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Cortese über Fahrer-Streik und "katastrophale" Zustände

Sandro Cortese und andere Fahrer streikten in Argentinien
Sandro Cortese und andere Fahrer streikten in Argentinien
Foto: © Mirco Lazzari gp, getty
23. Oktober 2019, 15:47

Beim WSBK-Rennwochenende in San Juan kam es am Samstag zu einem Streik der Fahrer, an dem sich auch Sandro Cortese (GRT-Yamaha) beteiligte. Da der Asphalt erst kurz vor dem Event erneuert wurde, konnte der Belag nicht richtig aushärten. Das Fahren auf der Strecke wurde deshalb aus Sicht der Fahrer zu gefährlich.

Argentinien war für Sie ein wichtiges Wochenende, um eine Empfehlung für die Saison 2020 abzugeben. Doch die Bedingungen erlaubten keine besonders aussagekräftigen Erkenntnisse, oder?

Sandro Cortese: Ja, richtig. Das einzig Positive war Platz sieben im Superpole-Rennen. Ich kam direkt hinter Alex Lowes und Michael van der Mark ins Ziel. Ich denke, das war gut. Sehr gut waren auch die ersten fünf Runden von Rennen zwei. Leider trafen wir bei der Reifenwahl die falsche Entscheidung und der Reifen ging kaputt. Am Ende kam ein technisches Problem dazu.

Selbst ohne die Reifenprobleme hätte mich das ans Ende des Feldes gespült. Es war ein mechanisches Problem. So oder so wäre ich weit hinten gelandet. Das ist schade, denn ich habe mich sehr wohl gefühlt und war stark dabei. Ein Top-6-Ergebnis wäre möglich gewesen. Die Leute hier im Fahrerlager können sicher gut einschätzen, dass mir nach der Verletzung wieder ein Sprung zurück gelungen ist.

Es wurde viel über die Bedingungen in Argentinien gesprochen. Sie waren am Samstag auf der Seite der Fahrer, die sich gegen eine Teilnahme entschieden haben. Wie schlimm waren die Zustände tatsächlich?

Es war katastrophal. In 15 Jahren WM habe ich so etwas noch nicht erlebt. Am Donnerstagabend wurden noch Teile der Strecke asphaltiert. Dann wurde mit der Walze darüber gefahren. Jeder weiß, dass der Asphalt eine gewisse Zeit aushärten muss. Man darf eine gewisse Zeit gar nicht darauf fahren. Mit Sand wird dann das Öl aufgefangen. All das wurde nicht gemacht.

Warum musste der Kurs eigentlich neu asphaltiert werden?

Im vergangenen Jahr wurde der Kurs schon viel zu spät asphaltiert. Deshalb riss der Asphalt auf. Es wurden komplette Asphaltfetzen herausgerissen. Offensichtlich wurde die Strecke nach dem Rennen im Vorjahr abgeschlossen und dieses Jahr kurz vorher erst wieder aufgeschlossen. Es wurde nichts gemacht. Der Kurs befand sich in einem katastrophalen Zustand.

Wer ist für diese Misere verantwortlich?

Man kann der Dorna nichts vorwerfen. Es war die FIM, die in dieser Hinsicht völlig versagt hat. Sie haben sich nicht um 100 Prozent darum gekümmert. Die Strecke an sich ist wunderschön. Es gibt ordentliche Auslaufzonen, aber der Asphalt war der schlimmste, den ich je erlebt habe.

Vor dem ersten Rennen gab es ein Meeting, an dem ein Großteil der Fahrer teilnahm. Es herrschte laut einigen Beteiligten Einigkeit, dass es zu gefährlich ist, das Rennen zu starten. Doch dann haben sich einige Kollegen anders entschieden.

Wie lief das wirklich ab?

Viele Fahrer waren dagegen. Doch dann haben viele Fahrer Druck von außen bekommen, von den Herstellern und teilweise auch von den Teams. Bei einigen Fahrern geht es um Platz drei in der WM. Es ist verständlich, dass man fahren muss, wenn einer der Rivalen fährt.

Die Hälfte der Fahrer hing wie eine Fahne im Wind und hatte kein Rückgrat. Vorher haben diese Fahrer gemeint, dass sie zu 100 Prozent nicht fahren, doch dann standen sie in der Startaufstellung. Die sechs Fahrer, die nicht fahren wollten, standen dann natürlich in einem schlechten Licht. Aber ich stand zu meiner Meinung. Muss erst etwas passieren, bis man im Nachhinein sagt, man hätte es anders machen sollen?

Gott sei dank ist nichts passiert. Wir reisen um die halbe Welt und jeder von uns will Rennen fahren. Es ist nicht so, dass man es mit einem Regenrennen vergleichen kann. Das ist überhaupt nicht so. Bei Regen weiß jeder, dass die Haftung nicht so gut ist. Man fährt vorsichtig. Es ist eine kontrollierte Situation. Doch mit dem Öl, das aus dem Asphalt gedrückt wurde, wusste man nicht, was man da eigentlich macht. Man ist bei Trockenheit bei schlimmeren Bedingungen gefahren als bei Regen. Das hat es so gefährlich gemacht.

Einige Kollegen haben kritisiert, dass Jonathan Rea als Weltmeister keine Verantwortung übernommen hat. Hätte seine Meinung alles verändert?

Er war nicht der einzige Fahrer, der im Meeting gemeint hat, nicht fahren zu wollen und dann doch fuhr. Ich finde das nicht so geil. Entweder man ist sich einig oder nicht. Doch unter den Fahrern gibt es immer unterschiedliche Meinungen.

Solche Probleme sollten nicht auf unseren Schultern lasten. Wenn die Sicherheit vorgeht, dann hätte jeder erkannt, dass man so nicht fahren darf. Bei 20 Fahrern wird es nie komplette Einigkeit geben. Ich will jetzt nicht Jonathan Rea oder einen anderen Fahrer verantwortlich machen. Wir hätten alle in eine Richtung ziehen müssen. Doch das war nicht der Fall.

In Katar geht die Saison 2019 zu Ende. Welche Erwartungen haben Sie für das finale Rennwochenende des Jahres?

Ich liebe Doha. Der Kurs ist sehr flüssig. Das kommt meinem Fahrstil sehr entgegen. Ich versuche, das Wochenende zu genießen. Losail ist zudem eine Strecke, die der Yamaha R1 entgegenkommt.

Wie kommen Sie mit der Hitze und der geänderten Routine auf Grund des Fahrens bei Nacht zurecht?

Wir sind schon bei viel schlimmeren Bedingungen gefahren. Es ist entspannter, nachts zu fahren. Mir macht es mehr Spaß. Man kann morgens ordentlich ausschlafen und kann es ruhig angehen lassen.

 

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