Suche Heute Live
Leichtathletik
Artikel teilen

Leichtathletik

Dopingverdacht bei 100m-Weltmeister

Dopingtest-Affäre: Coleman sieht sich als Opfer einer Kampagne

Christian Coleman ist der umstrittene Weltmeister über 100 Meter
Christian Coleman ist der umstrittene Weltmeister über 100 Meter
Foto: © dpa
29. September 2019, 07:10

Der neue 100-m-Weltmeister Christian Coleman (USA) sieht sich in seiner Dopingtest-Affäre als Opfer einer Kampagne. Sein Fall hätte nie an die Öffentlichkeit geraten dürfen, klagte der 23-Jährige nach seinem Triumph bei der Leichtathletik-WM in Doha. "Ich bin nur ein junger schwarzer Mann, der seinen Traum lebt. Es ist enttäuschend, dass jemand Informationen preisgibt, um meinen Ruf zu beschmutzen", sagte Coleman, nachdem er in starken 9,76 Sekunden Gold geholt hatte.

"Einige Leute interessieren sich nicht für die Wahrheit, sie erzählen nur Geschichten", sagte Coleman und sprach von "Hass" auf einen "schwarzen Jungen". Er habe "keine Ahnung, warum sie das tun" und betonte immer wieder, "nichts falsch gemacht" zu haben.

Dass er im Khalifa-Stadion überhaupt starten durfte, hatte viele Kritiker auf den Plan gerufen. Drei verpasste Dopingkontrollen innerhalb von zwölf Monaten hätten das WM- und sogar Olympia-Aus für den 1,75 Meter großen und 73 Kilo schweren Sprintstar bedeutet. Doch ein Formfehler führte Anfang September zum Freispruch durch die US-Anti-Doping-Agentur USADA. Einer der "Missed Tests" habe außerhalb der Einjahresfrist gelegen - also doch kein Dopingfall.

Auf etliche Nachfragen räumte Coleman noch ein, dass "ich reifer und sorgfältiger bei der Aktualisierung des Systems sein kann". Allerdings sei "jeder in diesem Raum nicht perfekt", sagte er bei der PK: "Ich bin ein junger Kerl", der "nicht immer im Kopf hat, die App zu aktualisieren".

Besonders scharfe Kritik an Coleman kam von Landsmann Michael Johnson, dem ehemaligen Weltklasse-Läufer über 200 und 400 Meter. "Es disqualifiziert ihn voll und ganz zu diesem Zeitpunkt, jemals das Gesicht unseres Sports zu sein", betonte der 52 Jahre alte mehrfache Olympiasieger und Weltmeister.

Coleman gibt sich trotzig

"Ich verschwende meine Zeit nicht damit zu versuchen, Leuten etwas zu erklären, die gar nicht an der Wahrheit interessiert sind", sagte Coleman. "Es ist ziemlich verstörend, wenn man weiß, dass Menschen, die mich überhaupt nicht persönlich kennen, solche Dinge sagen."

Im Finale lief Coleman am Samstagabend wie befreit und blieb in 9,76 Sekunden sogar unter seiner Weltjahresbestzeit. Die unangenehme Affäre hat er abgehakt. "Das liegt hinter mir", meinte der Mann aus Atlanta. "Jetzt bin ich Weltmeister, und das ist etwas, das mir keiner mehr nehmen kann."

Titelverteidiger Justin Gatlin, vor zwei Jahren noch vor Coleman und immerhin 14 Jahre älter, war diesmal chancenlos: In 9,89 Sekunden wurde der US-Altstar Zweiter. Bronze ging an den Kanadier André de Grasse in 9,90.

Newsticker

Alle News anzeigen