Gut gemeint, schlecht gemacht! Was als knappes Fazit unter die ersten beiden Bundesliga-Spiele des FC Schalke 04 gegen Borussia Mönchengladbach (0:0) und den FC Bayern München (0:3) gezogen werden kann, gilt im Speziellen auch für Neuzugang Benito Raman. Als großer Hoffnungsträger wechselte der Offensivmann für knapp 13 Millionen Euro von Fortuna Düsseldorf nach Gelsenkirchen. Sein Auftritte für Königsblau waren seit dem vor allem eins: harmlos.
In beiden Ligaspielen stand der Belgier in der Schalker Startelf, beide Male wurde Raman in der zweiten Halbzeit ausgewechselt. Im Heimspiel gegen Hertha BSC am kommenden Samstag (15:30 Uhr) könnte es die vorerst letzte Bewährungsprobe für den 24-Jährigen geben. Die interne Konkurrenz um Ahmed Kutucu oder Steven Skrzybski scharrt bereits mit den Hufen, will sich endlich selbst von Beginn an bewähren.
Dass der FC Schalke nach zwei Spieltagen die einzige von 18 Mannschaften ist, welche noch ohne eigenes Tor dasteht, geht auch auf die Kappe Ramans. Zweimal sollte er auf der linken Außenbahn wirbeln und vor allem seine großen Qualitäten im Tempospiel einbringen. Zweimal verkümmerte der erhoffte Wirbelwind zu einem lauen Lüftchen, welches weder die Gegenspieler aus Mönchengladbach noch aus München vor Probleme stellte.
Eine einzige Torchance hatte Raman in den bisherigen Partien zu Buche stehen. Gegen Gladbach verzog Raman in aussichtsreicher Position kläglich, gelobte daraufhin Besserung und versprach: "Ich weiß, dass die Saison jetzt nicht gelaufen ist, nur weil ich eine Chance vergeben habe. Beim nächsten Mal bleibe ich ruhiger und mache das Ding rein."
Raman nach Harmlos-Auftritt gegen die Bayern früh ausgewechselt
Das Problem: Das "nächste Mal" lässt immer noch auf sich warten. Gegen den FC Bayern lieferte Raman eine Leistung ab, die seinen Cheftrainer David Wagner zur Auswechslung nach gerade mal 51 Minuten zwang und auf den Rängen für ersten Unmut sorgte.
Null Torschüsse, 15 Ballkontakte und 44 Prozent angekommene Pässe: Wenn das Duell mit dem deutschen Rekordmeister eine Standortbestimmung sein sollte, so ist Raman derzeit noch kilometerweit von seinen Performances aus der Düsseldorfer Aufstiegssaison entfernt.
Der königsblaue Königstransfer überzeugte die Kaderplaner auf Schalke vor allem mit seiner Unbekümmertheit, seinem Offensivgeist und seiner Geschwindigkeit. Alles Attribute, die in der Katastrophen-Spielzeit der Gelsenkirchener im letzten Jahr abhanden gekommen waren.
Kutucu sammelte gegen den FC Bayern Pluspunkte
Zehn Treffer und sechs Assists wies Raman in seinem Empfehlungsschreiben aus der Saison 2018/2019 vor, die ihn zum Düsseldorfer Rekordabgang machten und ihm in den Dunstkreis der belgischen Nationalmannschaft verhalfen. Von einer direkten Torbeteiligung war der Rechtsfuß gegen die Bayern dann aber soweit entfernt wie die Knappen von der Tabellenführung.
Nachdem David Wagner seinen zwar emsig laufenden, aber letztlich völlig harmlosen Außenstürmer jeweils in der zweiten Halbzeit erlöste, dürfte es allmählich eng werden mit einer erneuten Bewährungsprobe von Beginn an.
Pluspunkte hat zuletzt vor allem Youngster Ahmed Kutucu gesammelt. Das Schalker Eigengewächs blieb zwar in der Endzone ähnlich erfolglos wie sein belgischer Teamkollege. Der 19-Jährige warf aber ansonsten mit hoher Einsatzfreude und großer Laufintensität genau die Argumente in die Waagschale, die sich Wagner eigentlich von Raman erhofft hatte.
Raman wirkt noch wie ein Fremdkörper im Schalker Spiel
"Eine meiner großen Stärken ist meine Schnelligkeit. Selbst wenn ich nicht angespielt werde, kann ich mit meinem Tempo und meinen Laufwegen Räume für meine Mitspieler schaffen", hatte der ehemalige belgische U-Nationalspieler in seinem ersten Interview auf der Schalker Vereinshomepage zu Protokoll gegeben.
Genau daran hapert es aber bisher noch: Raman wirkte zum Teil verloren auf der linken Seite, wie ein Fremdkörper im Schalker Spiel. Auch gegen Gladbach, als er immerhin 74 Minuten mitwirkte, standen am Ende nur 25 Ballkontakte zu Buche. Mitwirken an gefährlichen Schalker Offensivaktionen oder das selbst proklamierte Aufreißen von Räumen für die Nebenleute: Fehlanzeige.
David Wagner setzt in den kommenden Begegnungen seines Team gegen Berlin, Paderborn und Mainz vor allem auf Mentalität und Leidenschaft. Zur fehlenden Durchschlagskraft in der Offensive meinte der Schalke-Coach, dass das noch nicht "der Weisheit letzter Schluss" gewesen seien.
Nicht zuletzt die große Begeisterungsfähigkeit, die das Eigengewächs Ahmed Kutucu auf den Rängen der Veltins Arena wecken kann, könnten am Samstag für eine erste Rotation auf der Position des linken Flügelstürmers sprechen. "Wir sind absolut zufrieden mit Ahmeds Auftreten und seiner allgemeinen Entwicklung. Er bringt eine sehr gute Mentalität mit, seine sportlichen Qualitäten sind für sein Alter außergewöhnlich", betonte David Wagner jüngst im "kicker". Verlierer wäre in diesem Fall Raman, der im Ruhrgebiet noch nicht richtig angekommen ist.
Mats-Yannick Roth