Kanu-Oldie Ronald Rauhe ist Rekord-Weltmeister, zu seiner Familie gehört Birgit Fischer. In Szeged bestreitet der 37-Jährige seine letzte WM. Wahrscheinlich.
Sogar Ronald Rauhe hat längst den Überblick verloren. "WM-Titel habe ich 15, das kann ich noch sagen. Aber dann hört es schon auf", sagt der Kanu-Rekordweltmeister über seine Medaillensammlung und lacht. Zusammen mit Ehefrau Fanny, Olympiasiegerin von 2008 und Nichte von Kanu-Legende Birgit Fischer, wollte er eigentlich eine Vitrine basteln. Noch aber liegt der Großteil der Medaillen in einer Kiste. Kein Wunder - allein deutscher Meister ist er mehr als 60-mal geworden.
Genug hat Rauhe aber noch lange nicht. Am Donnerstag startet der 37-Jährige in seine vielleicht letzte WM, auch dort will er Gold. "Ich kann es kaum erwarten, in Ungarn zu starten. Ich habe dort viele Fans, sogar Fanclubs, die Plakate hochhalten", sagt der Routinier, der in Szeged als "Boots-Papa" mit dem Kajak-Vierer zum Titel paddeln will.
Rauhes Ziel: Gold Nummer 16
Kaum zu glauben: Seit 1999 hat "Ronny" Rauhe keine WM verpasst, nur 2015 blieb er ohne Medaille. "Ich hatte Glück, und auch meine Genetik spricht ein bisschen für mich", sagt der Mann mit der markanten Glatze. Jahrelang paddelte er im Einer oder Zweier, 2016 wollte er eigentlich aufhören. Doch dann wurde das Olympia-Programm für 2020 geändert, in Tokio geht der Vierer über die kurzen 500 m an den Start. Genau richtig für Rauhe, den Sprintspezialisten.
In Ungarn lautet das Ziel daher ganz klar Gold, es wäre Nummer 16. Mit Schlagmann Max Rendschmidt, Tom Liebscher und Max Lemke hat Rauhe schon 2017 und 2018 den Titel geholt, zudem hält das DKV-Quartett seit zwei Jahren die Weltbestzeit. Erstmals ernst wird es im Vorlauf am Donnerstag (17.15 Uhr), das Finale am Sonntag (13.21) ist das letzte Rennen der WM in der Kanu-Hochburg.
"Das ist der Gedanke, der mich jeden Tag meinen Körper quälen lässt"
Ein Selbstläufer wird die Mission Gold aber nicht, schließlich geht es für jede Nation gleich um vier Quotenplätze für Olympia. "Der Vierer ist momentan mit Abstand das härteste Rennen. Alle haben dort ihre besten Leute ins Boot gesetzt", sagt Rauhe. Überhaupt, Olympia. Schon jetzt spukt Tokio jeden Tag durch seinen Kopf. "Das ist der Gedanke, der mich jeden Tag meinen Körper quälen lässt", sagt Rauhe.
Nach Olympia soll dann endgültig Schluss sein, Szeged wäre folglich die letzte WM. Oder doch nicht? Ronald Rauhe wäre nicht Ronald Rauhe, wenn er sich nicht alle Möglichkeiten offen lassen würde. "Wenn 2021 in Duisburg die EM stattfindet, würde ich dort gerne mein letztes Rennen fahren", sagt Rauhe.
Das wiederum wäre aber kurz vor der WM, und da könne er seine Teamkollegen ja "kaum in Stich" lassen. Klingt ganz so, als ob der Vitrinen-Bau im Hause Rauhe/Fischer noch ein wenig auf sich warten lassen wird.