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Zahlte Dürr mit Crowdfunding seine Dopingmittel?

Gegen Johannes Dürr werden schwere Vorwürfe erhoben
Gegen Johannes Dürr werden schwere Vorwürfe erhoben
Foto: © Roland Schlager
07. März 2019, 13:41

Gestanden und weiter gedopt: Skilangläufer Johannes Dürr hat im Dopingskandal das Ansehen der Whistleblower arg ramponiert und ein ganzes Dorf in Trauer versetzt.

In der Heimatgemeinde von Johannes Dürr ist die Enttäuschung über den gefallenen Kronzeugen riesig. Bürgermeister Friedrich Fahrnberger dachte schon darüber nach, Dürrs Bild aus der Heldengalerie am Rathaus von Göstling zu entfernen. "Für uns ist das eigentlich niederschmetternd", sagte das Gemeinde-Oberhaupt dem "ORF".

Man hatte wieder auf den Skilangläufer gesetzt. 2014 war Dürr bei Olympia in Sotschi mit Doping aufgeflogen, wurde gesperrt. Doch der Ehrgeizling aus Niederösterreich gab nicht auf, quälte sich in den letzten Monaten zum Comeback, packte zeitgleich im "ARD"-Film über die Seuche Doping aus und sammelte 38.985 Euro per Crowdfunding-Aktion. "Ich selbst habe mich daran beteiligt", verriet Bürgermeister Fahrnberger.

Doch Whistleblower Dürr pfiff auf die Wahrheit und betrieb bis zuletzt wieder Blutdoping - sogar mit Hilfe des Erfurter Arztes Mark S., der erst durch Dürrs Aussagen verhaftet werden konnte. Dürr wurde zum Täter, die Staatsanwaltschaft prüft eine Anklage und will untersuchen, ob Dürr auch so dreist war, das Geld aus dem Crowdfunding-Projekt für das Eigenblutdoping zu nutzen.

Peiffer: Dürr "für mich ganz klar ein Täter"

Wie viel ist ein Whistleblower wert, der nach Strich und Faden betrügt? Für die Familie alles. Vater Franz Dürr hält weiter zu seinem Sohn. "Er soll hören, dass sein Papa hinter ihm steht, das ist mir wichtig", sagte der einzige Schmied in der 2000-Seelen-Gemeinde Göstling "noe.at". Er selbst wäre nie auf den Gedanken gekommen, "dass da etwas nicht in Ordnung ist".

Der Vater verriet, dass er in den vergangenen Monaten wenig Kontakt zu seinem Sohn hatte. Am Dienstag, dem Tag der Inhaftierung durch die Staatsanwaltschaft Innsbruck, habe er dessen Freundin eine SMS geschickt und gedacht, Johannes brauche jetzt Unterstützung. Das Doping sei ihm schon immer ein Greuel gewesen. Vor vielen Jahren, als Johannes gerade mit dem Langlaufen begann, habe er ihm gesagt: "Hanni, bevor du zu dopen beginnst, hörst du besser auf."

Doch "Hanni" hörte nicht auf den Vater und ging beharrlich seinen Weg. Für andere Sportler undenkbar und ärgerlich. Vor allem für die Biathleten, die nach dem Doping-Skandal von Seefeld nun bei ihrer WM im schwedischen Östersund ständig auf das Thema angesprochen werden. "Er ist für mich ganz klar ein Täter", sagte Biathlon-Olympiasieger Arnd Peiffer der "FAZ".

Fallen auch bei der Biathlon-WM Namen?

Peiffer widerspricht Dürrs These, dass gute Leistungen im Hochleistungssport nur durch Doping möglich seien. "Ich kann nur für mich sprechen, aber im Biathlon feiern wir Deutsche hier und da ja Erfolge, also ist es möglich", sagte der 31-Jährige aus Clausthal-Zellerfeld.

Peiffer erklärte, dass kein deutscher Biathlet in Kontakt zum inhaftierten Erfurter Arzt stand, der zentralen Figur des Dopingnetzwerkes, dass deutsche und Österreichische Ermittler in der letzten Woche bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld zerschlagen haben. "Keiner von unserem Team kennt diesen Erfurter Doc, keiner von unseren Kaderathleten ist dort", so Peiffer.

Die Ermittler hatten bei Mark S. noch 40 Blutbeutel gefunden, die Spitzenathleten noch zugeordnet werden müssen, die Blutdoping betrieben haben. Nicht wenige rechnen damit, dass auch bei der Biathlon-WM Namen fallen können. Biathlon-Königin Laura Dahlmeier beteuerte, dass das deutsche Team "absolut sauber" sei und "damit gar nichts zu tun" hätte. "Ich habe den Arzt in Erfurt namentlich nicht mal gekannt, es gibt keinen persönlichen Bezug", sagte Dahlmeier.

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