Sir Jackie Stewart ist nicht nur wegen seiner drei WM-Titel eine der prägendsten Figuren der Formel-1-Geschichte. Am Dienstag feiert der "fliegende Schotte", der sich unermüdlich für die Sicherheit im Motorsport einsetzte, seinen 80. Geburtstag.
Im Mai musste Sir Jackie Stewart wieder Abschied nehmen. Viel zu oft hat er seine Freunde betrauert, viel zu viele Tränen hat er dabei vergossen, doch wenigstens schlief sein alter Weggefährte dieses Mal friedlich ein. "Niki Lauda wird unvergessen sein. Er war ein mutiger und tapferer Mann", sagte die britische Formel-1-Legende Stewart.
Der Tod war ein steter, dunkler Begleiter im langen und bewegten Leben des Schotten. Er sagte ihm den Kampf an - und rettete so vermutlich viele. Drei Weltmeisterschaften zwischen 1969 und 1973 gewann Jackie Stewart in der Formel 1, 27 Siege in 99 Rennen sind eine beeindruckende Bilanz. Sein großes Vermächtnis ist jedoch ein anderes: Als Pionier für die Sicherheit im Motorsport ist er unvergessen. Am Dienstag feiert Stewart seinen 80. Geburtstag.
Es wird eine große Party geben im noblen Londoner Royal Automobile Club, sogar Queen Elizabeth II., die ihn 2001 zum Ritter schlug, hat sich angekündigt. Natürlich kommen auch viele langjährige Freunde. Doch einige, die Stewart wohl gern dabei gehabt hätte, werden fehlen.
Jim Clark etwa, in Stewarts Augen der vielleicht beste Fahrer der Geschichte. Genauso Jochen Rindt, Piers Courage oder Francois Cevert - die Liste ließe sich problemlos erweitern. Während seiner Zeit hinter dem Lenkrad "sind 57 Freunde und Kollegen gestorben, oft unter schrecklichen Umständen", erinnerte sich Stewart im Gespräch mit der "Daily Mail".
"Wenn du fünf Jahre Rennen gefahren bist, war es wahrscheinlicher zu sterben als zu überleben. Es war brutal", sagte Stewart. Nie werde er das Leid der Witwen und die Furcht der Ehefrauen vergessen, die sich fragten, ob es sie als nächstes treffen würde. Die Überlebenschancen der damaligen Piloten waren gering: "Einer von Dreien hat überlebt."
Stewart wird zum Vorreiter für Sicherheit im Motorsport
Auch Stewart selbst blickte dem Tod ins Auge. 1966 kam er beim Regenrennen in Belgien von der Strecke ab und überschlug sich. Stewart war im Cockpit eingeklemmt, das Benzin lief aus, es drohte eine Katastrophe. Die dringend benötigte Hilfe leisteten nach 25 bangen Minuten seine Konkurrenten Graham Hill und Bob Bondurant.
Der Unfall wird zu einem Wendepunkt für Stewart, seine Einstellung zu seinem Sport ändert sich drastisch. Er wird zum Vorreiter, setzt sich gegen alle Widerstände unermüdlich für mehr Sicherheit ein. "Es war die unpopulärste Sache, mit der ich je konfrontiert wurde", sagte Stewart.
Doch die Arbeit zahlt sich aus. Auslaufzonen, der Ausbau der medizinischen Versorgung, der umfassende Einsatz von Streckenposten - an vielen positiven Entwicklungen hat Stewart einen Anteil.
Helen Stewart, seine Jugendliebe, die er 1962 heiratete, hat ihren Ehemann durch alle Höhen und Tiefen begleitet und ihm geholfen, die vielen Schicksalsschläge zu verarbeiten. Das Paar hat zwei Kinder und neun Enkel. "Ich habe sehr viel Glück gehabt", sagt Jackie Stewart, der der Formel 1 als Berater, Repräsentant, TV-Kommentator oder Teambesitzer in verschiedenen Rollen treu blieb.
Helen ist mittlerweile an Demenz erkrankt. Gemeinsam haben sie die Stiftung "Race Against Dementia" ins Leben gerufen, sammeln so Spenden für die Erforschung der tückischen Krankheit. "Wir benötigen den Fortschritt schon gestern, nicht erst nächste Woche", sagt er.
Sir Jackie Stewart kämpft noch immer.
