Er hatte Bob-Geschichte geschrieben, doch der völlig coole Francesco Friedrich wollte erst einmal die Fakten wissen. "Wie weit simmer denn vorne", fragte Friedrich nach seiner historischen Fahrt. Erst als klar war, wie knapp er beim Weltcup-Finale im kanadischen Calgary seine makellose Saison perfekt gemacht hatte, grinste der Doppel-Olympiasieger und nahm die Gratulationen seiner geschlagenen Konkurrenz entgegen.
"Das spielt schon eine große Rolle. Heute wollten wir es dann doch unbedingt", sagte der 28-Jährige in der ARD. Acht Siege in acht Zweierbob-Rennen waren vor dem Sachsen noch niemandem gelungen. Zusammen mit Anschieber Thorsten Margis setzte sich Friedrich nach zwei Läufen mit 0,09 Sekunden Vorsprung auf Co-Olympiasieger Justin Kripps (Kanada) durch und fügte seinem ärgsten Rivalen eine Woche vor der WM in Whistler (25. Februar bis 10. März) eine bedeutungsvolle Heimniederlage zu.
Am kommenden Wochenende steigen die Titelrennen im kleinen Schlitten, Friedrich hat nun gezeigt, dass er Kripps auch auf einer kanadischen Bahn schlagen kann. Zudem schickte Mariama Jamanka ein Jahr nach ihrem sensationellen Olympiasieg mit dem Triumph im Gesamtweltcup eine sportliche Kampfansage an die Konkurrenz.
"Das ist eine überragende Leistung", sagte Bundestrainer Rene Spies zu Friedrich, der am Sonntag auch im großen Schlitten (21.30 Uhr MEZ) den Triumph im Gesamtweltcup perfekt machen möchte. "Wenn wir nächste Woche vier Mal gut die Bahn herunterkommen, dann ist alles möglich. Dann müssen die anderen schon ordentlich etwas zeigen, um mitzuhalten", sagte Friedrich: "Die WM kann kommen."
Auch für Johannes Lochner, der im Zweier-Rennen mit Anschieber Christopher Weber auf den dritten Rang (+0,23) fuhr. Nico Walther und Paul Krenz belegten den fünften Platz (+0,44).
"Megageil": Jamanka feiert ersten Gesamtsieg
Jamanka war auf der kanadischen Olympiabahn von 1988 mit Anschieberin Annika Drazek nicht zu schlagen und holte erstmals die Kristallkugel für die beste Fahrerin der Saison. Die 28-Jährige ist die erste deutsche Gesamtsiegerin seit Cathleen Martini im Jahr 2012. Am Samstag setzte sie sich vor Weltmeisterin Elana Meyers Taylor aus den USA durch. "Es ist megageil. Wir freuen uns total", sagte Jamanka.
Die Olympia-Vierte Stephanie Schneider und Anschieberin Ann-Christin Strack sorgten mit dem dritten Rang für ein hervorragendes Ergebnis der deutschen Frauen bei der WM-Generalprobe.
Der Erfolg in Calgary war bereits Jamankas vierter Sieg im achten Saisonrennen, in der Gesamtwertung liegt sie mit 1712 Punkten deutlich vor Schneider (1596), die in diesem Winter zweimal gewann. Meyers Taylor (1470) kam erst in den vergangenen Wochen immer besser in Form und schloss als Gesamtdritte ab.