Sarah Köhler hat kaum eine Chance auf eine Medaille im WM-Becken, Ex-Weltmeister Marco Koch ist noch nicht wieder ganz so weit. Die letzte Hoffnung trägt Freiwasser-Weltmeister Florian Wellbrock.
Bei der Weltrekord-Show in Gwangju schwamm Marco Koch nach einer "schlaflosen Nacht" schneller als bei seinem WM-Titel 2015, doch für eine Medaille reichte es noch nicht wieder.
"Die schnellste Zeit seit Ewigkeiten", sagte der 29-Jährige nach seinem fünften Platz im Finale über 200 Meter Brust erleichtert: "Wenn wir so weitermachen, wird es richtig gut." Nach der verpassten EM im vergangenen Jahr und Rücktrittsgedanken ist der letzte deutsche Becken-Weltmeister wieder aufgetaucht - und hat Olympia in Tokio fest im Blick: "Wir sind auf dem richtigen Weg."
In Südkorea ruhen die deutschen Hoffnungen am Schlusswochenende auf Sarah Köhler und Florian Wellbrock. Für die bislang einzige deutsche Medaillengewinnerin im WM-Becken scheint beim Endlauf über 800 Meter Freistil am Samstag weiteres Edelmetall allerdings außer Reichweite.
Nach dem Vorlauf blickte Köhler auf den Bildschirm und wunderte sich: "Sind die 100 Meter weniger geschwommen?" Die Favoritinnen um die gesundheitlich angeschlagene Rekordweltmeisterin Katie Ledecky waren deutlich schneller.
Wahrscheinlich kann nur Freiwasser-Weltmeister Wellbrock, der als Zweiter der Jahres-Weltbestenliste über 1500 Meter startet, die Bilanz des Deutschen Schwimm-Verbandes noch aufpolieren. Sonst droht dieselbe magere Ausbeute wie vor zwei Jahren in Budapest und vor sechs Jahren in Barcelona - eine einzige Silbermedaille.
Der Europameister muss allerdings den Schock über das Vorlauf-Aus über 800 Meter verdauen. "Er war positiv gestimmt, so was passiert ihm so schnell nicht nochmal", berichtete sein Vater Bernd dem "ARD"-Hörfunk.
Außenseiter Marius Kusch will überraschen
Außenseiter ist am Samstag über 100 Meter Schmetterling Vielstarter Marius Kusch, der als Fünfter in den Endlauf einzog. "Mit jedem Start fällt mir das Schwimmen immer leichter und leichter", sagte der 26-Jährige.
"Fighten bis zum geht nicht mehr" will Köhler, die vor dem zweiten Platz über 1500 Meter bereits Gold mit der Freiwasserstaffel gewonnen hatte. "Die Medaillen sind jetzt erstmal im Hintergrund, sie liegen auf dem Nachtschrank", sagte die 25-Jährige, die im Vorlauf am Freitag die sechstbeste Zeit schwamm.
Koch, der erst um 3:00 Uhr Morgens "eingedöst" war, verfehlte in 2:07,60 Minuten seinen deutschen Rekord von 2014 nur um 13 Hundertstelsekunden. Seit einem Jahr arbeitet der Frankfurter mit Ex-Bundestrainer Henning Lambertz zusammen. Der Wechsel beginnt sich auszuzahlen, es sei abwechslungsreicher und intensiver, sagte Koch: "Irgendwas ist immer drin, das einen tötet."
Rekord von Michael Phelps gebrochen
Gleich drei Weltrekorde bejubelten die Zuschauer am sechsten Wettkampftag: US-Star Caeleb Dressel (49,50 Sekunden) verbesserte über 100 Meter Schmetterling die Marke des Rekord-Olympiasiegers Michael Phelps von 2009 um 32 Hundertstel, seine Landsfrau Regan Smith (2:03,35) war über 200 Meter Rücken sieben Zehntel schneller als Missy Franklin bei Olympia 2012. Und der Russe Anton Tschupkow (2:06,12) schwamm im Koch-Rennen mit neuer Bestmarke zu Gold.
Vom Podest weit entfernt sind die deutschen Staffeln, doch ihre Ziele haben sie bislang erreicht. Poul Zellmann, Rafael Miroslaw, Jacob Heidtmann und Damian Wierling lösten über 4x200 Meter Freistil als fünftes deutsches Quartett das Ticket für die Olympischen Spiele 2020. Im Finale waren sie als Achte chancenlos.
"Auch wenn die Schwimmnation Deutschland nicht mehr die ist, die sie mal war, ist die Olympia-Quali für eine Staffel schon das Mindestziel", sagte Heidtmann. Der Fokus auf die Staffeln bei dieser WM sei wichtig für die Stimmung in der Mannschaft, "weil dadurch viele Charaktere dazugekommen sind, die ein Team tragen und mit durchbringen können".