Carsten Lichtlein soll am Sonntag in seinem 618. Bundesligaspiel mit Rekordspieler Jan Holpert gleichziehen. Gesichert ist der Meilenstein für den Ex-Nationaltorwart aber nicht. Bei den Statistikern herrscht Uneinigkeit.
Am Sonntag ist es soweit: Dann zieht Carsten Lichtlein in seinem 618. Bundesligaspiel mit Rekordspieler Jan Holpert gleich. Denkt der ehemalige Handball-Nationaltorwart zumindest. Denn das Chaos ist groß, verschiedenste Zahlen kursieren rund um den Rekord - wirklich einig sind sich die Verantwortlichen nicht. "Es ist sehr verwirrend", sagte Lichtlein dem "Sport-Informations-Dienst": "Alle haben gesagt, 618 sind es, 619 brauchst du. Und jetzt auf einmal heißt es: 625. Ganz komisch, wie das jetzt zustande kommt."
Die Handball Bundesliga (HBL) nimmt letztere Zahl als Bestmarke. In ihrer Zählweise werden auch die Partien berücksichtigt, in denen der ehemalige Nationaltorhüter Holpert zwar auf dem Spielberichtsbogen stand, aber nicht zum Einsatz kam. Am häufigsten wird bislang allerdings die 618er-Marke als historischer Richtwert genannt - unter anderem vom Fachmagazin "Handball Woche".
Demzufolge würde Lichtlein mit seinem neuen Klub HC Erlangen gegen die Rhein-Neckar Löwen die Bestmarke von Urgestein Holpert erreichen, am Donnerstag darauf wäre er mit einem Einsatz mit den Franken bei der MT Melsungen dann alleiniger Rekordspieler.
20. Bundesligasaison für Lichtlein
Der Hickhack ist Lichtlein "egal", eine große Feier soll es ohnehin nicht geben. Auch wenn "es natürlich eine Ehre für mich ist, Rekord-Bundesligaspieler zu sein", sagte er bescheiden, ohne dabei seine sportlichen Prioritäten aus den Augen zu verlieren: "An dem Tag werden zunächst einmal Punkte vergeben, da denke ich nicht an den Rekord." Als Randnotiz fügte Lichtlein hinzu: "Wenn wir an dem Tag gewinnen, dann können wir gucken, ob wir den Rekord feiern."
Der Durchbruch gelang dem 38 Jahre alten gebürtigen Würzburger, der bereits in seiner 20. Bundesligasaison ist, im beschaulichen Großwallstadt, inmitten seiner fränkischen Heimat. Dort schnupperte er in der Saison 2000/01 als 19-Jähriger erstmals Bundesliga-Luft beim TV und feierte bereits im November 2001 gegen Österreich sein Nationalmannschaftsdebüt.
Es folgten 219 weitere Länderspiele und eine Reihe großer Erfolge auf internationaler Ebene: Weltmeister 2007 im eigenen Land, Europameister 2004 und 2016, zweimal EHF-Cup-Sieger mit dem TBV Lemgo (2006, 2010) - jeder Titel auf seine Art und Weise besonders, wie Lichtlein berichtet. "Alle haben den gleichen Ursprung, in alle Turnieren sind wir mit einer Niederlage gestartet. Dann haben wir uns Stück für Stück gesteigert. Die WM 2007 vor heimischen Publikum war natürlich etwas ganz Besonderes", betonte Lichtlein.
Körper soll "noch lange mitmachen"
Ein Titel fehlt "Lütti" jedoch noch in seiner Sammlung: die Meisterschaft. "Ich hatte damals (2016/d. Red.) die Möglichkeit, zu den Rhein-Neckar Löwen zu wechseln, bevor die den ersten Titel geholt haben. Da hat Gummersbach die Option gezogen. Ich musste das so hinnehmen und akzeptieren", sagte Lichtlein etwas wehmütig.
Doch ob Rekorde oder Trophäen: Am Ende ist dem äußerst bescheidenen Schlussmann, der in seiner langen Laufbahn von schweren Verletzungen und Operationen verschont geblieben ist, nur eines wichtig: "Dass ich mich nicht verletze und der Körper noch lange mitmacht."