Dass die Duelle zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 haben bereits unzählige Kuriositäten hervorgebracht haben, ist keine Überraschung. Heute vor 56 Jahren stand aber ein menschlicher Hintern und ein angriffslustiger Hund im Mittelpunkt des wohl verrücktesten Vorfalls der Derby-Geschichte zwischen BVB und S04.
Es war ein sonniger Nachmittag an jenem Samstag, dem 6. September 1969. Die Massen drängten ins legendäre Stadion Rote Erde in Dortmund. 39.000 elektrisierte Schlachtenbummler standen dicht gedrängt um das Spielfeld, um eine Neuauflage des Duells zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 zu sehen.
Es dauerte keine 38 Minuten, als sich die Emotionen erstmals entluden: Hans Pirkner traf für Schalke zum 1:0. Dutzende euphorisierte S04-Fans stürmten das Spielfeld.
Die Sicherheitskräfte hatten alle Mühe die Situation in den Griff zu bekommen - und setzten dafür auch Hunde ein. Eines der Tiere biss einen Menschen ins Hinterteil. Der Schäferhund erwischte aber nicht etwa einen Zuschauer, sondern den Schalker Profi Friedel Rausch.
Schmerzensgeld und ein Blumenstrauß vom BVB
"Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Plötzlich rief einer: 'Vorsicht, die Hunde sind los!' Da kamen schon die Höllenschmerzen", erinnerte sich der Betroffene später. Eine Auswechslung kam nicht infrage. "Also bekam ich eine Tetanusspritze und weiter ging's."
Als Wiedergutmachung erhielt Rausch zwischen 300 und 500 DM Schmerzensgeld und einen Blumenstrauß vom BVB. Bis zu seinem Tod im Jahr 2017 erinnerte Rausch eine Narbe am Gesäß an die Beißattacke.
Doch Rausch war nicht der einzige Spieler, der während der Partie gebissen wurde. Seinen Teamkollegen Gerd Neuser erwischte es ebenfalls, allerdings am Oberschenkel. Er wurde im Gegensatz zu Rausch im Laufe der Partie ausgewechselt.
Später stellte sich heraus, dass der renitente Schäferhund gar nicht als offizieller Polizeihund im Stadion war. Stattdessen hatte sich ein Fan das Tier von einem Nachbarn ausgeliehen, um sich - als Ordner getarnt - den Eintritt ins Stadion zu erschleichen. Durch diesen cleveren Trick war die Bundesliga um eine Anekdote reicher.
170 Bundesligaspiele für den FC Schalke 04
Für Rausch hatte die Hunde-Attacke jedoch Folgen: Einerseits konnte er mehrere Tage nur auf dem Bauch schlafen.
Andererseits zogen ihn die Gegenspieler noch lange mit seinem Unglück auf. "Fast in jedem Spiel kam einer an und machte wuff-wuff", schilderte Rausch.
Trotz allem legte der gebürtige Duisburger, der in seiner gesamten Spieler-Laufbahn nur für zwei Vereine auflief - den Meidericher SV (heute MSV Duisburg) und Schalke - noch eine passable Bundesliga-Karriere hin. Für die Knappen bestritt er zwischen 1962 und 1972 170 Bundesligaspiele und erzielte dabei sechs Tore.
Große Erfolge als Trainer für Friedel Rausch
Auch als Trainer hinterließ Rausch seine Spuren im Oberhaus. Mit dem 1. FC Kaiserslautern wurde er in der Spielzeit 1993/94 Vizemeister.
1998 und 1999 bewahrte er zuerst Borussia Mönchengladbach und anschließend den 1. FC Nürnberg vor dem Abstieg in die 2. Liga.
Auf ewig in Erinnerung bleibt Rausch aber für den Hundebiss am 6. September 1969 im Revierderby gegen den BVB.