Die Krefeld Pinguine liegen im Clinch mit ihrem russischen Geldgeber Michail Ponomarew und kämpfen um ihre Zukunft. Am Dienstag hoffen die Pinguine bei einer entscheidenden Gesellschafterversammlung auf einen Durchbruch - sonst rückt das Aus näher.
Christian Ehrhoff hatte sich ein Trikot übergestreift und einen Fanschal angelegt, dann machte das Krefelder Eishockey-Idol mit Hunderten anderer Anhänger Stimmung für die Zukunft seines Herzensvereins. "Ich hoffe, dass die Aktion was bringt", sagte der inzwischen zurückgetretene Olympia-Silberheld über den symbolischen Marsch vor dem DEL-Spiel der Pinguine gegen die Augsburger Panther (7:4).
Die Lage ist ernst, sie spitzt sich zu, die Erstligaexistenz des Krefelder Eishockeys steht auf dem Spiel. Und die Fans wollen dem möglichen Untergang nicht tatenlos zusehen, machten am Sonntag nochmals darauf aufmerksam.
Am Dienstag nun wird bei einer Gesellschafterversammlung eine Art Showdown zwischen den Pinguinen und dem russischen Geldgeber Michail Ponomarew erwartet - Ausgang ungewiss.
Krefeld ist ein traditionsreicher Standort, hier wurde 1963 der Deutsche Eishockey-Bund gegründet, die Pinguine sind Gründungsmitglied der Deutschen Eishockey Liga und zweimaliger deutscher Meister. Auch deshalb kämpft Krefeld, demonstriert Krefeld, aber genauso zittert Krefeld. Die Angst vor dem unwiderruflichen Ende ist greifbar.
Alles hängt im Moment von der Bereitschaft des höchst umstrittenen Ponomarew ab. Geschäftsführer Matthias Roos liegt mit ihm seit längerer Zeit im Streit, es geht um unerfüllte Zahlungszusagen Ponomarews in Höhe von einer Million Euro, die dieser bestreitet. Die hieraus entstandene Etatlücke ist extrem bedrohlich, womöglich muss Roos noch vor Weihnachten die Insolvenz beantragen.
Wagener nach wie vor zu einer Übernahme bereit
Ein Kuriosum der vertrackten Situation ist, dass Ponomarew seine 46 Prozent der GmbH-Anteile (345.000 Euro), an denen er offenkundig kein allzu großes Interesse mehr hat, durchaus verkaufen könnte.
Der Krefelder Unternehmer Gerald Wagener, der auch Ehrhoff zu seinen Unterstützern zählt, war und soll auch nach wie vor zu einer Übernahme bereit sein, aber eine Einigung mit dem Russen kam bisher nicht zustande.
Ehrhoff (37) und andere frühere Krefelder Eishockeygrößen warben in einem offenen Brief bei Ponomarew, der auch beim Fußball-Drittligisten KFC Uerdingen eine zuweilen seltsame Rolle ausfüllt, um Einsicht. "Ein endgültiges Aus wäre dramatisch. Es gibt dann nichts mehr aufzubauen. Sehr geehrter Herr Ponomarew, bitte blockieren Sie nicht die Zukunft des Krefelder Eishockeys", hieß es da.
Dass Ponomarew am Dienstag persönlich erscheint, gilt als unwahrscheinlich. Vermutet wird, dass er sich von seinem Anwalt vertreten lässt. Roos forderte ihn am Sonntag bei Magenta Sport nochmals zu einem Bekenntnis auf: "Wir wissen nicht, was die Intention von Herrn Ponomarew ist. Da muss er sich eben klar äußern. Wenn er alles blockiert, wird es verdammt schwer."
Nationalspieler und KEV-Urgestein Daniel Pietta hat seinen Optimismus noch nicht verloren. "Eishockey ist in Krefeld einfach eine Pflicht. Es ist bisher noch immer alles gut geworden", sagte er dieser Tage bei "Sport1". Doch diesmal hängt Wohl und Wehe womöglich allein an den Launen des Herrn Ponomarew. "Wir müssen momentan einfach alle zusammenhalten. Und das tun wir", sagte Roos.