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Patrick Hausding plant letzte Sternstunde in Tokio

Patrick Hausding plant einen letzten großen Auftritt in Tokyo 2020
Patrick Hausding plant einen letzten großen Auftritt in Tokyo 2020
Foto: © Laurence Griffiths, getty
05. November 2019, 11:16

Patrick Hausding ist seit Jahren der beste deutsche Wasserspringer und das mit Abstand bekannteste Gesicht der Randsportart. In Tokio will der Berliner mit einer dritten Olympia-Sternstunde von der großen Bühne abtreten.

Patrick Hausding hat in seiner Karriere so viele Höhen und Tiefen erlebt, dass ihn eigentlich nichts mehr aus der Ruhe bringt. Für einen Wasserspringer ist das eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft. Doch wenn er an seine vierten und letzten Olympischen Spiele im Sommer in Tokio denkt, verspürt auch der sonst so abgeklärte Berliner so etwas wie Wehmut.

"Ich sehe dem recht emotional entgegen", sagte Deutschlands bester Wasserspringer im Interview mit dem "Sport-Informations-Dienst": "Olympia ist sowieso ein Highlight. Aber wenn man weiß, dass man dort nicht noch mal mitmacht, ist es noch besonderer."

Wasserspringer wie Hausding haben nur alle vier Jahre bei Sommerspielen die Chance, sich auf der großen Bühne des Sports zu präsentieren. Und Hausding hat diese Chancen meist perfekt genutzt.

Bei seiner Premiere 2008 sprang er mit Synchronpartner Sascha Klein im Turm auf Anhieb zu Silber, vor vier Jahren gelang ihm in Rio de Janeiro eine zweite Sternstunde: Als erster deutscher Wasserspringer seit 104 Jahren holte er mit Bronze eine Einzelmedaille vom 3-m-Brett.

Chinesen voll des Lobes für "Mr. Wasserspringen"

Selbst in China, das das internationale Wasserspringen seit jeher dominiert, schaut man voller Respekt auf Hausding - spätestens seit dessen sensationellem Turmsynchron-Gold bei der WM 2013 in Barcelona. "Jeder Wasserspringer, der die Chinesen besiegen kann", hatte hinterher der chinesische Sportjournalist Lou Jian gesagt, "sollte ein Held sein".

Ein Sportheld ist Hausding in Deutschland zwar nicht, aber er darf sich hierzulande mit Fug und Recht "Mr. Wasserspringen" nennen. Zwei Olympia-, vier WM- und sage und schreibe 33 EM-Medaillen hat der Rekord-Europameister schon gesammelt. "Ich glaube, genau deswegen machen es die Sportler: Damit sie am Ende in den Geschichtsbüchern zu finden sind", sagt Hausding. Er wolle auch den nachfolgenden Springer-Generationen "in Erinnerung bleiben".

Seine Erfolgsbilanz dürfte zumindest im deutschen Wasserspringen auf Jahre unerreicht bleiben. "Bis jetzt sehe ich keinen, der mir das Wasser reichen könnte", sagt Hausding.

Für seine Sportart ist das ein Problem, denn mit dem Karriereende des Vorspringers nach Olympia oder spätestens im Jahr danach verliert das deutsche Wasserspringen nicht nur seinen erfolgreichsten Athleten. Sondern auch sein bekanntestes Gesicht.

Noch aber ist Hausding dabei, und Tokio will er nicht nur als Abschieds-Wettkampf betrachten. Das "Kampfschwein", wie ihn Bundestrainer Lutz Buschkow aufgrund der Nehmerqualitäten einst bezeichnet hatte, will mit einer weiteren Sternstunde abtreten.

Leistungssport hat Spuren hinterlassen

Bis auf seine chronischen Knie- und Schulterschmerzen kam er bislang verletzungsfrei durch die Vorbereitung. Nach einem schweren Trainingsunfall Anfang des Jahres verzichtet er auf komplizierte Übungen. "So viel Zeit werde ich im Leistungssport nicht mehr verbringen, dass ich mir jetzt noch etwas beweisen oder etwas Neues erlernen muss", sagte Hausding. Springt er vom 3-m-Brett seine alte Serie konstant und sauber durch, ist er auch so ein Medaillenkandidat.

Und dann? Nach Olympia wird sich Hausding vor allem seinem Lehramtsstudium widmen und versuchen, den Körper zu heilen. Knapp 20 Jahre Leistungssport haben Spuren hinterlassen. "Spätfolgen werden hundertprozentig kommen, der Leistungssport geht teilweise über das gesunde Maß hinaus", sagt Hausding: "Aber wir gehen in diese Richtung, weil wir sonst in der Weltspitze nicht mehr mithalten können." Und weil Olympia sonst wohl einer ferner Traum geblieben wäre.

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