Am Ende fiel sie im wahrsten Sinne des Wortes trunken vor Glück ins Bett: In Stuttgart feierte Lisa Müller ihren ersten großen Sieg, und der berühmte Gatte Thomas gab bereitwillig den "Turnier-Trottel".
In der Nacht nach dem ersten internationalen Sieg ihrer Karriere hat Lisa Müller total gut geschlafen. "Ich war auch ein bisschen betrunken, das macht es ja einfacher", gab sie am Sonntag grinsend zu, als sie nach dem German Master der Dressurreiter in Stuttgart im Sattel ihres traumhaften Oldenburger Wallachs Stand By Me noch einmal die Stunden nach ihrem Coup vom Vortag Revue passieren ließ.
Im Viersterne-Grand-Prix, der Qualifikation für den Special um den German Master, hatte die Ehefrau des auf der Tribüne mitfiebernden Rio-Fußball-Weltmeisters Thomas Müller die Konkurrenz hinter sich gelassen - unter anderem ihre Lehrmeisterin Isabell Werth, die mit Emilio ungewohnte Fünfte wurde.
"Das war jetzt mal ein Ding", sagte die sechsmalige Olympiasiegerin: "Aber Lisa arbeitet sehr hart und konzentriert, das hat sie sich wirklich verdient."
Thomas Müller stellte sich in den Tagen von Stuttgart konsequent in den Dienst der Gattin. Als "Turnier-Trottel" - so nennen die Reiter liebevoll Familienmitglieder in ihrem professionellen Staff - schleppte Bayern Münchens hochbezahlter Offensivspieler Decken und Gamaschen und anderes Equipment von A nach B und war dabei stets bemüht, im Hintergrund zu bleiben.
Thomas Müller schwärmt von seiner Lisa: "Das war sensationell"
Nach dem Sieg seiner Lisa geriet er ins Schwärmen. "Das war sensationell, ich bin total begeistert", sagte Müller, der wegen der Länderspielpause ein fußballfreies Wochenende hatte: "Heute möchte ich aber nicht mehr sagen, ich möchte mich nur freuen."
Auch im Fünfsterne-Special um den German Master, den Isabell Werth mit Emilio am Sonntag zum insgesamt 16. Mal seit 1996 gewann, zeigte Lisa Müller, dass mit ihr weiterhin zu rechnen sein dürfte.
Hinter Werth und Olympiareiter Hubertus Schmidt mit dem erst zehnjährigen Westfalen Escolar wurde die 30-Jährige Dritte und verwehrte damit selbst Vielseitigkeits-Europameisterin Ingrid Klimke mit Franziskus einen Platz auf dem Treppchen. "Absolut sprachlos und glücklich" sei sie, ließ Lisa Müller via Instagram wissen.
Isabell Werth schont Bella Rose für Olympia
Für die hörbar erkältete Isabell Werth war die Niederlage im Viersterne-Grand-Prix nicht die einzige am Stuttgarter Wochenende.
Mit der nach einer "Babypause" noch etwas rundlichen Stute Weihegold gewann sie zwar den Grand Prix der Fünfsterne-Tour, musste sich in der Kür aber Mannschafts-Weltmeisterin Jessica von Bredow-Werndl mit ihrem Paradepferd Dalera geschlagen geben.
"Es ist abnormal, hier in Stuttgart zu gewinnen", sagte von Bredow-Werndl, die als einzige der deutschen Top-Reiterinnen mit ihrem Spitzenpferd am Start war.
Isabell Werth dagegen hatte ihr bestes Pferd daheim in Rheinberg im Stall gelassen. Bella Rose, die vierbeinige Göttin der Dressur, wird für Olympia in Tokio geschont und behutsam vorbereitet.
Beim Weltcup-Finale im April 2020 in Las Vegas, wo die als Titelverteidigerin bereits qualifizierte Werth ihren vierten Sieg in Serie anstrebt, wird sie Weihegold oder Emilio satteln.