Werner Schuster feiert eine rauschende letzte WM als Skisprung-Bundestrainer. Wehmut will beim Österreicher nicht aufkommen, seinem Nachfolger legt er die Latte aber äußerst hoch.
Schöne Grüße vom Meistermacher. "Das kann sein, dass das nicht so leicht für ihn ist. Darauf muss er sich einstellen", sagte Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster in Richtung seines Nachfolgers. Dieser steht zwar weiterhin nicht fest, sicher ist aber: Die Fußstapfen Schusters auszufüllen, dessen Abschiedsvorstellung bei der WM in Seefeld bislang ein rauschendes Fest ist, wird brutal schwer.
Zwei Springen, zwei Weltmeister-Titel, drei Medaillen: Die erste Hälfte der Schuster-Gala in dessen Tiroler Wahlheimat verlief märchenhaft. "Ich bin total froh, dass ich das noch erleben darf. Dass es so eindrucksvoll klappt, ist einfach eine tiefe Befriedigung", sagte der 49-Jährige. Wehmut und Melancholie ob des nahenden Adieu verbietet sich Schuster aber ebenso wie den Blick über das Saisonende hinaus.
"Das ist im Moment absolut kein Thema", sagte Schuster, über das, was nach ihm kommt "möchte ich nicht viel nachdenken". Auf der Zielgeraden seiner elfjährigen Bundestrainer-Tätigkeit will er kein My von seiner Marschroute abweichen. Die WM-Entscheidungen im Einzel und Mixed auf der Normalschanze am Freitag und Samstag, wenn die Adler um Doppelweltmeister Markus Eisenbichler die Goldmedaillen drei und vier angreifen, geht er mit gewohnter Zielstrebigkeit, gewohntem Nachdruck an.
WM-Premiere endete in Debakel
"Wir werden jetzt eine Strategie aushecken, denn das wird eine Herausforderung. Seefeld ist eine ganz andere Schanze als die große in Innsbruck, diese wollen wir aber auch meistern", sagte Schuster. Und vieles spricht dafür, dass er sie mit seinen Jungs meistern wird.
Schon jetzt hat sich Schuster, der 2008 ohne große Erfahrung das taumelnde deutsche Skispringen übernommen hatte, ein Denkmal gesetzt, er wird als einer der erfolgreichsten Wintersport-Bundestrainer abtreten. Mit elf WM-Medaillen (Einzel- und Männer-Team) hat Schuster mittlerweile seinen großen Vorgänger Reinhard Heß bereits eingeholt, mit seinem vierten WM-Titel würde er auch in dieser Hinsicht gleichziehen.
Doch Schuster weiß aus eigener Erfahrung, dass Rückschläge unvermeidlich sind - er selbst erlebte bei seiner WM-Premiere 2009 in Liberec mit Platz zehn im Teamwettkampf ein historisches Debakel. Schusters mutmaßlicher Nachfolger, sein ehemaliger Assistent Stefan Horngacher, erlebt derzeit seine Weltmeisterschaftskrise: Seine Polen blieben im Einzel- und im Mannschafts-Wettbewerb ohne Medaille, was einer kleinen nationalen Katastrophe gleichkommt.
Schuster wollte "immer geordnete Strukturen hinterlassen"
"Mein Ziel war immer, geordnete Strukturen zu hinterlassen und auch den Verband auf höherem Niveau zu stabilisieren. Das ist gelungen", sagte Schuster und machte seinem Nachfolger dann doch noch etwas Mut: "Mit dieser Mannschaft muss niemandem angst und bange sein. Man kann nicht immer Gold gewinnen, die Mannschaft hat Perspektiven, ob mit mir oder ohne mich."
Wie es mit ihm selbst weitergeht, darüber schweigt sich Schuster aus. Es bleibt offen, ob er federführend Österreichs Nachwuchs in Stift Stams flottmachen wird, wie es der ÖSV gerne hätte. Oder ob er doch in Deutschland bleibt und eine zentrale Rolle in der neuen nationalen Akademie spielt, wie es der DSV unbedingt möchte. Vom ORF danach gefragt, wo er seine Zukunft sehe, meinte Schuster grinsend: "Die Malediven wären nicht schlecht."
