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Vom Schicksal gestählt: Schreuder gelingt die Trendwende

Alfred Schreuder ist seit Sommer Trainer von Hoffenheim
Alfred Schreuder ist seit Sommer Trainer von Hoffenheim
Foto: © Alex Grimm, getty
01. November 2019, 10:45

Alfred Schreuder hat die Trendwende mit der TSG Hoffenheim geschafft. Für den Niederländer ist der Fußball nach einem schweren Schicksalsschlag aber nur Nebensache.

Die schönste Nebensache der Welt, für Alfred Schreuder ist der Fußball genau das: eine Nebensache. Der Trainer der TSG Hoffenheim verlor im Jahr 2006 seine Tochter Anouk, die an den Folgen eines Hirntumors starb. Seither sieht der Niederländer die Welt mit anderen Augen. Kritik an seiner Person nach einem schwachen Saisonstart? Für Schreuder gibt es Wichtigeres.

"Wenn man dann über sich die Frage liest, ob man als Trainer wackelt, dann kann man darüber lächeln", sagte Schreuder, der am Samstag seinen 47. Geburtstag feiert, jüngst dem "kicker". Inzwischen ist der wackelnde Stuhl ohnehin wieder fest verankert.

Mit einem Sieg beim Rekordmeister Bayern München leitete Hoffenheim die Trendwende ein. In der Liga gab es vor dem Freitagsspiel gegen Paderborn drei Siege in Folge, im DFB-Pokal folgte der Einzug ins Achtelfinale.

Das Erbe, das Schreuder bei der TSG antrat, war und ist riesig. Julian Nagelsmann formte den Klub zu einem Europapokalanwärter, sogar der Einzug in die Champions League war Schreuders Vorgänger gelungen. Doch Nagelsmann ging, ebenso wie gleich mehrere Leistungsträger. Joelinton, Kerem Demirbay, Nico Schulz oder Nadiem Amiri - der Aderlass war enorm.

Schreuder-Start verlief zäh

Schreuder übernahm ein Team im Umbruch, für einen neuen Trainer eine schwierige und zugleich gefährliche Ausgangslage. Immerhin kannte er das Umfeld in Zuzenhausen und Sinsheim bereits, von Oktober 2015 bis Januar 2018 war er zunächst unter Huub Stevens, vor allem aber unter Nagelsmann Co-Trainer.

Danach zog es Schreuder als Assistent von Erik ten Hag zu Ajax Amsterdam, mit dem niederländischen Rekordmeister schrieb er in der Vorsaison ein Champions-League-Märchen.

Der Start beim alten und neuen Klub verlief hingegen zäh. Ein Duselsieg im Pokal in Würzburg, nur ein Dreier aus den ersten sechs Ligaspielen. Und auch dieser Sieg gegen Bayer Leverkusen entstammte eher einem glücklichen Zufall. Die Kritik auch am Trainer nahm zu, Hoffenheim drohte im Tabellenkeller zu versinken. Dann kam das Bayern-Spiel und damit jede Menge Erleichterung.

Rosen stärkt Schreuder den Rücken

Hoffenheims Direktor Profifußball Alexander Rosen nutzte die Gelegenheit, um gegen die Kritiker auszuteilen. Besonders Zeilen, die bereits über Schreuders Entlassung spekulierten, brachten Rosen auf die Palme. "Es gibt keinerlei Anzeichen aus dem Klub - und irgendein Schmierfink haut was raus. Es multipliziert sich, und ich muss mich so oft dazu äußern", polterte er.

In der Tabelle trennte Schreuder und seinen Vorgänger Nagelsmann, der jetzt bei RB Leipzig tätig ist, nach neun Spielen gerade einmal ein Punkt. Angeschlagene Leistungsträger wie Andrej Kramaric sind zurück, im Kader der Hoffenheimer gibt es ein Hauen und Stechen. Doch auch damit kann Schreuder aufgrund seiner Erfahrungen umgehen.

"Indirekt ist es auch eine Antwort auf die Frage, warum es mir leichtfällt, Spielern zu sagen, warum sie nicht spielen. Wenn du deine Tochter verloren hast - was gibt es Schwierigeres?", sagte er.

 

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