Alice ist sehr selbstkritisch. Wenn man bedenkt, dass Alice ein Pferd ist, darf man diese Eigenschaft durchaus ungewöhnlich nennen. "Wenn sie einen Abwurf hatte, guckt sie die Kiste mit den Mangos gar nicht an", erzählt Weltmeisterin Simone Blum über ihre Stute, die zu den besten Springpferden der Welt gehört: "Aber nach einer Nullrunde fordert sie ihre Mango regelrecht ein, und wenn sie die frisst, kann man das schon fast wolllüstig nennen."
Die Frucht darf dann auch schon mal zehn Euro kosten, das Beste ist für die einzige Stute im deutschen Team eben gerade gut genug. Blum und Alice vertreten die weibliche Fraktion in der Mannschaft von Bundestrainer Otto Becker, zusammen mit Christian Ahlmann und Clintrexo, Daniel Deußer und Tobago sowie Marcus Ehning und Comme il faut ergibt das eines der stärksten deutschen Teams der letzten Jahre.
Entsprechend deutlich formuliert die Equipe, die am Mittwoch erstmals in den Parcours geht, ihre Ziele. "Auf jeden Fall", sagt Becker, "möchten wir eine Medaille." Die Farbe steht eigentlich auch schon fest, ergänzt Ehning: "Wir müssen natürlich unsere Möglichkeiten erst mal umsetzen, aber ich hoffe schon, dass wir gewinnen." Ahlmann sieht Deutschland "weit vorne", und Deußer findet, dass "es mindestens eine Medaille sein sollte".
"Team Schnitzel" sorgt für Ruhe hinter den Kulissen
Dass Weltmeisterin Simone Blum und ihrer Alice ein ähnlicher Coup gelingt wie bei der WM in Tryon, als Alice nach fünf Nullrunden Mangos satt bekam, möchte Blum allerdings nicht unbedingt garantieren. "In Tryon war ich noch ein bisschen unbedarft", sagt sie und nippt an ihrem Kakao: "Mittlerweile gucken die anderen doch mehr auf uns." Ganz ohne Druck und Erwartungen sei sie in Tryon geritten, in Rotterdam will sie vor allem "erst mal gut für das Team abliefern".
Damit das gelingt, sind die fleißigen Helfer in der Stallgasse unermüdlich im Einsatz für die Pferde. "Unsere Pfleger sind große Klasse, sie verstehen sich auch untereinander total gut", sagt Blum. Um den Zusammenhalt zu dokumentieren, wurde das "Team Schnitzel" gegründet: Dessen Mitglieder sind in der Tat Schnitzel-Liebhaber, zum Dank für die geleistete Arbeit bekamen sie zuletzt beim CHIO in Aachen entsprechend bedruckte Handtücher von den Reitern.
Becker und die Erinnerungen an Rotterdam
Bundestrainer Otto Becker, seit zehn Jahren im Amt, hat an Rotterdam übrigens ganz besondere Erinnerungen. 1989 gehörte er in der niederländischen Hafenstadt mit seinem Pferd Lucky Luke zur deutschen Equipe, die am Ende Bronze gewann. Sein eigenen Beitrag dazu findet er kaum erwähnenswert: "Lucky Luke war ein tolles Pferd, aber nicht das schnellste, was im Zeitspringen nicht unbedingt ein Vorteil war." Drei Abwürfe kamen hinzu: "Ich hoffe doch, dass es dieses Mal besser läuft."
Team Schnitzel und Team Mango werden alles dafür tun.