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Was spricht für Hamilton? Was für Schumacher?

Meinung: Warum Hamilton (nicht) besser als Schumi ist

Lewis Hamilton ist seit Sonntag sechsfacher Formel-1-Weltmeister
Lewis Hamilton ist seit Sonntag sechsfacher Formel-1-Weltmeister
Foto: © Clive Mason, getty
04. November 2019, 09:50
sport.de
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Lewis Hamilton hat seinen Status als bester Formel-1-Fahrer der Gegenwart mit seinem sechsten WM-Titel eindrucksvoll unterstrichen. Selbst die einst uneinholbaren Bestmarken von Michael Schumacher sind nur noch einen Steinwurf entfernt. 

Acht Siege und ein WM-Titel fehlen Lewis Hamilton noch, um Michael Schumacher die beiden bedeutendsten Formel-1-Rekorde streitig zu machen. Wenige zweifeln daran, dass der Brite schon 2020 zum erfolgreichsten Fahrer aller Zeiten aufsteigen wird.

Wie gut ist Hamilton wirklich? Steht er schon auf einer Stufe mit Michael Schumacher oder profitiert er vor allem von seinem Team und den Patzern der Konkurrenz? Die sport.de-Redaktion diskutiert:

  • Hamilton steht bereits auf einer Stufe mit Schumacher!

Christian Schenzel: Ja. Und er wird Schumacher schon bald überholen. Hamilton ist 34 und hat noch mindestens drei, vier Jahre in der Formel 1 vor sich. Er ist der kompletteste Fahrer im Feld und sitzt dazu auch noch im besten Auto. Was die Dominanz, das Talent und die Cleverness angeht, steht Hamilton Schumacher in nichts nach. Viele vergessen, wie knapp Hamilton die Titel 2007 und 2016 verpasste. Bis auch die letzten Bestmarken von Schumi fallen, ist es nur noch eine Frage der Zeit. Spätestens dann muss auch der Letzte anerkennen, dass Hamilton der beste Fahrer aller Zeiten ist.

Mats-Yannick Roth: Nein. Im Vergleich zu Hamilton hatte Schumacher mehr Rennen, in denen er aufgrund seines Talentes und seinem Gespür für die richtige Taktik und das richtige Handling des Autos am Ende triumphiert hat. In den Neunziger- und 2000er-Jahren war bei Schumacher alles dabei: Furiose Regenschlachten, Fahrten mit nur einem Gang, Start-Ziel-Siege, komplette Renndistanzen im Qualifying-Speed, Comebacks nach schweren Unfällen... Die Liste, warum Schumi noch immer der Allergrößte ist, ließe sich noch fortführen... 

Chris Rohdenburg: Jein. Hamilton ist mit Blick auf die nackten Zahlen ohne Frage mindestens auf einer Stufe mit Schumacher, hat den siebenfachen Champion in einer Vielzahl von Statistiken schon längst überholt. Um aber tatsächlich mit Schumacher gleichzuziehen, fehlt jedoch ganz nüchtern betrachtet mindestens noch ein weiterer Titel. Und selbst dann wiegt der Einfluss, mit dem Schumi die Scuderia Ferrari zurück in die Weltspitze gebracht und die Formel 1 zu neuen Höhenflügen geführt hat - in einer Zeit, als die Königsklasse noch nicht vollautomatisiert war - deutlich höher. Ganz davon abgesehen, dass es deutscher Sicht sowieso kein Fahrer mehr schaffen wird, Schumacher vom Thron zu stoßen!

  • Hamilton profitiert vom besten Team aller Zeiten!

Mats-Yannick Roth: Definitiv! Auch ein durchschnittlicher Formel-1-Pilot würde in einem Silberpfeil selbstverständlich Woche für Woche um den Sieg mitfahren können. Was das Besondere an Hamilton ist, ist die Konstanz und die Stabilität in seinen Leistungen. Grobe Konzentrationsfehler oder Nachlässigkeiten passieren ihm einfach nicht. Was haben wir alleine in diesem Jahr nicht schon alles gesehen: Frühstarts, Auffahrunfälle, Pannen beim Boxenstopp, Startkarambolagen. Hamilton passieren solche Dinge nicht. Hinzu kommt das Ur-Vertrauen zum Team, welches in den letzten Jahren sehr viele sehr richtige Entscheidungen in allen Phasen eines Grand Prix getroffen hat. 

Chris Rohdenburg: Profitiert Hamilton von Mercedes oder doch eher Mercedes von Hamilton? Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Fest steht: Beide Seiten bilden eine perfekte Symbiose, beide Seiten machen quasi keine Fehler. Wahrscheinlich liegt genau hier das Geheimnis des Erfolgs des Briten bei den Silberpfeilen. Mit Hamilton sitzt ein Pilot im Cockpit, der die Fähigkeit hat, jederzeit auf einem absoluten Top-Level zu fahren, dahinter hat ihm der deutsche Rennstall ein Expertenteam hingestellt, das auch noch jede winzige Kleinigkeit bis ins Detail beleuchtet hat und nichts dem Zufall überlässt - so ist der Erfolg fast planbar geworden.

Christian Schenzel: Natürlich tut er das. Aber auch nicht mehr als Schumacher, Vettel und andere Serien-Weltmeister vor ihm. Es geht immer noch darum, aus dem vorhandenen Paket das Beste rauszuholen. Und das schafft in der Formel 1 niemand so gut wie Hamilton. Nico Rosberg hatte fünf Jahre lang das gleiche Material zur Verfügung und wurde vier Mal von Hamilton deklassiert. Auch Bottas ist im direkten Duell chancenlos. Der Fahrer Lewis Hamilton macht am Ende noch den größten Unterschied. Unfälle oder Fehler wie sie sich Vettel oder auch Max Verstappen in den letzten Jahren regelmäßig leisteten, sieht man bei ihm nicht.

  • Hamilton profitiert von fehlender Konkurrenz!

Chris Rohdenburg: Ganz sicher nicht. Nicht selten hatte Hamilton seinen ärgsten Konkurrenten sogar im Team, wie zuletzt in diesem Jahr. Doch der Sechsfach-Champion hat es immer und immer wieder geschafft, sich jenen kleinen Vorsprung zu erarbeiten, der nötig war, um selbst denjenigen zu besiegen, der eigentlich mit den gleichen (besten) Voraussetzungen in die Saison gegangen ist. 

Christian Schenzel: Jein. Mit Alonso, Räikkönen, Rosberg, Button und nicht zuletzt Vettel ist Hamilton stets gegen die erfolgreichsten Piloten der letzten Jahre gefahren. Oftmals saßen diese sogar im gleichen Auto, hatten gegen Hamilton aber trotzdem keine Chance. Dazu kommen mit Verstappen, Leclerc und Co. die talentiertesten Piloten, die es derzeit gibt. Die Beispiele Ferrari und Red Bull zeigen aber auch, dass die Konkurrenz oftmals in die falsche Richtung entwickelt oder sich einfach verzockt hat. Das hat Hamilton natürlich in die Karten gespielt. Aber er hat diese Fehler einfach eiskalt ausgenutzt - auch das zeichnet einen Champion aus.

Mats-Yannick-Roth: Nein. Die Konkurrenz war immer da. Wer sich in seiner Karriere mit ganz wenigen Ausnahmen jedes Jahr gegen seine Teamkollegen behauptet und konstant über Jahre vorne weg fährt, hat sich einfach Anerkennung und Respekt verdient. An fehlender Konkurrenz lag es sicher nicht, dass Hamilton sich anschickt, alle noch verbleibenden Rekorde der Königsklasse noch zu brechen. Der Brite musste sich im Laufe der letzten Jahre gegen mehr Ex-Weltmeister und Grand-Prix-Sieger erwehren als es Schumacher in seinen goldenen Ferrari-Jahren musste.

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1GroßbritannienLando NorrisMcLaren390
2AustralienOscar PiastriMcLaren366
3NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing341
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team276
5MonacoCharles LeclercFerrari214

USA GP 2019

1FinnlandValtteri Bottas1:33:55.653h
2GroßbritannienLewis Hamilton+4.148s
3NiederlandeMax Verstappen+5.002s
4MonacoCharles Leclerc+52.239s
5ThailandAlex Albon+1:18.038m

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