedliche Prioritäten verfolgen", sagte Teamchef Bernd Berkhahn: "Andere werden die Titelkämpfe in Glasgow dazu nutzen, ihre Routine bei internationalen Meisterschaften zu verbessern."
